Naujac 2012: 15. Wein-Open
Text: Eva Maria Zickelbein Fotos: Eva Maria Zickelbein, Katrin Kramer, Ute
Glöckner
Bereits zum 15. Mal fand in diesem Sommer das Wein-Open in Naujac-sur-Mer statt.
Das Dorf liegt auf der Halbinsel des Médoc ungefähr 60 Kilometer von Bordeaux
entfernt. Nur circa 8 Kilometer sind's bis Pin Sec, einem der schönsten Strände
Frankreichs (5. Platz, siehe
http://fr.voyage.yahoo.com/p-promotions-3362535).
Zur anderen Seite sind es auch nur wenige Kilometer bis ins Médoc, eine der
bekanntesten Weingegenden Frankreichs.
Das Turnier findet alljährlich zu Saisonbeginn in der NaujacerSalle des Fêtes
statt. Eröffnet wird damit die Saison auf dem Campingplatz "La Rochade", der
seit 1994 von den Internationalen Meistern Rike und Jules Armas betrieben wird.
Der Campingplatz liegt malerisch im Pinien- und Birkenwald und verfügt neben
viel Platz für Zelte und Wohnwagen mittlerweile auch über fast 50 so genannte
Mobile-Homes, die sehr komfortabel mit zwei Schlafzimmern, Wohnzimmer, Dusche,
Toilette und Küche ausgestattet sind. So müssen Campingmuffel nicht auf ein
bisschen Bequemlichkeit verzichten und können trotzdem diese absolut gelungene
Mischung aus Schach und Urlaub genießen.
Der Campingplatz verfügt darüber hinaus über folgende Annehmlichkeiten und Freizeitattraktionen:
Zwei Waschhäuser, Waschmaschine, zwei Grillplätze, Pool, Badesee mit Wasserrutsche
und Strand, Beachvolleyballfeld, Fitnessparcours, Minigolf, Kicker, Trampolin,
Hüpfburg, Waterballs und einen Bouleplatz! Außerdem gibt es eine kleine Restauration,
hier bekommt man morgens Frühstück, mittags ein Tagesgericht und Kleinigkeiten
und abends Pizza und andere Snacks.
Und natürlich gibt es auch ein Schachhaus, in dem den ganzen Tag - und die ganze
Nacht - geblitzt werden kann und ein Draußen-Schach, das natürlich besonders
von den Kindern geliebt wird. Der Campingplatz ist sehr ruhig und eignet sich
auch sehr für Familien mit Kindern - die Kinder können sich einfach frei bewegen
und den ganzen Tag ungehindert spielen. Autos verkehren kaum und wenn im Schritttempo.
Und für uns Schachnerds gibt es auf dem ganzen Platz gratisWirelesslan, das
allerdings nicht in jedem Mobile-Home funktioniert.
Es ist aber immer möglich, in ein kleines Internetcafé zu gehen, das sich in
der Nähe der Rezeption befindet. Wenn man gern Fahrrad fährt, kann man wunderbar
zum Schach oder in die Bar oder zum Einkaufen ins Dorf fahren, für ambitioniertere
Radfahrer ist natürlich auch der Weg zum Strand, ca. 8 Kilometer, kein Problem.
Auf dem Weg zum Strand befindet sich übrigens das Dorf St. Isodore, das zur
Gemeinde Naujac-sur-Mer gehört und wo sich zwei Tennisplätze in sehr gutem Zustand
befinden, die man für einen geringen Stundenpreis mieten kann.
Die Einfahrt zum Campingplatz La Rochade.
Zelten im Birkenhain für Naturfreunde ist ebenso möglich wie…
…das Logieren in einem komfortablen Mobile-Home mit zwei Schlafzimmern, Küche,
Bad, Toilette und Wohnzimmer.
Birkenallee auf dem Campingplatz mit Mobile-Homes und Wohnwagen.
Neu in diesem Jahr ist die Minigolfanlage, natürlich im Schachdesign (links
im Hintergrund der Pool).
Liebevoll gestaltete Details - dem Springer fehlt ein Zahn, der wohl von einem
Amateur mit einem scharfen Ball ausgeschlagen wurde - machen die Anlage zu einer
belieben Freizeitbeschäftigung bei Kindern und Erwachsenen, Schachspielern und
Nicht-Schachspielern.
Natürlich auch sehr beliebt, besonders bei den Kleinen: Die Hüpfburg! Davor
die Fitnessgeräte, links der Spielplatz und die Tischtennisplatte.
Ebenfalls eine Attraktion: Die so genannten Waterballs! Die Bälle werden mit
einer Art Föhn mit Luft gefüllt und dann kann man in einem flachen Bassin nach
Herzenslust "rumkugeln".
Mia und Alina Kramer aus Hamburg macht's sichtlich Spaß.
Zahlreiche Aktionen während der Sommermonate machen den Aufenthalt auf dem Campingplatz
zu einem Erlebnis: Neben größeren und kleineren Schachturnieren und Lehrgängen
gibt es auch Grillfeste, Paellaessen, Tanzabende, Spielturniere, ein Bouleturnier
u. v. m. Auf der Homepage des Campingplatzes findet man das
Programm
für die Sommermonate.
Der Chef Jules Armas teilt beim Grillfest persönlich die südfranzösischen Würsten
Merguez aus. Ursprünglich kommen die zumeist aus einer Mischung aus Rind und
Lamm hergestellten Würstchen aus Nordafrika.
Natürlich freuten wir uns wieder besonders, während des Wein-Opens die letzten
EM-Spiele sehen zu können. Leider nur wurden wir durch das 0:2 gegen Italien
unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt…
…was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat - hier Merijn van Delft mit
Anthony, Sohn von Silvia und Didier Collas.
Wenn nicht gerade Schach oder Minigolf gespielt oder im Pool geplanscht wird,
ziehen der Strand und der herrliche Atlantik natürlich magisch an:
In den Sommermonaten ist die Badestelle am Strand von Pin Sec bewacht, die Kraft
des Meeres sollte nämlich auf keine Fälle unterschätzt werden. Ende Juni und
in der ersten Julihälfte ist auch noch fast nichts los, später füllt sich der
Strand schon erheblich. Neben Franzosen sind hier natürlich auch viele Deutsche
anzutreffen, außerdem Niederländer und Belgier.
Die gesamte Küste bis runter nach Spanien ist ein Surferparadies. Am Strand
von Pin Sec können auch Surfkurse belegt werden.
Wer möchte da nicht reinspringen?
Das kleine Dörfchen Naujac-sur-Mer aus der Vogelperspektive. In der Dorfmitte
gibt es um den obligatorischen Platanenplatz alle, was in einem französischen
Dorf standardmäßig vorhanden ist: Kirche, Hôtel de Ville (Rathaus), Schule,
Bar, Post und eine Alimentation (kleiner Lebensmittelladen). Quelle:
http://naujac2008.canalblog.com.
Der Festsaal in dem das Wein-Open nun schon zum 15. Mal ausgespielt wurde.
Blick in den Turniersaal: In diesem Jahr war die Teilnehmerzahl mit 64 leider
nicht so hoch, dafür hatte jeder einen Tisch für sich. Das Turnier ging in diesem
Jahr vom 24. Juni bis 02. Juli, das ist für viele Franzosen zu früh, da die
Sommerferien erst am 5. Juli beginnen. Auch in vielen deutschen Bundesländern
beginnen die Ferien später. Die Organisatoren überlegen, das Turnier im 2013
eine Woche später zu starten.
In diesem Jahr spielten keine Großmeister, dafür aber fünf internationale Meister
mit: Vincent Colin, Silvia und Didier Collas, Adrien Demuth und Merijn van Delft.
Weiterhin eine relativ große Gruppe von Spielern von 2100 bis 2300, darunter
viele junge französische Talente.
Das Turnier wurde am Ende eine sichere Beute des Lokalmatadoren Adrien Demuth,
der 7 aus 9 erreichte und der seine vier Remispartien schlau auf seine jungen
französischen Freunde und auf zwei IM's verteilte. Die turnierentscheidende
Partie zeigt ihn auf diesem Foto gegen Antoine Favarel, der am Ende durch einen
Schlussrundensieg gegen Merijn van Delft noch fünfter wurde. Adrien Demuth spielte
diese Partie in der achten Runde und schlug mit Weiß in einer spannenden und
langen Partie Antoine Favarel aus Bordeaux.
Merijn van Delft gelang es bei seiner siebten Teilnahme beim Wein-Open zum ersten
Mal nicht, in die Preisränge zu kommen. Hier spielt er in der vierten Runde
gegen seinen Hamburger Schüler Julian Kramer, der seinem Trainer arg zusetzte
und ihn zum Schluss noch ins Remis entwischen ließ. Mit einem Sieg in der neunten
Runde gegen Antoine Favarel hätte sich Merijn van Delft dann noch noch "in den
Wein" spielen können, konnte seine deutlich bessere Stellung jedoch nicht umsetzen
und verlor am Ende sogar noch.
Freundschaftliche Analyse auf der Terasse des Mobile-Home: Merijn van Delft,
Tobi Dierkes, Thomas Willemze und Julian Kramer.
Zur Siegerehrung versammelten sich alle Sieger und die Offiziellen zum Gruppenfoto
mit Wein und Waage.
Die Motoren des Turniers: Der Präsident des Naujacer Schachklubs Stéphane Bastin
mit Rike und Jules Armas. Stéphane Bastin und Jules Armas tragen T-Shirts des
renommierten Châteaus Haut Marbuzet (St. Éstephe), das neben Langoa Barton (St.
Julien) und der Sociendo Mallet (Haut Médoc) zu den Sponsoren des Turniers gehört.
Weitere unterstützende Weingüter: La Cardonne, Peyrabon, Blaignan, Grand Art
und Micalet.
Der Sieger mit Pokal auf der Waage und der Taktik, sich möglichst weit nach
hinten zu lehnen, um das Gewicht zu erhöhen. Dies ist Adrien Demuth gelungen,
den 84 Flaschen waren die Ausbeute.
Der dritte Platz ging an den bulgarischen IM DimitarMarholev, bei einem solchen
Turnier natürlich der Schrecken eines jeden Ausrichters. Er brachte 108 Flaschen
auf die Waage, die zum Glück ja noch durch 3 geteilt wurden.
Familienpreis: Zwar verfehlte IM Didier Collas genau wie die beiden anderen
IM's Vincent Colin und Merijn van Delft die Preisränge, dafür feierte er seinen
Geburtstag und seinen Hochzeitstag! Und nicht zu vergessen: Seine Frau Silvia
Collas stellte die Familienehre wieder her und holte den Damenpreis!
Julian Kramer drehte nach seiner Remise gegen seinen Trainer groß auf und schlug
mit Schwarz den französischen Meister U20 Paul Velten, musste dann jedoch zwei
hoffentlich lehrreiche Niederlagen hinnehmen und endete auf 5,5 aus 9 als bester
U16-Spieler. Das Foto zeigt ihn mit seiner kleinen Schwester Mia, die so auch
noch einmal aufs Podium durfte!
Nicolas Faugerolle wurde bester Spieler aus Naujac.
Fußball
Auch in diesem Jahr wollten die Franzosen unbedingt ein Fußballmatch auf dem
Platz des Naujacer Fußballklubs austragen. Nachdem sie in den letzten Jahren
immer ziemlich chancenlos untergegangen waren, witterten sie in diesem Jahr
ihre Chance, weil extrem viele junge Franzosen teilnahmen und relativ wenig
Ausländer vor Ort waren.
Das Team Frankreich vor dem Anpfiff, es fehlen aber noch einige Spieler.
Das Team International, eigentlich ein Team Holland-Deutschland. Obere Reihe
von links: David Thalwitzer, Denis Resnjanskij , Henning Voß, Klaus-Peter Kramer,
Tobi Dierkes, Benjamin Zickelbein. Untere Reihe: Eva Maria Zickelbein, Merijn
van Delft, Julian Kramer und Thomas Willemze. Zaungäste: Anthony Collas und
Mia Kramer.
Zu Beginn war es wirklich ein ausgeglichenes Spiel, doch dann steckten die beiden
Niederländischen IM's ihre Köpfe zusammen und entschieden: So kann es nicht
weitergehen. Die beiden drehten auf und machten quasi im Alleingang die entscheidenden
Treffer.
Schönes holländisches Passspiel: Merijn van Delft startet durch, Thomas Willemze
spielt den genauen Pass.
Bekommt den Ball zurück und dreht nach dem 1:0 zufrieden ab.
Schiedsrichter Jules Armas stellt die internationale Mauer vor einen Freistoß
der Franzosen.
Eva Maria Zickelbein, im falschen Trikot, stellt sich dem französischen Angreifer
Quentin Loiseau entgegen.
Beim Stand von 5:2 für das Team International hatten bisher "nur" Niederländer
die Tore gemacht: Thomas Willemze zwei und Merijn van Delft drei. Da hielt es
Benjamin Zickelbein nicht mehr in seinem Kasten und er schaltete sich gegen
Spielende immer wieder mit nach vorn ein. Als Krönung machte er dann den 6:2
Entstand.
Auffälligster Spieler der Franzosen war Ezra Kirk, hier am Ball. Er brillierte
nicht nur beim Fußball, auch im Wein-Open schaffte er es mit 6,5 aus 9 aufs
Podest!
Ein schöner Fußballvormittag geht zu Ende - à l'annéeprochaine, les Français!
Visite de Château
Ebenfalls ein fester Programmpunkt ist die Weingutbesichtigung, schließlich
befinden wir uns in einem der besten Weinanbaugebiete der Welt!
In diesem Jahr besichtigten wir das Château Noaillac im kleinen Örtchen Jau-Dignac
et Loirac.
Natürlich dauert es noch ein paar Monate bis zur Ernte.
Hier lagert aber schon der Wein aus 2011 in so genannten Barriques, Eichenfässern,
ca. 12 Monate, bevor er in die Flaschen umgefüllt wird.
Das Besondere in diesem Jahr: Seniorchef Xavier Pages höchstpersönlich führte
uns durch das Weingut und erläuterte den Herstellungsprozess von der Ernte bis
zur Abfüllung.
Zum Abschluss steht dann natürlich auch immer die Weinprobe an, die mit einem
Rosé begann. Dann folgten die verschiedenen Weine des Château Noaillac und mit
Monsieurs Pages' Erläuterungen sind wir wieder ein bisschen weiter auf dem Weg
zum Weinkenner gekommen!
Das Château Noaillac produziert 350.000 Flaschen im Jahr - hier wird gerade
der 2010er Jahrgang abgefüllt.