13.06.2018 – Anlässlich des 150sten Geburtstages von Emanuel Lasker vergibt die Emanuel-Lasker-Gesellschaft acht Preise für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Schachkultur. Den fünften "Lasker 2018" erhielt das Schachdorf Ströbeck. Thomas Weischede übergab den Preis an die Leiterin des Schachmuseums von Ströbeck Kathrin Balzer. | Fotos: Dieter Kunze
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Anlässlich des 150sten Geburtsjahres von Emanuel Lasker, dem einzigen deutschen Schachweltmeister, vergibt die Emanuel-Lasker-Gesellschaft einen Sonderpreis, den "Lasker 2018", für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Schachkultur.
Im Laufe des Jahres werden von der Emanuel-Lasker-Gesellschaft insgesamt acht Lasker 2018 vergeben. Nach der "Schachstiftung GK", "ChessBase", der kulturellen Schachzeitung "Karl", der Münchner Schachstiftung erhielt nun das Schachdorf Ströbeck den fünften Lasker 2018.
Ende Mai überreichte Thomas Weischede einen Lasker 2018 im Rahmen des Ströbecker Maiturnier an die Leiterin des Schachmuseums in Ströbeck Kathrin Balzer.
v.l.n.r.: Joachim Borgmann (Lebendschach Ensemble), Frank Willke (Schachvereins Ströbeck), Kathrin Baltzer (Schachmuseum Ströbeck), Thomas Weischede
Schachdorf Ströbeck
Das Dorf Ströbeck liegt im Nordharz, etwa 60 Km südlich von Braunschweig in der Nähe von Halberstadt und hat 1200 Einwohner. Seit dem 11.Jahrhundert spielt das Schachspiel in Ströbeck eine besondere Rolle und ist mit der Geschichte des Ortes eng verwoben. 1823 wurde Schach in der Ströbecker Schule sogar zum regulären Unterrichtsfach. Vor ein paar Jahren wurde die Schule jedoch geschlossen.
Laut der Überlieferung wurde im Jahr 1011 der Wendenherzog Gunzelin als Gefangener von Bischof Arnulf II. in den auch heute noch existierenden Ströbecker Wartturm eingesperrt. Ströbecker Bauern bewachten ihn. Bald war dem Gefangenen langweilig und er bat um ein Schnitzmesser und Holz. Daraus schnitzte er Schachfiguren und malte sich ein Schachbrett auf den Tisch. Schließlich brachte er seinen Wächtern das Spiel bei. So kam das Schachspiel nach Ströbeck und erlangte bald große Popularität. Überall im Dorf, im Gasthaus und in den Spinnstuben wurde Schach gerne gespielt. Obwohl Ströbeck im Dreißigjährigen Krieg vollständig verwüstet wurde, hat die Tradition bis heute überdauert.
Als im 17.Jh. kurbrandenburgische Beamte Steuern eintreiben wollten, wurden sie zum Schach um die Steuern heraus gefordert und verloren die Partie. Am 13.Mai 1651 kam der Kurfürst selbst und wollte nach dem Rechten sehen. Er setzte sich in alter Tradition auf freiem Feld vor den Schachtisch. Doch auch diese Partie gewannen die Ströbecker. Zur Anerkennung schenkte der Kurfürst den Ströbeckern ein kostbares Schachbrett, das heute im Schachmuseum zu sehen ist. In der Mitte des Wappens Kurbrandenburgs ist dort folgende Inschrift zu lesen:
"Daß Sereniß, Curfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg und Fürst zu Halberstadt, Herr Friedrich Wilhelm, dieses Schach-und Curierspiel am 13.Mai 1651 dem Flecken Ströbke aus sondern Gnaden verehret und bei ihrer alten Gerechtigkeit zu schützen gnädigst zugesagt, solches ist zum ewigen Gedächtnis hierauf verzeichnet."
Seit dem 17.Jh. gibt es den Brauch, dass der Bräutigam sich seine Braut erst noch erspielen muss. Dabei trat er gegen einen ausgewählten Spieler, meist den Dorfschulzen, an. Es durfte nicht in die Partie hineingeredet werden. Nur wenn der Ströbecker Vertreter einen Fehler zu machen drohte, hatten die Zuschauer das Recht, ihn zu warnen. Sie riefen dann: "Vadder, mit Rat!" (Gevatter, mit Bedacht, oder: Pass auf!). Falls der Bräutigam verlor, musste er ein Strafgeld in die Gemeindekasse zahlen.
Die Tradition des heute noch vorgeführten Lebendschach geht auf das Jahr 1688 zurück. In diesem Jahr machten die Ströbecker Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig auf ihr Hochzeitsrecht mit Schachspiel aufmerksam. Daraufhin lud der Herzog den Dorfschulzen Söllig zu sich und einem Schachspiel ein. Söllig war in Begleitung seines achtjährigen Sohnes, der an einer kritischen Stelle nach Ströbecker Recht rief: "Vadder, mit Rat". Tatsächlich vermied der Vater so einen Fehler und gewann die Partie. Den scharfsichtigen Sohn aber ließ der Herzog daraufhin bei sich studieren. Valentin Söllig wurde nach dem Tode des Herzogs 1738 zunächst Hofdiakonus und 1749 Prediger in Hasselfelde.
Der alte Wartturm aus dem Jahr 1011 ist auch heute noch in Ströbeck zu sehen und heißt jetzt Schachturm. Im Schachmuseum sind viele Zeugnisse der Ströbecker Schachgeschichte zu sehen. Seit kurzer Zeit ist auch das "Gasthaus zum Schachspiel" wieder eröffnet, dass es seit dem 17.Jh in Ströbeck gibt. In der Mitte des Dorfes ist der "Platz zum Schachspiel". Dort ist in den Dorfplatz ein lebensgroßes Schachspiel eingepflastert.
1940 drehte die UFA einen kleinen Film über das Schachdorf.
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