ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Die Senioren Weltmeisterschat (+50 und +65) wurde nach Dresden wieder in einer zentralen europäischen Metropole ausgetragen – in Prag.
Ein überaus und überraschend starker Gegner stellte allerdings bald alles auf den Kopf und verdarb den engagierten Senioren vorzeitig den Wettkampf um einen möglichen Titel. Das Coronavirus überschattete die gut organisierte Senioren-Mannschafts-WM. Nach SIEBEN Runden dann das AUS!
Zwar waren die Organisatoren aus Pardubitz allen zwischenzeitlich erlassenen Auflagen exzellent nachgekommen, gegen den Notstand in Tschechien und die Schließung der Grenzen am Freitag, den 13.3.2020 mussten sie sich jedoch geschlagen geben.
Lediglich drei Siegern war es erlaubt an der Preisverleihung, die am Donnerstag schnellstens organisiert worden war, teilzunehmen um aufs Siegerpodest zu klettern.
Am nächsten Tag dann die chaotische Flucht aus Prag. Bis Mitternacht mussten alle das Land verlassen haben. Der Deutsch-Tschechische Zugverkehr wurde eingestellt, Flüge umgebucht, aufgeregtes Auschecken aus den Hotels war die Folge.
Ich gebe zu, ich hatte den verdammten Coronavirus ziemlich unterschätzt und habe am Freitag, den 13.3. wie wahrscheinlich alle anderen Teilnehmer gezittert, rechtzeitig nach Hause zu kommen. Die Züge waren überfüllt, aber es war mir egal, Hauptsache ich war in Richtung Deutschland unterwegs.
Wie die wunderschöne goldene Stadt an der Moldau den Schach-Teilnehmern in Erinnerung bleiben wird, ist schwer zu sagen.
Das Resultat ist bekannt. Gewinner der +50 sind 1. USA, 2. Lasker Schachgesellschaft, 3. Tschechien 1, 4. Island.
Das Team der Lasker-Gesellschaft
Bei den +65 belegten den ersten Platz Russland, den zweiten Frankreich, den dritten Lokomotive Leipzig und den vierten Deutschland 1.
Unsere Mannschaft – Deutschland 1 (Knaak, Scheveljev, Hort und Buchal) wurde durch die abrupte Beendigung des Turniers am meisten getroffen. Leider, leider bekamen wir keine Gelegenheit mehr, unseren Tabellenstand in den fehlenden zwei letzten Runden zu verbessern. Und das, obwohl wir als einzige Mannschaft in Runde fünf den Favoriten und späteren Turniersieger Russland mit 2,5:1,5 besiegten. Quel drame!
Matchwinner Rainer Knaak
Hätten Andrej Babiš, der Präsident von Tschechien und Angela Merkel ihre Entscheidung, die Grenzen zu schließen nur um zwei Tage verschoben, hätten wir auf dem Siegertreppchen stehen können. Hätte, Wette, Fahrradkette!
In Runde sechs kam für uns vier die Ernüchterung. Deutschland – Israel 0,5: 3,5. Wir mussten die Rechnung dafür zahlen, dass wir ohne unseren Ersatzmann Bodo Schmid angereist waren. Bodo hatte im letzten Moment aus Krankheitsgründen absagen müssen. Der Deutsche Schachbund, bei dem ich mich aufrichtig bedanke, konnte es auf die Schnelle nicht mehr schaffen, einen adäquaten Ersatzmann zu finden. So spielten wir das ganze Turnier zu viert.
Falls wir Frankreich geschlagen hätten, wäre auch noch der zweite Platz möglich gewesen. Hätte, Wette, Fahrradkette, ach ja!
Wichtiger ist, das begreifen wir alle heute, die Infektions-Kette zu unterbrechen. Bleiben wir also alle schön zu Hause am Schachbrett!
Der Sieg 2,5:1,5 gegen Russland wird man lange nicht vergessen. Zeigte er doch, dass auch der russische Baum im Schach nicht in den Himmel wächst.
Wir werden sehen, wer bei der Europa-Mannschaftsmeisterschaft 2021 in Dresden die Nase vorn haben wird…
Wir von Deutschland 1 waren ein gutes Team und ich glaube, ich kann für alle sprechen, dass wir uns recht wohl gefühlt haben als Truppe. „Un pour tous, tous pour un“, war unser Slogan, den wir uns von Alexandre Dumas ausgeliehen hatten.
Ich war meinen Teamkollegen auch sehr dankbar dafür, dass sie mir meine unkorrekte Remis-Reklamation in Runde sieben nicht übel genommen haben. Hätte ich nämlich nicht einen Zug zu früh reklamiert, wären wir nach Runde 7 auf dem dritten Platz gelandet, mit Medaille! Und schon wieder Hätte, Wette!
Vielleicht mit neuer Chance 2021 in Dresden? „What ever will be, will be.“ Hauptsache Coronavirus ist bis dahin besiegt!
Nicht nur die Organisatoren aus Pardubitz waren traurig über das vorzeitige Ende des Turniers. Einziges Geheimnis bleibt für mich, die Tatsache, dass alle Teilnehmer außer den Mobiltelefonen auch ihre Armbanduhren abgeben mussten.
Warum um Himmels Willen die Armbanduhren?
Jewgeni Sweschnikow protestierte gegen diese Regelung und viele Teilnehmer unterschrieben seine Petition. Es half nichts! Eine Willkür der Organisatoren?
Sweschnikow erreichte trotz allem an Brett zwei mit 6,5 aus 7 den Top-Score in diesem Turnier der +65 in Prag.
Jedenfalls haben uns die Organisatoren aus Pardubitz mit diesem Erlass viele unvergessliche Momente am Schachbrett bereitet.
Lange Jahre habe ich mich pessimistisch durchs Leben geschlagen, in Zeiten von Corona bin ich allerdings zum Optimist mutiert. So glaube ich fest daran, dass wir uns im August 2020 in Pardubitz beim Schachfestival wiedersehen können.
Der Deutsche Schachbund hat in diesen Krisenzeiten viel zu tun. Ich wünsche ihm ein glückliches Händchen. Gens una sumus!
PS:
Denkt daran, dass in Krisenzeiten nicht nur zwei, wie in meiner Anekdote „Kroatische Weisheit“ (Hort: Meine Schachgeschichten, Seite 99) sondern drei Sachen lebensnotwendig sind:
1. Optimismus.
2. Guter Stuhlgang
3. Toilettenpapier!!!!!!
Vlastimil Hort: Meine Schachgeschichten, Nava-Verlag, 22 Euro
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Meine Schachgeschichten, Rezension...