Europaeinzelmeisterschaft
Kusadasi, 3.-16.April 2006
Gastgeber der diesjährigen
Europaeinzelmeisterschaft ist erneut der türkische Schachverband mit seinem
rührigen Präsidenten Ali Nihat Yacici. Die Männer- und die Frauenmeisterschaft
finden parallel im Hotel Korumar in dem westtürkischen Badeort Kusadasi statt.
Neben den Badetouristen zieht der Hafenort viele Kulturreisende an, die das etwa
20 km entfernte Selcuk besichtigen möchten, besser bekannt unter seinem antiken
Namen Ephesus.
Kusadasi
Hotel Korumar
Der Gesamtpreisfonds für die Europameisterschaften beträgt für beide Turniere
78.000 Euro, davon werden 48.000 Euro im Männerturnier verteilt, 30.000 Euro im
Frauenturnier. Der Europameister erhält 7.000 Euro, die Europameisterin 4.000
Euro. 16 Spieler qualifizieren sich für den nächsten FIDE World-Cup, der im
letzten Jahr Sprungbrett für die Kandidatenwettkämpfe war. Vielleicht ist es
beim nächsten mal genau so.
Die top gesetzten Spieler des Männerturniers
sind: Vassiliy Ivanchuk, Kiril Georgiev, Arkadij Naiditsch, Alexander Moissenko,
Zviad Izoria, Baadur Jobava, Vugar Gashimov, Mikhail Gurevich, Alexander Delchev,
Konstantin, Laurent Fressinet, Suat Atalik, usw.. Insgesamt haben sich 138
Spieler angemeldet. Außer Arkadij Nnaiditsch, der als Dritter der Setzliste zu
den Favoriten gerechnet werden darf nehmen mit Christopher Lutz, Thomas Luther,
Alexander Graf und David Baramidze vier weitere deutsche Topspieler teil.
Die Setzliste des Frauenturniers wird von
Frauenturnier: Antoaneta Stefanova, Yelena Dembo, Lilit Mkrtchian, Nana
Dzagnidze, Natalija Pogonina, Elisabeth Pähtz, Maria Sebag, Nino Khurtzidze und
Natalia Zhukova angeführt. Hier haben sich 96 Spielerinnen angemeldet. Als
Sechsts der Setzliste zählt auch Elisabeth Pähtz zum Kreis der Favoritinnen.
Schaut man sich die Liste der Spieler und
Spielerinnen an, so wird klar, dass das Turnier zwar Europameisterschaft heißt,
aber keine ist. Die besten europäischen Spieler sind nicht am Start. Selbst vom
erweiterten Kreis der Topspieler hat sich nur ein kleiner Teil angemeldet. Zudem
fehlen beide Titelverteidiger. Will die ECU die Europameisterschaft zu mehr als
einem gut besetzten Open aufwerten, muss sie sich überlegen, woran es liegt,
dass die besten Spieler sich nicht beteiligen. (André Schulz).
Spielbedingungen:
11 Runden Schweizer System, Spieltage 4.-15.4, jeweils 15 Uhr, 11.4: Ruhetag
Bedenkzeit: 90 Minuten/40 Züge, 30 Minuten7Rest plus 30 Sekunden pro Zug
1. Sonderwertung: Median Buchholz (Buchholz ohne den besten und schlechtesten
Gegner)
Details:
European Men's Championship Regulations...
European Women's Championship Regulations...
Gestern Abend wurde die Eröffnungsfeier
begangen. Heute werden die ersten Runden gespielt. Die Turnierseite bietet eine
Liveübertragung an.
Der Europameister von 2004 Vassily Ivanchuk ist auch in diesem
Jahr Favorit.
Organisatoren und ECU-Offizielle
Ephesos und Scala Nova
Karte des antiken Ephesos
Der heutige Urlaubsort Kusadasi befindet
sich an der Stelle des antiken Neapolis und gehörte einst zum unmittelbaren
Einflussgebiet der großen Hafenstadt Ephesos, die 296 v. Chr. vom Diadochen
(Heerführer Alexander des Gr.) -König König Lysimachos von Thrakien an seine
heutige Stelle verlegt wurde. 189 bis 133 v. Chr. war Ephesos Teil des
Königreich Pergamon, nach 133 v. Chr. gehörte die Stadt zum Römischen Reich.
Eine Besiedlung der Region ist schon im 5 Jahrtausend v. Chr. nachweisbar. Die
Hethiter erwähnen in ihren Aufzeichnung im 2.Jt. v. Chr. hier die Stadt Apasa,
eine Siedlung in dem zu jener Zeit bedeutenden Reich Arzawa. 560 v.Chr. wurde
sie vom sagenhaften lydischen König Kroisus erobert.
Das Amphitheater
Bibliothek
Friese an der Bibliothek
Die Hauptstraße
Steinplatte mit griechischem Waffen
553 v.Chr. wurde der griechische Philosoph Heraklit hier geboren. Der
Brandstifter Herostratos setzte 356 v.Chr. in Epheos den Tempel der Artemis,
eines der Sieben Weltwunder in Brand, um seinen Namen unsterblich zu machen.
Zu römischer Zeit war Ephesos eine der größten römischen Zentren und Sitz des
Proconsuls der Provinz Asia. In der Spätantike wurde die Stadt Bischofssitz und
Hauptstadt der Diözese Asia. 431 tagte hier das von Kaiser Theodosius II.
einberufene 3. Ökumenische Konzil, 449 die so genannte Räubersynode.
Durch die zunehmende Verlandung verlor die Stadt in der Spätantike nach und nach
an Bedeutung. 867 eroberten die Paulikianer, eine christliche Sekte in
Kleinasien, unter Johannes Chrysocheires die Stadt. Kurz vor dem Ersten Kreuzung
zogen 1090 die Seldschuken in Ephesos ein. In der Nähe entstand der Ort Selçuk.
Mit dem Niedergang von Ephesos erlangte
Kusadasi, das bis zum 15.Jh. als „Scala Nova“ bekannt war, eine größere
Bedeutung als Handelszentrum und Anlaufstelle für Schiffe aus Genua und Venedig.
1413 wurde Kusadasi von den Türken unter Sultan Mehmet Celebi erobert und dem
Osmanischen Reich angegliedert.
Heute ist Kusadasi ein beliebter Badeort und
die Ruinen von Ephesos geben beredtes Zeugnis einer gewaltigen untergegangene
Kultur. Seit der Entdeckung der Türkei für den europäischen Massentourismus ist
die Bevölkerung des Ortes von 5000 Einwohnern in den 70er Jahren auf jetzt
50.000 Bewohner angestiegen.