
Erster
Emiratisch-Deutscher Jugendschachaustausch
Das Jahr 2011 begann für die Deutsche Schachjugend mit
einem echten Paukenschlag, denn vom 3. bis 5. Januar 2011 kam erstmals eine
Jugenddelegation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu einem
Vergleichskampf gegen zehn deutsche Jugendliche nach Berlin.
Die Veranstaltung wurde
organisiert von der Emiratisch-Deutschen Freundschaftsgesellschaft unter der
Schirmherrschaft des Ehrenvorsitzenden der Emiratisch-Deutschen
Freundschaftsgesellschaft Sheikh Hamdan bin Zayed Al Nahyan und dem
Altbundeskanzler Gerhard Schröder und in Kooperation mit dem VAE Schachbund und
der Deutschen Schachjugend.
Der
Kontakt entstand über die Emiratisch-Deutsche Freundschaftsgesellschaft, die es
sich zur Aufgabe gemacht hat, den wirtschaftlichen, aber vor allem den
kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern zu fördern und dabei besonders
den Jugendbereich im Auge hat.
Die
Deutsche Schachjugend schrieb die Veranstaltung offen aus und viele
Interessierte meldeten sich. Am Ende waren dies die zehn Glücklichen, die an der
eindrucksvollen Veranstaltung teilnehmen durften:
Nadine Stitterich (Wür), Katrin Häcker (Wür), Jens Kotainy (NRW), Blasius Nuber
(Bay), Lukas Eicher (Bay), Tobias Pfadenhauer (Bay), Marius Eilert (Nds), Henrik
Jacobsen (S-H), Isaak Falke (S-H), Bastian Höger (S-H).
Die Beigeisterung der Teilnehmer war groß, die folgenden Zitate belegen dies:
„Wir hatten viel Spaß mit den arabischen Jugendlichen. Alle waren sehr
freundlich und aufgeschlossen und auch mit der Verständigung gab es kaum
Probleme. Höchstens kleine Missverständnisse, wie zum Beispiel: „Would you mind
if I add you on Facebook?“ - „ Facebook, YES!!“ Aber auch diese konnten schnell
ausgeräumt werden. Leider sind die drei Tage viel zu schnell vergangen, wir
hoffen aber, dass es bald zu einem Wiedersehen kommen wird.“ Katrin Häcker
„Das erste Zusammentreffen zwischen deutschen und emiratischen
Schachspielern war eine wunderbare Angelegenheit, bei der erste
freundschaftliche Bande geknüpft wurden.“ Tobias Pfadenhauer
„Für mich persönlich war der erste Abend mit dem gemeinsamen Essen mit den
Gästen aus den Emiraten richtig beeindruckend, weil sowohl die Atmosphäre im
ABION Hotel als auch die interessanten Gespräche mit den Jugendlichen der
Emirate etwas Besonderes waren. Abschließend kann ich nur sagen, dass ich mich
schon auf den neuen Jugendaustausch in den Emiraten freue, zu dem uns die
Emirate schon eingeladen haben.“ Isaak Falke
Doch
der Reihe nach:
Wir trafen die Jugendlichen aus den Emiraten am ersten Tag bei einem festlichen
Abendessen. Vertreter beider Schachverbände, der Botschaft der Vereinigten
Arabischen Emirate und des Bundesaußenministeriums sowie natürlich der
Emiratisch-Deutschen Freundschaftsgesellschaft waren anwesend und hielten
Begrüßungsreden.

Christian Warneke, Präsident der DSJ und
Sheikh Saoud Bin
AbdelAziz El Moualla,
Präsident der
Schachföderation der VAE


Um einen guten
Eindruck zu hinterlassen, hatten wir uns alle in Schale geworfen, manch einer
hatte sich extra einen neuen Anzug gekauft und einige Jungs sich sogar eine
Krawatte umgebunden.
Gespielt wurden 10 Runden, sodass jeder Deutsche gegen jeden arabischen
Jugendlichen anzutreten hatte. Die Bedenkzeit betrug 30 Minuten. Wir wussten
vorher nicht genau wie stark unsere arabischen Gegner sein würden. Da unsere
Mannschaft eher unausgeglichen stark besetzt war, war es umso überraschender für
uns, dass wir alle Runden relativ klar gewannen, wenn auch die letzte nur knapp
mit 6:4.








Allerdings ließen sich die Jugendlichen der Vereinigten Arabischen Emirate von
unserer Überlegenheit nicht beeindrucken und spielten mit hervorragendem
Kampfgeist bis zur letzten Runde. Die Deutschen gewannen den Schachvergleich
letztendlich recht deutlich mit 75,5 : 24,5 Punkten. Der Erfolg fiel jedoch
eindeutig zu hoch aus, denn so deutlich war die Überlegenheit der Deutschen
nicht, es fehlte den Jugendlichen aus den Emiraten vor allem an Routine und der
notwendigen Spielpraxis, so dass die DSJ-Vertreter zum Ende der einzelnen
Partien so manch kritische Stellung in der Zeitnotphase umbiegen konnten. Es war
ein fair gespieltes Turnier, Partien wurden miteinander analysiert und es gab
keine Proteste. In der Wertung der besten Spieler der Delegationen konnte sich
Blasius nach einem spannenden Blitzstichkampf, der erst in der dritten Runde
entschieden wurde, gegen den punktgleichen Jens durchsetzen.


Der beste Spieler der Emirate war FM Ahmed Abbas Khouri, der gegen keinen
deutschen Spieler einen ganzen Punkt abgegeben hat, außer gegen Nadine und
Katrin.

Aber viel wichtiger als der schachliche Aspekt der Veranstaltung war natürlich
der Jugendaustausch und die Zusammenführung der beiden Schachföderationen. Wir
merkten schnell, das unsere Freunde aus den Emiraten sehr nette und
liebenswürdige Menschen sind, mit denen man sich sehr gut und ungezwungen
unterhalten konnte, wobei die sprachlichen Hindernisse mit Englisch von den
Jugendlichen stets überwunden wurden.
Der kulturelle Höhepunkt des Jugendaustausches war der Besuch in der Botschaft
der Vereinigten Arabischen Emirate, in der wir die Möglichkeit hatten, deren
Kultur besser kennen zu lernen, was sehr interessant war. Im Botschaftsgebäude
befindet sich eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Emirate mit vielen
Exponaten, zum Beispiel traditionellen arabischen Gewändern, Schmuck.
Handwerkszeuge etc. Außerdem wurde ein Film über Dubai gezeigt und es gab ein
leckeres Abendessen mit vielen arabischen Gerichten. Unser Dank gilt an dieser
Stelle der besonderen Gastfreundschaft der Botschaft der VAE.


Gruppenbild in der Botschaft

Sheikh Saoud Bin
AbdelAziz El Moualla und Christian Warneke

Austausch der Wappen

FM Ahmed Abbas Khouri,
als bester Spieler aus der VAE, wird geehrt

Blasius Nuber und Jens Kotainy, beste deutsche Spieler

Gruppenbild der Offiziellen
Interessant war auch
der Besuch im Deutschen Bundestag, bei dem die Gäste aus den Emiraten viele
Fragen zur deutschen Geschichte und bezüglich der Teilung gestellt haben, woran
man erkennen kann, dass es wirklich ein nachhaltiges Interesse an unserer Kultur
von Seiten der Emirate gibt.

Gruppenbild im Bundestag

In der Reichskuppel




Im Anschluss an die Besichtigung, die mit einer Begehung der Reichtagskuppel
endete, machten wir eine Stadtrundfahrt, die für alle spannend war, da nicht nur
die emiratischen Gäste, sondern auch viele der deutschen Jugendlichen zum ersten
Mal in der Bundeshauptstadt waren. Die Stadtrundfahrt endete mit einer
Überraschung, wir ließen (auf Wunsch der Einen, zum Unverständnis der Anderen)
das Abendessen im Hotel ausfallen, um zu McDonald’s zu gehen…
Auch an den Abenden traf man sich am Schachbrett. So brachten wir den Freunden
aus den Emiraten Tandem bei und der emiratische Betreuer Tarek AlTaher
organisierte ein spontanes Blitzturnier, das Blasius für sich entscheiden
konnte. Der beste Spieler der Emirate war Abdulla Al-Kaabi, der nach sehr
starkem Spiel auf Platz 3 landete.
Der Dank aller Teilnehmer geht an die Emiratisch-Deutsche
Freundschaftsgesellschaft für die hervorragende Organisation in Verbindung mit
der Deutschen Schachjugend und den Schachfreunden des VAE Schachbundes, die
zusammen eine einwandfreie Veranstaltung ermöglicht haben, die mit der
Siegerehrung am Mittwoch und dem gegenseitigen Überreichen weiterer
Gastgeschenke der Föderationen gebührend abgeschlossen wurde.
Natürlich trafen sich beide Delegationen, während die Jugendlichen am
Schachbrett kämpften, auch zu einer intensiven Beratung über künftige
Schachkontakte. Die Gesprächsführung lag in den Händen des Präsidenten der
Schachföderation der VAE Sheikh Saoud Bin AbdelAziz El Moualla und dem
Vorsitzenden der Deutschen Schachjugend Christian Warneke. Vereinbart wurde
unter anderem eine Einladung an die DSJ in die Emirate, wahrscheinlich zum Ende
diesen Jahres. Angedacht wurde ein Internetvergleichskampf auf dem
ChessBase-Server, gegenseitige Einladungen zu Turnierbesuchen, Maßnahmen im
Trainingsbereich. Es kann sich aus dieser Auftaktveranstaltung in Berlin einiges
entwickeln, davon waren beide Delegationen überzeugt und die Emiratisch-Deutsche
Freundschaftsgesellschaft wird dies auch künftig mit Rat und Tat begleiten
(Katrin Häcker,
Isaak Falke, Tobias Pfadenhauer, zusammengefasst von Jörg Schulz)