Eröffnungen spielend lernen mit Fritz 19

von Matthias Wüllenweber
25.11.2023 – Auf den ersten Blick geht es bei Fritz 19 mit den witzigen Gegnern und den Trophäen vorwiegend um Unterhaltung. Doch es gibt auch eine Neuerung, die fürs ernsthafte Eröffnungstraining einen ziemlichen Durchbruch bedeutet. Jede Datenbank, jeder Eröffnungsartikel, jede Ihrer Eröffnungsanalysen kann nun direkt als Eröffnungsbuch geladen werden, um dagegen zu spielen.

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Datenbanken als Eröffnungsbücher

Moderne Hardware macht es möglich: Fritz 19 lädt eine Datenbank mit allen darin vorkommenden Stellungen in den Speicher und verwendet sie als Eröffnungsbuch. Das geht bei wenigen hundert Partien ohne jede Verzögerung. Ausschlaggebend war der vielfache Wunsch, die Eröffnungsartikel des ChessBase Magazins spielerisch auszuprobieren. Diese Eröffnungsartikel bestehen aus einer oder mehreren dicht kommentierten Partien. Auch Ihre Repertoiredatenbanken im ChessBase-Programm sind so aufgebaut. Viele Spieler haben eine Datenbank für die Weiß- und eine für die Schwarzvorbereitung. Mit Fritz lädt man diese einfach als Datenbankbuch und kann so spielerisch das eigene Repertoire üben. Das läßt sich gut mit den Gegnerpersönlichkeiten kombinieren: Wollen Sie mit Schwarz ein zweischneidiges System gegen 1.e4 testen? Wählen Sie den aggressiven Bullen als Gegner.

Eröffnungsbuch mit Notation

Herkömmliche Eröffnungsbücher sind kurzsichtig: Es werden nur die Züge ab der aktuellen Stellung angezeigt. Die neuen Datenbankbücher kommen dagegen mit einer Notation und einem kleinen Kontrollbrett. Das ist bei Eröffnungsartikeln instruktiv, weil man die Kommentare zu den Varianten sieht.

Es gibt zwei Wege, eine Datenbank als Buch zu öffnen:

1. Menü: Datei -> Öffnen -> Buch aus Datenbank

2. Buchfenster

a) Bestehendes Buch per Rechtsklick schließen:

b) Dann auf Schalter Datenbankbuch klicken:

Das Format der Datenbank spielt keine Rolle. Es kann auch eine PGN-Datei sein. Die Datenbank sollte nicht mehr als ein paar Tausend Partien umfassen. Sonst dauert das Laden lange, doch Sie können es jederzeit abbrechen. Nach dem Laden der Partien als Buchstellungen werden sie noch zur Notation verschmolzen, was im Hintergrund läuft und einige Zeit dauern kann. Bei kurzen Eröffnungsartikeln sind das nur Millisekunden.

Funktionen im Datenbankbuch

Nach dem Laden eines Eröffnungsartikels will man vielleicht nicht ab der Grundstellung spielen. Dann einfach Rechtsklick in der Notation des Datenbankbuchs und Ab hier spielen aufrufen.

Einfache Klicks in der Buchnotation beeinflussen die Hauptpartie nicht. Die angeklickte Stellung wird auf dem Kontrollbrett rechts gezeigt, doch erst wenn Sie Ab hier spielen aufrufen, wird die Variante bis zur Klickstellung in die Partie kopiert.

Achtung: Die Funktion ist in der Erstveröffentlichung von Fritz 19 nicht enhalten, bitte ein aktuelles Update installieren (Menü Datei -> Aktivierung -> Programm Update).

Probieren Sie auch die drei Schalter rechts neben der Buchnotation aus. Besonders das kleine Mikroskop macht Sinn, es fokussiert die Notation auf die aktuelle Variante. Der Dreizack darüber faltet alle Varianten wieder auf.

Gegnervorbereitung mit Datenbankbuch

Wenn Sie auf irgendeinem Weg an eine größere Partienzahl Ihres nächsten Gegners gelangen können, spielen Sie einfach Vorbereitungspartien gegen ihn: Angenommen, Sie haben Schwarz: Dann erzeugen Sie eine Datenbank aller Weißpartien des Gegners, laden Sie als Datenbankbuch und spielen dagegen. Stellen Sie als Gegner am besten den "Allrounder" ein, um einen ausgewogenen und starken Spielstil zu bekommen.

Lernt man so Eröffnungen?

Ist das eine wirksame Methode, Eröffnungen zu trainieren? Auf jeden Fall! Wenn man ein System immer wieder spielt, statt es nur zu pauken, lernt man die Stellungstypen kennen und findet dann auch ohne Variantenwissen passende Züge am Brett.

Wir wissen aus persönlichem Kontakt, dass viele Spitzengroßmeister ihre Vorbereitung gegen Engines ausspielen. Nun hat nicht jeder die 2700 Elopunkte, mit denen das sinnvolle Partien ergibt. Daher ist das Datenbankbuch gerade in Verbindungen mit den "normal" spielenden Gegnern in Fritz 19 so praktisch.

Eröffnungsbücher für Fritzgegner ändern

Übrigens befinden sich die Eröffnungsbücher für die sechs Gegnertypen von Fritz als Datenbankbücher im Verzeichnis ChessBase/Books/Personalities. Diese Eröffnungsbücher beruhen auf Übersichten (Surveys), die mit ChessBase 17 erzeugt wurden. In jedem ChessBase Brettfenster gibt es dazu in der Notation den Reiter Übersichten. Speichert man eine solche Übersicht in einer Datenbank und lädt diese als Datenbankbuch dann spielt Fritz dieses Repertoire.

So bringt man Fritz den offenen Spanier bei: Übersicht der schwarzen Modevarianten mit ChessBase 17 anlegen und im Datenbankbuch speichern. Im Header steht "Black", Fritz erkennt daran, dass er das System nur mit Schwarz spielen soll.

Wer sich schon einmal mit Eröffnungsbüchern beschäftigt hat, fragt sich vielleicht, wie die Wahrscheinlichkeit für das Ausspielen der einzelnen Züge berechnet wird. Diese Wahrscheinlichkeit ist abhängig von der Zugzahl im nachfolgenden Variantenbaum: Je mehr Verzweigungen ein Zug besitzt, desto wahrscheinlicher ist es, dass Fritz ihn spielt.


Matthias Wüllenweber, Gesellschafter und Geschäftsführer von ChessBase