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"Ein Leben ohne gute Weine und Schweinefleisch finde ich auf Dauer etwas anstrengend ..."
Ihr überraschender Fortgang nach Ankara hatte vor einigen Monaten für reichlich Aufregung in der deutschen Schachszene gesorgt. Aber jetzt kehrt die Frontfrau der Republik zurück in die Heimat: Mit Wirkung zum 30.11.2012 hat Elisabeth Pähtz ihren Job als Coach der B-Auswahl der türkischen Frauenmannschaft gekündigt. Und wenn es nach den Vorstellungen der nunmehrigen Ex-Trainerin geht, wird sie den Neustart vor vertrautem Publikum gleich mit einem Paukenschlag beginnen: Die 27-jährige möchte bei der "7. Internationalen Damenschachgala", zu der die Tageszeitung "neues deutschland" am letzten Tag des Monats November ins Verlagsgebäude in der Nähe des Berliner Ostbahnhofs einlädt, ihren fünften Sieg feiern. Keine leichte Aufgabe, denn vor allem die russische Europameisterin und Blitzschach-Weltmeisterin Valentina Gunina, 23, will bei der Titelvergabe auch ein gewichtiges Wort mitreden. Im Interview mit dem Hamburger Autor René Gralla zieht Elisabeth Pähtz eine Bilanz ihres Ausflugs in die Türkei und äußert sich zu den eigenen Chancen beim Schnellturnier am kommenden Freitag.
RENÉ GRALLA: Schon viermal sind Sie bei der Internationalen nd-Damenschachgala als Erste durch’s Ziel gegangen. Entsprechend erwarten Ihre Fans von Ihnen, dass Sie auch 2012 wieder gewinnen. Ist das eine Belastung für Sie?
ELISABETH PÄHTZ: Nein, überhaupt nicht. Die einzige „Belastung“ ist vielleicht, dass ich bisher entweder ganz vorne oder ganz hinten gelandet bin und der „Druck“, nicht wieder Letzte zu werden, nach wie vor da ist. Mein Ziel ist das Finale.
R. GRALLA: Ihre schärfste Konkurrentin wird die Europameisterin und Blitzschach-Weltmeisterin Valentina Gunina aus Russland sein. Können Sie auch diese Gegnerin schlagen?
E. PÄHTZ: Valja ist im Schnellschach weniger überzeugend als im Blitzschach. Daher sollte ich sie besser vor einem eventuellen Blitzstichkampf – im Fall von Punktegleichheit – zu schlagen versuchen.
R. GRALLA: In den vergangenen Monaten haben Sie die B-Auswahl der türkischen Damennationalmannschaft trainiert. Ihre Bilanz?
E. PÄHTZ: Ich habe Talente betreut, die sich früher oder später hoffentlich einen Platz in der Nationalmannschaft erkämpfen werden, das sind ausnahmslos noch Mädchen, die Älteste ist 16 Jahre alt gewesen. Allerdings kann ich leider keine wirkliche Bilanz ziehen, weil ich die Mädchen nur im Lehrgang gesehen habe und weil mir die Turniererfahrung mit ihnen fehlt.
R. GRALLA: Wie sah Ihre Arbeit in der Türkei konkret aus?
E. PÄHTZ: Ich habe in Ankara gewohnt und dort direkt am Sitz der Föderation gearbeitet. Ab und zu bin ich zu gesondertem Einzeltraining mit Nezihe Ezgi Menzi nach Istanbul geschickt worden, die 14-jährige ist eine der Nachwuchshoffnungen der Türkei.
R. GRALLA: In der Türkei ist in den vergangenen Jahren intensiv das Schulschach gefördert worden. Mehr als 2,2, Millionen Kinder und Jugendliche haben seitdem das Königliche Spiel gelernt. Ein Vorbild für Deutschland?
E. PÄHTZ: In der Türkei fließt viel Geld in Fußball, Volleyball und Basketball – aber eben auch in das Schach. Das sind Möglichkeiten, die der Deutsche Schachbund DSB leider nicht besitzt. Daher ist es schwierig, von einer Vorbildfunktion zu reden.
R. GRALLA: Woher kommt das Geld für Schach? Vom türkischen Staat?
E. PÄHTZ: Nein, die Türkische Schachföderation wird ausschließlich vom Bankhaus „IS-Bankasi“ finanziert, das sponsert jährlich Millionenbeträge. Und dass die IS-Bank als Sponsor gewonnen werden konnte, dieser Erfolg ist allein Ali Nihat Yazici zu verdanken, der bis Anfang November Präsident der Türkischen Schachförderation war. Ich denke, dass die Verantwortlichen beim Deutschen Schachbund DSB über keine vergleichbaren persönlichen Kontakte verfügen. Hinzu kommt, dass Schach nicht sonderlich populär ist in Deutschland. Außerdem ist Ali Nihat Yazici ein Mann gewesen, der buchstäblich an jede Tür geklopft hat, um neue Sponsoren zu gewinnen. Ob es in Deutschland Leute beim DSB gibt, die etwas Ähnliches machen, weiß ich nicht. Allerdings hat die Türkische Föderation wie gesagt seit dem 5.11.2012 eine neue Führung, das ist jetzt Frau Gülkiz Tulay. Und wie sich das auf die künftige Arbeit der Föderation auswirken wird, bleibt abzuwarten.
R. GRALLA: Sie haben Ihr Vertragsverhältnis als Trainerin in der Türkei mit Wirkung zum 30. November gekündigt. Warum?
E. PÄHTZ: Weil nach dem Verständnis, das ich von einer Verpflichtung als Trainerin habe, der Job in der Türkei übermäßig viel mit bürokratischer Tätigkeit befrachtet war, während die praktische Arbeit mit den Spielerinnen viel zu kurz kam. Abgesehen davon finde ich ehrlich gesagt ein Leben ohne gute Weine und Schweinefleisch auf Dauer etwas anstrengend …(lacht)
R. GRALLA: Wie geht es jetzt für Sie weiter, nach Ihrer Rückkehr aus der Türkei?
E. PÄHTZ: Noch habe ich keinen neuen Job oder Plan für 2013, jedoch mache ich mir darüber gar keine Gedanken.
Weitere Berichte zur ND-Damen-Schachgala:
Vorbericht zur 7. Internationalen nd-Damenschachgala
Hanna Marie Klek, U16-Jugend-Vizeweltmeisterin 2011, zu ihrer Teilnahme an der 7. Internationalen nd-Damenschachgala