Eröffnungslexikon 2020 - eine Rezension

von ChessBase
28.04.2020 – Zu den Eröffnungen im Schach gibt es eine Vielzahl von Publikationen. Aber die, die man gerade braucht, hat man oft gerade nicht zur Hand. Oder man macht es sich einfach und holt sich das ChessBase Eröffnungslexikon - mit Artikeln und Beiträgen zu allen (!) Eröffnungen. Das Eröffnungslexikon 2020 ist aber nicht nur vollständig - es ist auch überwältigend gut, meint Philipp Hillebrand in seiner Rezension.

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Von Phillipp Hillebrand

Rezension zum Eröffnungslexikon 2020

Eröffnungslexikon 2020

Sie kennen das: der Mut zur Lücke führt oft schon nach wenigen Zügen ins Desaster. Das neue ChessBase Eröffnungslexikon 2020 bietet Ihnen ein wirksames Mittel gegen Halbwissen und für den Aufbau eines lückenlosen und schlagkräftigen Repertoires.

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Nahezu jeder Schachspieler wird sich schon einmal die Frage gestellt haben, „welche Eröffnungen liegen mir eigentlich, bzw. finde ich spannend“ oder sagt sich, „das System habe ich noch nie verstanden“? Alternativ: „Was hat mein Gegner im letzten Mannschaftskampf denn da präsentiert, das habe ich ja noch nie gesehen, ist das gut?“ Ein Lexikon ist allgemein ein Nachschlagewerk, welches man benutzt, wenn man schon eine konkrete Vorstellung zu etwas hat oder eben einen Begriff liest, den man verstehen möchte. Folglich ist die erste Seite dieses dicken Buches folgende:

Links im Bild sieht man eine erste Inhaltsangabe, und die Einträge entfalten ihr gewaltiges Innenleben beim Anklicken. Man erkennt rechts, dass man den Bildschirm weiter runterscrollen kann und bekommt in der Einführung zu jedem der sechs Kapitel hilfreiche Erläuterungen über Umfang des Materials, sei es in Form von Artikeln, Übersichten, Zusatzanalysen oder eben im Videoformat, welches reichlich vorhanden ist. Damit man von dieser positiven (!) Datenflut nicht überschwemmt wird ist es wichtig, wie man in diesem Becken gut zurechtkommt.

Eine Generelle Anmerkung zum Vorgehen. Zunächst soll ein Weg betrachtet werden, wie man als jemand an eine für sich neue Eröffnungsvariante heran gehen kann, um so einen Überblick zu gewinnen. Dies soll dann mit Hilfe einer konkreten Eröffnungsvariante anhand aller sechs Kapitel betrachtet werden, wo es sinnvoll und möglich erscheint. Zum Ende werden dann speziellere Suchkriterien angelegt zu besagter Eröffnungsvariante. Folglich kann das weitere Vorgehen natürlich keine Darstellung sämtlicher Potenziale dieser DVD beinhalten.

Aufgrund der Trendwende zur Italienischen Partie 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 soll aus der Sicht des Nachziehenden geschaut werden, wie ein solides Repertoire um 1…e5 ausgestaltet werden kann, welches ein Hauptabspiel der Spanischen Partie beabsichtigt, denn viele Trainer raten gerade Einsteigern und jungen Spielern die offenen Partien als erste zu studieren, damit man ein Gefühl für die Figuren und die Dynamik bekommt. Selbstverständlich sind auch die halboffenen und geschlossenen Eröffnungen vertreten, ebenso wie die weiteren Kategorien halboffen und halbgeschlossen. Diese werden durch die Flankeneröffnungen ergänzt.

 

Abschnitt 1, Einstieg

Nun soll es erst einmal darum gehen, sich als Neuling eine Eröffnungsvariante zu suchen. Dafür ist das vierte Kapitel Eröffnungstutorials bestens geeignet. Diese Beiträge sind relativ kurz, klar strukturiert, besitzen eine prägnante Überschrift und weisen am Ende knackige Zusammenfassungen auf. Das erlaubt zum einen eine schnelle Einordnung und zweitens einen Abgleich mit den Vorstellungen, die man an eine Eröffnung hat. Wenn man die Absicht hat um 1…e5 ein Repertoire aufzubauen, dann stehen meines Erachtens folgende Punkte auf der Liste: Vermeiden von Raumnachteil, Zentrumskontrolle, schnelle Figurenentwicklung und gute Königssicherheit. Der Ausgleich wird Schritt für Schritt verfolgt und man sucht seine Chancen in komplexen Mittelspielen und hat keine Scheu vor Endspielen. Wie so oft ist der Gegner nicht so entgegenkommend und versucht einem Sand ins Getriebe zu streuen, z.B. mit Hilfe eines Gambits. Zugegeben, die Mehrheit der Spieler, welche zur Italienischen Partie greifen setzt meist mit 4.d3 fort um ein ruhiges und kontrolliertes Spiel zu erhalten. Ich habe mich aber für das Evans Gambit entschieden, da es keinesfalls widerlegt ist und auch von starken Spielern genutzt wird.

Faltet man nun den Punkt Eröffnungstutorials auf und klickt dann Offene Spiele an, bekommt man folgendes Bild:

Im linken Abschnitt sieht man schon eine recht lange Liste und erfährt, auf was man sich als 1…e5 Spieler alles einrichten darf. Von oben nach unten erhält man die Abweichungen auf dem Weg zur Spanischen Partie. Die Überschrift „Eine gefährliche Waffe“ ist ziemlich treffend. Sehr hilfreich ist dabei einer der beiden Schlusssätze: „Nigel Short hat diese Stellung mehrmals mit Weiß gespielt und auch andere Variante des Gambits mit fischen Ideen belebt.“ Also ist es ein ernstzunehmendes Gambit und man ist gut beraten besagte Partien zu studieren.

Wenn man dann einen Schritt weiter gehen möchte beim Aufbau eines Repertoires, dem empfehle ich die ersten Eindrücke durch die unter Kapitel drei angebotenen Eröffnungsvideos zu prüfen. Erneut bekommt man eine übersichtliche Liste zu den sog. offenen Spielen. Für unseren Bereich bekommt man gleich drei Videos geboten. Dazu zählt ein globaler Überblick zur Italienischen Partie, welcher von einem der wohl populärsten ChessBase Mitarbeiter GM Danny King präsentiert wird. Auf die Seite der Nachziehenden schlägt sich GM Yannik Pelletier, indem er die Interpretation von GM Vladimir Kramnik vorstellt und zum dritten ist auf der Seite der Angreifer IM Lawrence Trent, welche mit seinen munteren Gambitvorschlägen für den Anziehenden aufwartet. Aber auch andere wichtige Systeme, z.B. Schottisch kommt in diesen Videos vor. Das unten stehende Bild zeigt aber auch, dass diese Videos lediglich in englischer Sprache verfasst sind. Aber da braucht man keine Bedenken zu haben. Alle Autoren sprechen klar und deutlich, sodass man den Vorschlägen gut folgen kann. Als kleinen Bonus gibt es den Abschnitt Eröffnungsfallen, wo das indische Wunderkind Nihal Sarin lehrreiche Varianten präsentiert:

Zwischenfazit:

Wer sich bis hierhin durchgearbeitet hat, der besitzt schon einen ordentlichen Überblick und gutes Material zum Verständnis seiner angestrebten Eröffnung. Wer sich an dieser Stelle unsicher ist, ob man bei der richtigen Eröffnung angelangt ist, der schaut besser noch einmal im Kapitel der Eröffnungstutorials nach.

Zweiter Abschnitt:

Der dritte Schritt zum Ausbau/Aufbau des Repertoires und damit das zweite Kapitel Ideen für ihr Repertoire betreffend, richtet sich (nun) an bereits erfahrenere Anwender ihrer Systeme. Wer sich mit dem ChessBase Magazine auskennt, der weiß, um die Aktualität der Eröffnungsartikel. Hier liegt einer der Schätze dieses Produktes vergraben, denn hier findet man ALLE bis dato veröffentlichten Publikationen des CMB und jetzt gilt es mehr denn je eine sichere Navigation zur Verfügung zu haben! Folglich wird nicht nur hochaktuelles Material geboten, sondern auch Schachfreunde mit historischen Interessen kommen auf Ihre Kosten, z.B. wie wurde das Londoner System vor 10 Jahren betrachtet? Bleiben wir jedoch noch bei dem Evans Gambit:

Die linke Seite bietet wieder eine Auflistung, hinzugekommen sind aber die guten alten ECO Codes und die Reihenfolge über C50 nach C56 gibt eine Auskunft darüber, wie tief insgesamt eine Variante damals als Hauptvariante angesehen wurde, sprich der Komplex um Spanisch mit C60 beginnend galt eher als die Hauptvariante als das damals als dröge eingestufte Italienisch, wenn man von den Gambits absieht. Folglich haben diese Codes nicht mit einem Trend zu tun, sondern sind eine Festlegung aus älteren Tagen. Uns dienen sie aber dennoch als besagte Navigationshilfe. Die rechte Seite liefert dann den Artikel, wie er im ChessBase Magazin abgedruckt ist. Als Ergänzung kommen aber die Partien des Beitrages als Hyperlink daher, so wie eine kurze Biographie zu der Autorin Yelena Dembo. Der Link zum Shop ist hier ebenfalls begrüßenswert, da man so wieder Material nahe am Puls der Zeit suchen kann. Wer die Erfahrungen um die ECO Codes bereits kennt oder nun schätzen gelernt hat, der wird sich freuen, wenn man am Ende der Liste auf den Eintrag Eröffnungsübersichten klickt:

Nunmehr haben wir keine Artikel mehr mit vielen verbalen Erläuterungen, sondern Analysen und Übersichten pur, und wer hier bereit ist sich einzugraben, der wird sicher die eine oder andere giftige Überraschung für seinen kommenden Gegner finden.

Der Nächste Schritt zur Vertiefung und um historische Entwicklungen einer Variante besser nachvollziehen zu können (falls gewünscht) ist das Kapitel Eröffnungsübersichten selbst, vgl. auch das Bild oben. Öffnet man diesen Eintrag erhält man zunächst das folgende Bild:

Man sieht, dass diese Datenbank 6.888 Einträge hat. Abermals gilt es sich nun gut zurecht zu finden. Natürlich kann man klassisch suchen und ein Brettfenster öffnen, seine gewünschte Stellung aufbauen und dann die Ergebnisse anzeigen lassen. Eine andere Option ist das Sortieren über die jeweiligen Tabs, z.B. über den ECO Code oder einen Autor. Hier ist ein Kniff den Tab „Spieler“ aufzurufen, denn so verschafft man sich wieder einen guten Überblick darüber, wie viele Übersichten es zu welcher Eröffnung gibt. Hinzukommt, dass man unten links auch eine Suchoption hat und wenn man dann „Evans“ eingibt erhält man 18 Treffer bei folgendem Bild:

Ein Beispiel für eine Übersicht schaut wie folgt aus:

Das nächste Kapitel ist die Partiedatenbank. Hier wiederum findet man u.a. alle Partien, welche in den ChessBase Magazine Artikeln besprochen wurden. Also eine umfangreiche Chronik.

Zum Schluss bietet der Eintrag über die ECO Liste den versierten Suchern eine Verknüpfung zu den bereits oben besprochenen Einträgen im Bereich Ideen für ihr Eröffnungsrepertoire. Dies stellt eine sehr bequeme Suchvariante dar, denn mit Hilfe der grünen Pfeiltasten gelangt man wieder vor oder zurück oder zum Start.

Ein weiterer Tipp ist, die Tastenkombinationen zu beherrschen, welche in ChessBase genutzt werden.

Eröffnungslexikon 2020

Sie kennen das: der Mut zur Lücke führt oft schon nach wenigen Zügen ins Desaster. Das neue ChessBase Eröffnungslexikon 2020 bietet Ihnen ein wirksames Mittel gegen Halbwissen und für den Aufbau eines lückenlosen und schlagkräftigen Repertoires.

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Fazit:

Dieses Lexikon ist schlichtweg überwältigend gut. Es bietet sowohl den Einsteigern im Schach, als auch den fortgeschrittenen Spielern Hilfe an um nach einer (neuen) Eröffnung zu suchen, was insbesondere im oberen Teil beschrieben wurde. Je nach Geschmack kann man das in einem Selbststudium vornehmen oder sich durch die Videos inspirieren lassen.

Meines Erachtens ist das Herzstück schlechthin das Kapitel Ideen für Ihr Repertoire, da man so die Artikel bekommt, welche durch ihre Aktualität, die verbalen Erläuterungen und Aussichten unfassbar hoch punkten.

Für Anwender, welche schon deutlich sicherer sind in ihren jeweiligen Systemen können sich durch die Übersichten (Surveys) noch mehr Expertise verschaffen. Durch die gelungenen Verknüpfungstechniken dauert es auch nie lange, bis man eine Musterpartie geöffnet hat.

Das von mir genutzte Vorgehen stellt nur einen möglichen Weg dar, wie man sein Repertoire aufbauen, stärken und feilen kann. Es verlangt hierbei einen eigenen Weg zu haben, je Anspruch und Fertigkeiten der Navigation. Aber diese vielen Verschiedenen Wege bietet das Produkt vollends, z.B. über die Suchmaske, über das Sortieren nach Namen, Kommentator, Jahr etc. Und am Ende ist es die Frage der Zeit und Bereitschaft an seinem Repertoire zu arbeiten, was gerade die beiden möglichen Ansätze 1) Tutorials + Videos und 2) Ideen für ihr Repertoire + Übersichten ermöglichen. Die Partiedatenbank ist für beide Ansätze unerlässlich und ein starker Partner zum Lernen.

Allein die 40 Videos sind den Kaufpreis wert und sind nur der Anfang in eine Welt voller Schätze! Auch die optische Gestaltung und Gliederung überzeugt in ihren jeweiligen Unterabschnitten, sodass man auch als Einsteiger nicht untergeht.

Ich kann ohne Zweifel eine uneingeschränkte Kaufempfehlung abgeben.

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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