Eröffnungsübersichten in ChessBase Magazin 129

von ChessBase
24.04.2009 – Die Sizilianische Najdorfvariante ist so schwer zu bekämpfen, dass viele Spieler ihr einfach nur ausweichen wollen. Doch die meisten dieser Ausweichsysteme verzichten ganz auf d2-d4 und stellen den Schwarzen vor keine große Herausforderung. Das von Alexey Kuzmin in CBM 129 vorgestellte Anti-Najdorf-System beginnt mit 2.Se2 und kommt nur nach 2...d6 - also der Versuch, zu Najdorf zu kommen - ohne den direkten Vorstoß des d-Bauern aus (aber 2...e6 3.d4 bzw. 2...Sc6 3.d4); es geht mit 3.g3 weiter, evtl. soll noch c3 und d4 folgen.Mehr Eröffnungsübersichten in CBM 129, im Shop kaufen Beschreibung des Beitrags im Heft von CBM 129 Kuzmin: Sizilianisch 2.Se2 d6 3.g3

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Die Capablanca-Keres-Variante

Von Alexey Kuzmin

1.e4 c5 2.Se2 d6 3.g3

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts begann Exweltmeister Jose Raoul Capablanca, regelmäßig das System mit 2.Se2 gegen die Sizilianische Verteidigung anzuwenden, und in den folgenden Jahrzehnten wurde dies von dem estnischen Großmeister Paul Keres aufgegriffen. In unserer Zeit existiert es allerdings weniger als eigenständiger Aufbau, sondern lediglich als "Anti-Najdorf"-System. Das heißt, nach 2…Sc6 oder 2…e6 zieht Weiß doch d2-d4 und führt die Partie damit wieder in normale Sizilianisch-Abspiele zurück, da Schwarz andernfalls nach 3.g3 den Vorstoß d7-d5 in einem Zug verwirklichen könnte. Nach 2…d6 dagegen ergibt der Plan des Königsläuferfianchettos durchaus schon mehr Sinn. Genau dies ist die Behandlungsweise von Vallejo Pons, in dessen Eröffnungsrepertoire das System mit 2.Se2 einen wichtigen Platz einnimmt.

3…g6

Der Plan mit der Läuferentwicklung nach g7 wirkt am logischsten. Schwarz mobilisiert seine Figuren im Stile des geschlossenen Sizilianers, wobei er seinen Druck auf das Feld d4 verstärkt und in vielen Varianten Weiß daran hindert, das Zentrum zu besetzen. Anzumerken ist, dass die Züge g6, Lg7, Sc6, e5, Sge7 oder Sf6 in praktisch jeder Reihenfolge geschehen können. Das Spiel von Weiß kann ebenfalls beträchtlich variieren. Dies macht es schwer, Varianten genau zu klassifizieren, da sich ein und dieselbe Stellung als Resultat vieler verschiedener Zugfolgen ergeben kann.

4.Lg2 Lg7 5.c3

Im Fall von 5.0-0 gelingt es Schwarz, den Vorstoß d2-d4 zu verhindern. In vielen Abspielen allerdings verzichtet Weiß absichtlich darauf und setzt seine Hoffnungen stattdessen auf Aktionen am Damenflügel...

Die Variante 5…Sc6 6.c3 e5 7.a3 Sge7 (7...a5!?) 8.b4 0-0 9.d3

sieht man in der Partie Motylev,A - Hou Yifan 1-0.

Nach 5.c3

hat Schwarz drei Hauptmöglichkeiten.

A) 5...e5 6.d4 Sc6

Nun hat Weiß die Wahl. Er kann in ein leicht besseres Endspiel einlenken, obwohl es schwer fällt, hier ein reales Plus herauszuholen: 7.dxc5 dxc5 8.Dxd8+ Sxd8!? (8...Kxd8) 9.Sa3, Magem Badals,J - Mchedlishvili,M ½-½.

Alternativ dazu ist es auch möglich, die Spannung im Zentrum mittels 7.Le3 aufrechtzuerhalten - siehe die Partie Vallejo Pons,F - Li,C 1-0. In einem kompliziertem Mittelspiel hat der Anziehende dann recht gute Chancen, Vorteil zu erhalten.

B) 5...Sc6 6.d4 cxd4 7.cxd4

Die Aufgabe des Zentrums rechtfertigt sich in Verbindung mit dem Plan 7...e6 8.0-0 Sge7 nebst d6-d5. Andere Fortsetzungen (7...Lg4 8.f3 Ld7; 7...Sf6; 7...Db6) sind weniger logisch, siehe Bruzon Bautista,L - Abreu Delgado,A 1-0.

C) 5...Sf6 6.d4 0-0 7.0-0 Sbd7 8.h3 Tb8

Ein recht origineller Plan. Der letzte schwarze Zug dient weniger dem Vormarsch des b-Bauern als vielmehr einer effektiven Vorbereitung der Figurenentwicklung im Stil der Reti-Eröffnung mit vertauschten Farben. Nach 9.Le3 b6 kann der Nachziehende mit vollwertigem Spiel rechnen. Dabei sind wir durch Zugumstellung in der Partie Burmakin,V - Sibilio,M 1-0 gelandet.

Pläne in Verbindung mit der Läuferentwicklung nach e7 scheinen mir weniger logisch, obwohl auch diese Methode angewandt wurde, und zwar von so starken Großmeistern wie J. Polgar, Areshchenko, Dvoirys…

1.e4 c5 2.Se2 d6 3.g3 Sf6 4.Lg2 Sc6 (oder 4...e5 5.c3 Le7 6.d4 cxd4 7.cxd4 0-0) 5.c3 e5 6.d4 cxd4 7.cxd4 

7...Lg4 (7...Da5+ bzw. 7...exd4 sind nicht besser), und in Karjakin,S - Areshchenko,A ½-½ erreichte Weiß ein leichtes Plus.

Eine weitere interessante Möglichkeit für Schwarz besteht in einer Flügelaktion bereits im dritten Zug - 3...h5!? 

Nach 4.h3 kann der Nachziehende nun eine Variante anstreben, in der die Einschaltung der Züge h5 und h3 zu seinen Gunsten ausfällt - vielleicht mit 4…d5.

Prinzipieller ist 4.d4 cxd4 (4...h4!?) 5.Sxd4 h4 6.gxh4, Romanov,E - Loskutov,O 1-0.

Eine sehr ernstzunehmende Erwiderung ist meines Erachtens das relativ unpopuläre 3...d5.

Nach 4.Lg2 dxe4 5.Sbc3 sollte Schwarz dann nicht versuchen, sich mit 5...f5?! an den Mehrbauern zu klammern, da 6.0-0 Sf6 7.d3 bzw. 6.d3 Weiß gute Kompensation gibt, sondern einfach 5…Sf6 spielen - siehe Vallejo Pons,F - Dunis,A 1-0 - oder auch Khairullins Idee 5...e5!?, mit ausgezeichneten Chancen, seine Eröffnungsprobleme erfolgreich zu lösen.


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