Europameisterschaft der Frauen: Socko bleibt in Führung

von André Schulz
30.08.2022 – Monika Socko verteidigte mit einem Remis gegen Ulviyya Fataliyeva ihre Spitzenposition bei der Fraueneuropameisterschaft in Prag und führt weiter mit einem halben Punkt Vorsprung vor dem übrigen Feld. Josefine Heinemann und Fiona Sieber machten nach Siegen etwas Boden gut. | Fotos: Turnierseite

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Das Prager Hotel Don Giovannni ist eine von mehreren Schachhochburgen von Prag. Hier finden häufig Schachevents statt, das Prager Schachfestival beispielsweise und derzeit die Europameisterschaft der Frauen. Anders als die Weltmeisterschaften sind die Europameisterschaften der European Chess Union kein Turnier für einen kleinen auserwählten Kreis von Spielern oder Spielerinnen, sondern werden als offenes Turnier durchgeführt. Wer will, kann mitspielen. In Prag sind es 123 Frauen, was im Vergleich zu früheren Auflagen des Turniers eher wenig sind. Der dichte Terminplan spielt hier eine Rolle, denn kürzlich erst wurde die Schacholympiade in Indien beendet. Aber es fehlen natürlich auch die russischen Spielerinnen. Das kann an den Sanktionen und Auflagen liegen, aber Russland ist auch im Begriff den Dachverband zu wechseln und will aus der ECU ausscheiden und im Asiatischen Schachverband spielen. Aus der Ukraine sind 13 Spielerinnen am Start, unter normalen Umständen wären es wohl mehr. Die Menschen der Ukraine haben derzeit ganz andere Sorgen.

So springen Spielerinnen aus anderen Ländern in die Breschen und nutzen die Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Das große Frauenschachland Georgien ist mit einer Reihe von starken Großmeisterinnen vertreten, angeführt von Nana Dzagnidze, aber sie sind hier nicht besonders erfolgreich. Dzagnidze ist auf Platz 22 die Beste ihres Landes nach neun Runden. Stattdessen prägt die Fahne von Aserbaidschan das obere Tabellenbild. Fünf Spielerinnen aus Aserbaidschan belegen Plätze unter den Top 20. Aus Armenien sind es drei Spielerinnen. Angeführt wird die Tabelle aber von einer Spielerin aus Polen - Monika Socko. Die achtfache polnische Landesmeisterin ist seit vielen Jahren die beste Spielerin ihres Landes und bildet auf anderen Turnieren mit ihrem Ehemann Bartosz Socko zudem ein spielstarkes Paar. Monika Socko ist dabei durchaus in der Lage ihren Ehemann auf Turnieren zu besiegen und bei manchem Open war sie in der Tabelle vor ihm.

Monika Socko

Auch Polen ist traditionell ein starkes Frauenschachland und stellt hier mit 12 Spielerinnen hinter Gastgeber Tschechien und der Ukraine das drittgrößte Kontingent. 

Der deutsche Schachbund ist mit sechs Spielerinnen vertreten. Lara Schulze gewann in Magdeburg die deutsche Einzelmeisterschaft und eilte dann nach Prag. Wegen einer Terminüberschneidung verpasste sie allerdings die erste Runde. 

Die bulgarischen Spielerinnen nehmen immer noch unter ECU-Flagge teil. Der Bulgarische Schachverband hat offenbar immer noch nicht den weg zurück in die ECU gefunden. 

In der neunten Runde traf Spitzenreiterin Monika Socko auf die Ulviyya Fataliyeva aus Aserbaidschan. Die Partie endete Remis. Auch die Spitzenspiele an den folgenden Tischen endeten mit der Punkteteilung. Die einzige Ausnahme war die Partie zwischen Gunay Mammadzada (AZE) und Maria Gevorgyan (ARM). Mit 6,5 Punkten war die Armenierin vor der Runde die engste Verfolgerin von Socko, unterlag aber gegen die ehemalige U10-Weltmeisterin aus Aserbaidschan. Mammadzada rückte damit nun ihrerseits bis auf einen halben Punkt an Socko heran.

Fiona Sieber, li.

Von den deutschen Spielerinnen konnten Josefine Heinemann und Fiona Sieber ganze Zähler verbuchen. Josefine Heinemann nimmt auf Platz 40 die beste Platzierung der Deutschen ein.

Gut unterwegs ist die 15-jährige Eline Roebers aus den Niederlanden. Sie ist mit 6 Punkten 18te und hat schon eine WGM-Norm sicher.
 

Stand nach neun Runden

Rk. Name Pts.  TB1 
1 Socko Monika 7,5 0
2 Mammadzada Gunay 7 0
3 Danielian Elina 6,5 0
4 Fataliyeva Ulviyya 6,5 0
5 Mammadova Gulnar 6,5 0
6 Gevorgyan Maria 6,5 0
7 Maltsevskaya Aleksandra 6,5 0
8 Mkrtchian Lilit 6,5 0
9 Gaponenko Inna 6,5 0
10 Ushenina Anna 6 0
11 Tsolakidou Stavroula 6 0
12 Narva Mai 6 0
13 Sargsyan Anna M. 6 0
14 Kiolbasa Oliwia 6 0
15 Babiy Olga 6 0
16 Salimova Nurgyul 6 0
17 Beydullayeva Govhar 6 0
18 Roebers Eline 6 0
19 Balajayeva Khanim 6 0
20 Milliet Sophie 6 0
21 Bulmaga Irina 6 0
22 Dzagnidze Nana 5,5 0
23 Urh Zala 5,5 0
24 Injac Teodora 5,5 0
25 Dolzhykova Kateryna 5,5 0

123 Spielerinnen

Partien

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.