Eine strategische Lehrstunde - Erdogmus spielt Spanisch-Abtausch

von Johannes Fischer
08.12.2025 – Glaubt man einem gängigen Klischee, so spielen junge Spieler taktisch und ältere Spieler strategisch-positionell. Doch die fünfte Partie des 6-Partien-Wettkampfs in Monte Carlo zwischen dem 34-jährigen Maxime Vachier-Lagrave, der seit Jahren zur absoluten Weltklasse zählt, und dem 14-jährigen türkischen Talent Yagiz Kaan Erdogmus strafte dieses Klischee Lügen. Die ersten vier Partien des Wettkampfs endeten alle mit Remis, doch dann gelang Erdogmus mit einer Partie aus dem Strategielehrbuch der erste Sieg.

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Emanuel Lasker und Bobby Fischer haben mit der Abtauschvariante im Spanier (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.Lxc6!?) eine Reihe bemerkenswerter Partien gewonnen, aber theoretisch gilt die Variante als ungefährlich. Ja, mit dem Abtausch verpasst Weiß dem Schwarzen einen Doppelbauern und hofft darauf, alle Figuren tauschen zu können und ein gewonnenes Bauernendspiel zu erreichen, aber in der Regel erhält Schwarz mehr als genügend Gegenspiel. Doch in der fünften Partie im „Kampf der Generationen“ gegen Maxime Vachier-Lagrave in Monte Carlo kam es anders.

Das Autorenduo Luther/Jordan bietet ein Repertoire auf Grundlage der Abtausch-Variante nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. Lxc6 an. Auch Nebenvarianten im 3.Zug wie das Jaenischgambit u.a. werden abgedeckt.
Die spanische Verteidigung ist eine der ältesten Eröffnungen überhaupt und eine gute Möglichkeit für Weiß, auf Eröffnungsvorteil zu spielen. Doch Schwarz kann unter einer Vielzahl von verschiedenen Systemen wählen wie der Steinitz-Verteidigung, der Zaitsev- oder Breyer-Variante oder auch der Berliner Verteidigung, um nur einige zu nennen. Mitunter sind diese Systeme sehr komplex und erfordern vom Weißspieler eine Menge Variantenkenntnis. Ist diese nicht vorhanden, geht der Überblick verloren und die entstehenden Stellungen können dem Anziehenden im wahrsten Sinne des Wortes „spanisch“ vorkommen. Damit das nicht geschieht, bietet Ihnen das Autorenduo Luther/Jordan ein Repertoire auf Grundlage der Abtausch-Variante nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. Lxc6 an. Wann immer es möglich ist, wird der Springer auf c6 geschlagen, wonach die typische Doppelbauernstruktur c6/c7 bei Schwarz erscheint. Hauptaugenmerk wird dabei auf die strategischen Feinheiten der entstehenden Stellungen gelegt. Doch auch alle weiteren Versuche des Nachziehenden seine Eröffnungsprobleme zu lösen, werden abgehandelt, sodass dem Weißspieler ein komplettes Repertoire gegen die spanische Verteidigung zur Verfügung steht. Ein interaktiver Taktikteil, eine Partie im bewährten Zug um Zug Format und eine Datenbank mit 100 Partien runden das Ganze ab. Nach Durchsicht der DVD ist der Zuschauer gewappnet, mit Zuversicht diese Eröffnung zu spielen, sodass er zukünftig die Frage Kommt Ihnen das „Spanisch“ vor? getrost verneinen kann.

Da die ersten vier Partien des Wettkampfs ohne viel Spannung oder Aufregung alle Remis ausgingen, muss Vachier-Lagrave die sechste und letzte Partie gewinnen, um den Wettkampf unentschieden zu halten.

Alle Partien des Wettkampfs

Kampf der Generationen


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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