Erfolgreiche deutsche Talente in Kopenhagen

von Marco Baldauf
30.07.2014 – Der Politiken Cup in Kopenhagen hat eine lange Tradition und ist traditionell stark besetzt. Dieses Jahr gewann der Chinese Xiangzhi Bu mit 9 aus 10 vor GM Maxim Matlakov und GM Gawain Jones. Auch der deutsche Nachwuchs spielte stark: U16-Meister Jan-Christoph Schröder (Bild) holte eine GM-Norm, Rasmus Svane kam in die Preisränge. Bericht und Analysen...

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300 Teilnehmer aus über 25 Nationen gingen beim Politiken Cup, der vom 21. bis 29. Juli stattfand, an den Start. Das beachtliche Preisgeld sowie die letzte Chance, sich für die Olympiade in Tromsø einzuspielen, lockte über 20 Großmeister nach Helsingør, darunter auch Georg Meier, die Nummer fünf der deutschen Rangliste und Mitglied der deutschen Olympiamannschaft.

Das Turnier gewann der Chinese Xiangzhi Bu, der mit 9 Punkten aus 10 Partien eine eindrucksvolle Leistung ablieferte. Mit 8 aus 10 und einem Punkt Rückstand folgte eine Gruppe von vier Großmeistern, von denen Maxim Matlakov und Gawain Jones die beste Wertung hatten und die Plätze zwei und drei belegten. Mit seinem Sieg beim Politiken Cup schraubt Bu, der in der Saison 2006 und 2007 für den TV Tegernsee schon einmal in der Bundesliga spielte und in der Weltrangliste vom Juli 2693 Punkte aufweist, seine Elo-Zahl weiter nach oben. Bei der Olympiade in Tromsø ist er trotzdem nicht dabei.

1999 wurde Bu im Alter von 13 Jahren der GM-Titel verliehen was ihn damals zum
jüngsten Großmeister aller Zeiten machte - ein inoffizieller Titel, den er 2002
an Sergey Karjakin abtreten musste.

Richard Rapport spielte sich für die Olympiade ein, kam auf 8 aus 10
und wurde so nach Wertung Sechster. Rapport gilt als eines der größten ungarischen Talente
und liegt mit einer Elo-Zahl von 2701 zur Zeit in der Weltrangliste der Junioren hinter Anish Giri auf Platz zwei.

Der einzige deutsche Großmeister im Feld war Georg Meier, der kurz zuvor beim GM-Turnier in Dortmund einen sensationellen zweiten Platz belegte und dabei unter anderem gegen Ex-Weltmeister Vladimir Kramnik gewann. Doch nach starkem Beginn kam Meier in Kopenhagen kurz vor Schluss außer Tritt.

Georg Meier

In Runde 5 spielte Meier eine mutige Angriffspartie gegen den frisch gebackenen schwedischen Meister Daniel Semcesen:

 

Danach folgten in Runde sechs ein nie gefährdetes Schwarzremis gegen den französischen Spitzenspieler Romain Edouard und ein weiterer Sieg in Runde sieben:

 

Doch danach lief nicht mehr viel zusammen. Meier verlor in den Runden acht und neun zwei Partien in Folge und verabschiedete sich damit vom Kampf um den Turniersieg.

Eines der größten deutschen Talente der letzten Jahre ist Rasmus Svane.

Rasmus Svane

Nach dem Gewinn des IM-Titels hat Svane jetzt den GM-Titel im Visier und hoffte beim Politiken Cup auf die Chance, eine GM-Norm zu erzielen. Nach gutem Start traf Svane in Runde vier mit Evgeny Romanov das erste Mal im Turnier auf einen Großmeister und hatte bereits in der Eröffnung Probleme:

 

Wie stark er bereits ist und dass er durchaus gute Aussichten auf den GM-Titel hat, bewies Svane dann im weiteren Verlauf des Turniers. So stand er in seiner Partie gegen Romain Edouard, immerhin Mitglied der starken französischen Nationalmannschaft, das gesamte Mittelspiel hindurch besser, aber verlor am Ende nach einem Übersehen doch noch.

 

Dafür gelang Svane in der letzten Runde gegen Alexander Moiseenko, der Nummer eins der Setzliste, ein stark gespielter Sieg, der ihn in die Preisränge katapultierte.

Wie energisch Svane spielen kann, bewies er auch in seiner Partie gegen Rewitz. Der Schwarze wählte eine Variante, die als schlecht gilt und kam schnell unter die Räder.

 

Aus deutscher Sicht erfreulich war auch das Abschneiden von Jan-Christian Schröder, der amtierende deutsche U16-Meister. Nach acht von zehn Runden hatte er bereits genug Punkte für seine insgesamt zweite IM-Norm, doch plötzlich war auch eine GM-Norm möglich. Alles, was er brauchte, war ein Remis in der Schlussrunde.

Jan-Christoph Schröder

Nach erbitterten Kampf sicherte sich Schröder in der letzten Runde den letzten halben Punkt zur GM-Norm, landete mit 7,5 aus 10 unter den Top Ten und gewann ein ordentliches Preisgeld.

Seine Zähigkeit hatte Schröder zuvor in zwei Siegen gegen Großmeister bewiesen. In beiden Fällen war der deutsche Meister U16 in eine schwierige Stellung geraten, in beiden Fällen verteidigte er sich geschickt und in beiden Fällen wollten die Gegner zu viel, überzogen die Stellung und wurden eiskalt ausgekontert.

 

Kreative Eröffnungsbehandlung zeigte ChessBase-Autor Alejandro Ramirez:

 

Das große Open war ein Highlight, aber nicht das einzige. So standen unter anderem abendliche Vorträge, eine Simultan-Vorstellung des dänischen Großmeisters Sune Berg Hansen, ein Team-Blitz-Turnier sowie ein Schachturnier für Kinder auf dem Programm.

Stärkster Däne im Feld: GM Lars Schandorff

Erzielte seine dritte IM-Norm: der erst 13-jährige Australier Anton Smirnov

Auch Altmeister Jan Timman gab sich die Ehre

Simultanveranstaltung mit dem sechsfachen dänischen Meister Sune Berg Hansen

Kids Cup

Tabelle

Pl. Politiken Cup ELO Po MiBu SoBer
1 GM Xiangzhi Bu 2693 9 57,5 59,75
2 GM Gawain C B Jones 2665 8 57 54,25
3 GM Maxim Matlakov 2685 8 56,5 55,25
4 GM Maxim Rodshtein 2671 8 54 51
5 GM Parimarjan Negi 2645 8 53 49,25
6 GM Richárd Rapport 2701 57 52,25
7 GM Evgeny Romanov 2643 55,5 49,5
8 FM Jan-Christian Schröder 2370 53,5 47
9 GM Alejandro Ramirez 2580 52,5 48,25
10 GM Jonny Hector 2483 52,5 47,5
11 GM Lars Schandorff 2529 51,5 47
12 GM David Smerdon 2519 51 46
13 IM Rasmus Svane 2494 50,5 45,75
14 GM Daniel Semcesen 2471 50 44,75
15 GM Jean Pierre Le Roux 2560 50 44,25
16 FM Anton Smirnov 2334 49,5 42,5
17 IM Moulthun Ly 2466 47,5 44,25
18 GM Tiger Hillarp Persson 2564 7 54,5 43,75
19 GM Jan H. Timman 2610 7 53,5 45,5
20 GM Rui Gao 2529 7 53 41,5
21 GM Georg Meier 2632 7 52 43,75
22 FM Junta Ikeda 2402 7 52 42
23 GM Matthieu Cornette 2532 7 51 42,75
24 IM Aryan Tari 2412 7 50,5 42
25 GM Carsten Høi 2401 7 49 36,25
26 GM Jens Kristiansen 2412 7 48 39,5
27 FM Jacob Carstensen 2375 7 46,5 39
28 IM Kevin Roser 2406 7 46,5 38,75
29 Rasmus Thøgersen 2089 7 46,5 36
30 FM Johnni Veng 2244 7 46,5 35,75

Partien

 

Fotos: Turnierseite


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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