ETCC: Deutschland und England als Führungsduo

von Klaus Besenthal
18.11.2023 – In der am Freitag gespielten 6. Runde der Europa-Mannschaftsmeisterschaft hat Deutschland beim 2:2 gegen Rumänien zum zweiten Mal einen Mannschaftspunkt abgegeben. Die Gelegenheit genutzt hat England: Mit einem hohen 3,5:0,5-Sieg gegen die Niederlande hat das Team zu den zuvor alleine führenden Deutschen aufgeschlossen. In Runde 7 am Samstag (15 Uhr) heißt es nun folgerichtig England gegen Deutschland. - Bei den Frauen hat Deutschland 2,5:1,5 gegen die Niederlande gewonnen und liegt auf Platz vier. Am Samstag trifft das DSB-Team auf Polen. | Foto: Paul Meyer-Dunker

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

European Team Chess Championship

Der nationale Verband lässt sich heutzutage fast so einfach wechseln wie ein Verein, und die Spieler machen davon auch reichlich Gebrauch. Meistens spielt dabei Geld eine Rolle, aber natürlich verlassen immer wieder auch Spieler aus politischen Gründen ihren Heimatverband, für die es dann auch angenehm ist, wenn sie in der neuen Heimat gleich wieder gut bezahlt werden. In der Konsequenz sind dann plötzlich Länder stark, die man zuvor nie wirklich auf der Rechnung gehabt hat. Beispiel Rumänien: Richard Rapport ist aus Ungarn gekommen, Kirill Shevchenko aus der Ukraine und Liviu-Dieter Nisipeanu war ja bekanntlich jahrelang der Spitzenspieler des Deutschen Schachbunds, bevor er von Keymer, Blübaum und Donchenko überholt wurde.

Rumänien war in der Elobilanz also absolut auf Augenhöhe mit Deutschland, und durch den Sieg von Liviu-Dieter Nisipeanu gegen Dmitrij Kollars ging man sogar mit 2:1 in Führung. Für das letztendliche Unentschieden in diesem Spitzenspiel sorgte dann aber Vincent Keymer mit seinem Sieg gegen Richard Rapport. Im 22. Zug verpasste Keymer in dieser Partie zunächst einen ebenso schönen wie schwer zu findenden Gewinnzug, so dass Rapport wieder ins Spiel zurückfinden konnte. Es entwickelte sich dann ein 85 Züge währender Titankampf, in dem Keymer aber immer so etwas wie die "Führung" haben sollte. Ein Fehler von Rapport in einem schwierigen Endspiel brachte schließlich die Entscheidung zu Gunsten Keymers:

Vincent Keymer hat Richard Rapport am Brett geschlagen und zudem in der Live-Eloliste überholt: Mit 2739 Punkten liegt Keymer inzwischen auf Platz 14 - zwei Plätze vor Rapport! | Foto: Paul Meyer-Dunker

Schachendspiele 1 bis 14

Von den Grundlagen für Einsteiger über klassische Turmendspiele bis hin zur modernen Endspieltheorie. Hier bekommen Sie die komplette Endspielschule von Karsten Müller in 14 Bänden (auf DVD oder zum Download) zum reduzierten Paketpreis.

Mehr...

Eine führende Rolle spielt bei diesem Turnier auch Serbien, das von der Zuwanderung der Russen Predke und Sarana profitieren kann. Nach sechs Runden belegt das Team Platz vier in der Tabelle und spielt am Samstag gegen Rumänien einen echten Spitzenkampf. Gegen Armenien hatte Serbien am Freitag ein 2:2 erreicht.

Oder England, das mit dem neuen Spitzenbrett Nikita Vitiugov nicht mehr ganz so englisch ist, wie man es seit Jahrzehnten gewohnt war. Vitiugov, der am Samstag gegen Vincent Keymer spielen wird, machte beim 3,5:0,5 der Engländer gegen die Niederlande mit dem Weltklassemann Jorden van Foreest kurzen Prozess:

Nikita Vitiugov | Foto: Mark Livshitz

Endgültig zu den Akten legen kann man seit gestern die Titelhoffnungen des Elofavoriten Aserbaidschan. Gegen Griechenland gab es bereits die dritte Niederlage, für die der Partieverlust des Spitzenmanns Radjabov gegen den 23-jährigen Theodorou verantwortlich war. Radjabov ließ sich auf eine taktisch hochkomplexe Eröffnungsvariante ein, in der er frühzeitig den Faden verlor, so dass seine eigentlich wohl immer noch überlegene Spielstärke bedeutungslos wurde. Noch vor dem 20. Zug musste Radjabov aufgeben - eine klassische Kurzpartie:

Ergebnisse der 6. Runde

Nr. Team Team Erg. : Erg.
  Germany
  Romania
2 : 2
  Norway *)
  Switzerland
3 : 1
  Belgium
  Montenegro *)
2 : 2
  Netherlands
  England
½ :
  Serbia
  Armenia
2 : 2
  Poland
  Hungary
2 : 2
  Greece
  Azerbaijan
:
  France
  Slovenia
4 : 0
  Italy
  Czech Republic
:
  Croatia
  Sweden
3 : 1
  Israel
  Slovakia
:
  Turkey
  Moldova
2 : 2
  Lithuania
  Austria
:
  Spain
  Iceland
: ½
  North Macedonia
  Denmark
:
  Georgia
  Kosovo
4 : 0
  Albania
  Montenegro C
1 : 3
  Faroe Islands
  Montenegro Youth
1 : 3
  Scotland
  Finland
1 : 3
 

Tabelle nach der 6. Runde

Rg. Snr Team Anz   +    =    -   Wtg1   Wtg2   Wtg3   Wtg4   Wtg5 
1 Germany 10
2 England 10
3 Romania 9
4 Serbia 9
5 France 8
6 Poland 8
7 Croatia 8
8 Armenia 8
9 Netherlands 8
10 Greece 8
11 Czech Republic 8
12 Hungary 8
13 Israel 7
14 Lithuania 7
15 Italy 6
16 Turkey 6
17 Azerbaijan 6
18 Spain 6
19 Denmark 6
20 Slovakia 6
21 Moldova 6
22 Sweden 6
23 Norway 6
24 Slovenia 6
25 Georgia 5
26 Austria 5
27 Montenegro 5
28 Belgium 5
29 Montenegro C 5
30 Switzerland 4
31 North Macedonia 4
32 Iceland 4
33 Montenegro Youth 4
34 Kosovo 4
35 Finland 3
36 Albania 2
37 Faroe Islands 2
38 Scotland 0

Partien

    

Frauenturnier

Bei den Frauen haben die Französinnen die elomäßig favorisierten Georgierinnen 2,5:1,5 besiegt und liegen nun mit 11 Punkten alleine an der Tabellenspitze. Auf Platz zwei liegt mit 10 Punkten Bulgarien; Frankreich und Bulgarien bestreiten am Samstag das Spitzenspiel der 7. Runde.

Die deutschen Frauen liegen, punktgleich mit dem Dritten Aserbaidschan, mit 9 Punkten auf einem ausgezeichneten 4. Platz. Am Samstag heißt der nächste Gegner Polen.

Beim Sieg gegen die Niederlande musste das DSB-Team in Person von Josefine Heinemann lange und hart arbeiten:

Elisabeth Pähtz verlor gegen die in die Weltspitze strebende Eline Roebers | Foto: Paul Meyer-Dunker

Angreifen mit dem Jobava London System

Das Jobava London System, benannt nach dem georgischen Spitzenspieler Baadur Jobava, ist eine Nebenform des Londoner Systems, welches sich prinzipiell in nur einem kleinen Detail unterscheidet - der weiße Springer wird frühzeitig auf c3 etabliert!

Mehr...

Ergebnisse der 6. Runde

Nr. Team Team Erg. : Erg.
  Bulgaria
  Azerbaijan
:
  France
  Georgia
:
  Netherlands
  Germany
:
  Greece
  Armenia
2 : 2
  Switzerland
  Poland
:
  Spain
  England
:
  Ukraine
  Serbia
2 : 2
  Slovenia
  Hungary
:
  Romania
  Slovakia
4 : 0
  Estonia
  Israel
:
  Croatia
  Italy
:
  Belgium
  Turkey
:
  Montenegro
  Sweden
½ :
  Iceland
  North Macedonia
2 : 2
  Czech Republic
  Norway
: ½
  Austria
  Finland
2 : 2

Tabelle nach der 6. Runde

Rg. Snr Team Anz   +    =    -   Wtg1   Wtg2   Wtg3   Wtg4   Wtg5 
1 France 11
2 Bulgaria 10
3 Azerbaijan 9
4 Germany 9
5 Greece 8
6 England 8
7 Poland 8
8 Georgia 7
9 Netherlands 7
10 Armenia 7
11 Serbia 7
12 Hungary 7
13 Estonia 7
14 Romania 7
15 Ukraine 6
16 Spain 6
17 Switzerland 6
18 Turkey 6
19 Sweden 6
20 Italy 6
21 Slovenia 5
22 Slovakia 5
23 North Macedonia 5
24 Israel 4
25 Czech Republic 4
26 Croatia 4
27 Montenegro 4
28 Belgium 4
29 Iceland 3
30 Norway 3
31 Austria 2
32 Finland 1

Partien

   

Turnierseite

Ergebnisse bei Chess-Results


Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.