16.04.2024 – Jan Markos ist ein slovakischer Großmeister und Erfolgsautor. Neben einigen Büchern hat er inzwischen auch einen vielgelobten Fritztrainer-Kurs aufgenommen. Stafan Liebig sprach mit dem Autor und Trainer über die Geheimnisse des effektiven Schachtrainings.
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Wer die ersten beiden Teile gesehen hat, wird sich freuen: Im Mai erscheinen drei neue ChessBase-Kurse vom slowakischen Großmeister Jan Markos. Sie sind die Fortsetzung der Serie „Middlegame Secrets“ – einer beeindruckenden Videoserie mit innovativem Lehransatz.
In den ersten beiden Teilen seiner Mittelspielgeheimnisse vermittelte der studierte Theologe und Philosoph auf mitreißend sympathische Art, über welche Fähigkeiten die Dame und die Türme verfügen. Ziel von „The Power of the Queen“ und „The Potential of the Rook” war es, „die Figuren in ihrer vollen Schönheit zu präsentieren und zu zeigen, welche Vor- und Nachteile die Schwerfiguren haben“. In den neu erscheinenden Folgen sind dann König, Läufer und Springer an der Reihe …
Großmeister der Didaktik
Der 38-jährige Vater zweier Kinder ist ein außergewöhnlicher Didakt. Zwei der drei von ihm veröffentlichten Schachbücher erhielten in Schachkreisen renommierte Preise: Das 2018 erschienene „Under the Surface“ wurde von der Englischen Schachföderation als „Book of the year“ ausgezeichnet und die FIDE verlieh dem gemeinsam mit seinem Freund und tschechischen Weltklassespieler David Navara veröffentlichten Buch „The Secret Ingredient“ im Jahr 2021 den „Averbakh-Boleslavsky Award“.
Überraschend in seiner Veröffentlichungsreihe ist lediglich, dass sich das erste seiner Bücher „Beat the kid“ aus dem Jahr 2008 mit Königsindisch befasste. Denn er selbst setzt beispielsweise seit Jahrzehnten auf seinen Sweschnikow-Sizilianer und ist alles andere als ein Eröffnungsfan: „Ich habe Schüler um die 2000 Elo, die sich besser mit Eröffnungen auskennen als ich. Aber wenn sie aus ihrem Buch sind, dann wissen sie halt oft nicht, wie es weitergehen soll.“
An dieser Stelle setzt seine Passion ein. Er möchte das königliche Spiel verstehen, hinter die strategischen Finessen und taktischen Tricks blicken, um Muster zu erkennen. Als Theologe und Philosoph möchte er offenbar auch die Seele des Schachs ergründen. Beeindruckend übrigens, dass er mit seinen geisteswissenschaftlichen Büchern als Autor und als Referent in Unternehmen eigenen Angaben zufolge etwa Zweidrittel seines Lebensunterhalts bestreitet und es ihm trotzdem 2014 gelang über die magische 2600er-Elomarke zu klettern. Zu mehr fehlten ihm aber zum einen die Ambitionen und der Spaß am Eröffnungsstudium, zum anderen war ihm seine Familie, seine geisteswissenschaftliche Forschung und seine vielen Hobbys wie Kochen, Japan und Poesie zu wichtig.
Geheimnisse der Figuren
In vielen Schacholympiaden und Mannschaftseuropameisterschaften für sein Heimatland Slowakei erhielt er auf höchster Ebene die Gelegenheit, die Geheimnisse der Figuren zu ergründen. Dieses Wissen gibt er seit vielen Jahren an seine Schachschüler weiter. In den im Mai erscheinenden Folgen seiner Mittelspielreihe geht er auf die Einsatzmöglichkeiten von König, Läufer und Springer ein. Wer seine Bücher kennt, wird einiges Bekanntes entdecken und sich über weiterführende Inhalte zu diesen Themen freuen. Ziel des Autors ist die Steigerung des Spielverständnisses. Dazu tragen einfache Faustregeln und Ideen zum Einsatz der Figuren bei. Denn jede Figur sollte unter verschiedenen Aspekten betrachtet werden: Sie kann aktiv unsere Ziele umsetzen, sie kann verwundbar sein und Schutz benötigen und sie kann ein Störfaktor sein, der andere Figuren behindert. Insbesondere gibt Markos lehrreiche Empfehlungen, was zu machen ist, wenn man ratlos vor einer komplizierten Stellung sitzt und einem keine sinnvollen Züge in den Sinn kommen.
Doch wie steht der Buchautor eigentlich zu dem im Verhältnis zu Büchern noch neuen Medium der Videokurse?
„Ich liebe Schach und ich liebe Bücher. Aber als Schachspieler bin ich natürlich offen für neue Wege. Videokurse haben den Vorteil, authentisch vom Großmeister eine Erklärung und eine Strukturierung zu bekommen. Gleichzeitig baut man so etwas wie eine persönliche Beziehung auf – am Ende eines Kurses ist im Idealfall ein Gefühl von Freundschaft entstanden.“
Markos verweist aber auch auf die Vorteile von Büchern:
„Das Blättern und Vergleichen ist einfacher und irgendwie fühlt man sich als Autor in der Tradition Nimzowitschs und anderer großer Schachautoren.“
Er selbst ist mit den Schachbüchern seines spielstarken Vaters (Elo um die 2000) aufgewachsen und erinnert sich besonders gerne an die Bücher von Pachman, Kotov und Dvoretzkij – sowie an das Buch „The Test of Time“ von Kasparov, das er in seiner erfolgreichen Jugendzeit gleich mehrfach gewann. Ein guter Grundstein war damit gelegt – er gewann sowohl slowakische Jugend- als auch Erwachsenenmeisterschaften und wurde U16-Europameister.
Lassen Sie uns gemeinsam lernen, wie man die besten Felder für die Dame im frühen Mittelspiel findet, wie man diese Figur auf dem Brett navigiert, wie man den Damenangriff zeitlich abstimmt, wie man entscheidet, ob man sie tauscht oder nicht, und vieles m
„Enjoy the game – you have to like it!” – so lautet die Spielphilosophie von Jan Markos. Er weiß, dass viele Amateure zwar ambitioniert sind, aber wegen familiärer oder beruflicher Verpflichtungen oder anderer Hobbys über wenig Zeit verfügen. Diese Zeit sollte sinnvoll genutzt werden und mit möglichst viel Spaß verbunden sein. Denn wer Spaß beim Lernen hat, prägt sich mehr ein. Videokurse sind ebenso wie die Liveübertragung großer Events – zurzeit des Gesprächs mit Jan Markos liefen gerade die Kandidatenturniere in Toronto – ideal, um Entertainment und Lernen miteinander zu verbinden.
„Ich denke aber, es ist unerlässlich, auch ein paar Euro in die Hand zu nehmen und sich strukturiertes Material zu kaufen. Wer sich das alles online kostenlos zusammensuchen will, verschwendet viel Zeit und landet oft bei inhaltslosen Videos“, empfiehlt Markos, der vor zwei Jahren seine aktive Karriere beendet hat, auf Qualität zu setzen. Beim Einsatz von Engines rät er allerdings zur Zurückhaltung und dazu, die eigenen Gedanken zu nutzen, „denn Engines können nicht sprechen“. Im Idealfall analysiere man also alle seine Partien in drei Schritten: Zuerst alleine, dann mit dem Trainer und erst abschließend gemeinsam mit der Engine.
Wer schließlich in der Praxis das Maximum aus seinen Trainingseinheiten herausholen und aufs Brett bringen möchte, dem empfiehlt Markos seine Bücher mit vielen Hinweisen zu den Aspekten Nervosität, Zeitprobleme, Entschlussfindung etc.
Abschließend noch ein paar Tipps zum Besserwerden vom Großmeister: Beim Training sollte man auf kommentierte Partien setzen, sich immer Notizen machen und auf Muster achten. In Partien sollte man nicht erst auf 110 Prozent schalten, wenn man schlechter steht. Und der wichtigste Tipp: Nie den Spaß am Spiel verlieren …
Stefan LiebigStefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
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