Europameisterschaft: Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel

von André Schulz
06.04.2022 – Matthias Blübaum verteidigte in der 10. und vorletzten Runde der Europameisterschaft seine Spitzenposition, wurde aber nach Punktn von Gabriel Sargissian eingeholt. Liviu-Dieter Nisipeanu und der Favoritenschreck Julian Kramer haben Chancen auf einen Qualifikationsplatz zum World Cup. | Fotos: ŠZS/Luka Rifelj

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Nach neun Runden bei der Europameisterschaft in Terme Catez lag mit Matthias Blübaum ein deutscher Großmeister alleine an der Spitze des Feldes. Der heute 25-jährige Großmeister ist einer der jungen Talente, die einst im Rahmen der "Prinzengruppe" des Deutschen Schachbundes gefördert wurden. Dennis Wagner, Alexander Donchenko und Rasmus Svane gehörten auch dazu und spielen bei dieser Europameisterschaft ebenfalls mit, im großen und Ganzen erfolgreich. 

In der neunten Runde hatte Matthias Blübaum und Liviu-Dieter Nisipeanu, Kollegen in der Deutschen Nationalmannschaft, am Spitzentisch des Turniers recht schnell Frieden geschlossen. Der Status quo an der Spitze hatte sich nur unwesentlich geändert. Einige Spieler der Verfolgergruppe waren aber mit vollen Punktgewinnen näher heran gerückt, darunter auch der französischen Großmeister Maxime Lagarde, der in der vorletzten Runde Matthias Blübaum zugelost wurde.

Hinter Blübaum, der um nichts weniger als den Titel eines Europameisters kämpft, hatte Liviu-Dieter Nisipeanu unter den deutschen Großmeistern die besten Chancen, einen der 20 Qualifikationsplätze für den nächsten World Cup zu erreichen. Mit seinen 6,5 Punkten gehörte zur erweiterten Verfolgergruppe, die vor der zehnten Runde nicht weniger als 15 Spieler umfasste.

Nisipeanu spielte mit Weiß gegen den Kroaten Zdenko Kozul, der für seine untrennbare Liebe zur Klassischen Variante der Sizilianischen Verteidigung bekannt ist. Nisipeanu eröffnete aber 1.d4 und wählte dann das Jobava-System. Nach zehn Zügen bot der deustche Großmeister remis an und Kozul sah keinen Grund abzulehnen. Kurz vor dem Zieleinlauf wollen sich die Spieler in der Spitzengruppe möglichst günstig für die Qualifikation zum World Cup platzieren und vor allem kein unnötiges Risiko mehr eingehen.

Mit 6 Punkten waren die Chancen von Rasmus Svane, Dennis Wagner und Julian Kramer weniger gut auf einen dieser begehrten Qualifikationsplätze, aber durchaus noch vorhanden, ein Sieg in der vorletzten Runde vorausgesetzt.

Dennis Wagner traf mit den schwarzen Steinen auf Markus Ragger. Österreichs Nummer eins war mit einer Niederlage in Runde vier in seinem Ambitionen zurückgeworfen worden, hatte sich dann aber sukzessive nach oben gekämpft. In einer Italienischen Partie hatte Ragger mit Weiß stets die Führung und entschied die Partie dann im Endspiel mit Türmen und Leichtfiguren für sich. Mit sieben Punkten hat der Österreicher nun gute Chancen, sich für den nächsten World Cup zu qualifizieren.

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Ein paar Tische weiter spielte Rasmus Svane ebenfalls mit Schwarz gegen den 20-jährigen Aseri Vugar Asadli. In Aserbaidschan wächst gerade eine spielstarke neue Generation heran. In Runde zehn spielten vier Aseris an den Spitzentischen! Die Partie von Svane und Asadli endete remis.

Ein sehr gutes Turnier spielte bisher Julian Kramer. Im Verlauf der ersten neun Runden verlor der Hamburger IM nur eine Partie, spielte gegen vier Großmeister remis und konnte zwei schlagen, in Runde neun Alexander Donchenko. Kramer erhielt mit dem jungen Serben Velimir Ivic einen weiteren starken Spieler als Gegner. Der Hamburger spielte mit Weiß, bot eine taktische Schlägerei an und bekam sie. Die beiden Spieler boten eine spannende und unterhaltsame Kampfpartie auf Augenhöhe. Erst stand Julian Kramer sehr gut, dann glitt ihm die Partie aus den Händen. Aber der Gegner kann ja auch noch Fehler machen. Es muss wohl eine Zeitnotschlacht gewesen sein:

 

 

 

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Ein toller Erfolg für Julian Kramer, der mit dem Sieg Platz 15 erreicht hat, also einen Qualifikationsplatz für den World Cup. Daumen drücken! Eine Runde ist aber noch zu spielen. Kramer trifft mit Schwarz auf den aserischen GM Vasif Durarbayli.

Nachdem erst Daniel Fridman, dann Dmitrij Kollars aus dem Turnier ausgeschieden sind, blieben in Runde zehn weitere Bretter leer. So wurden unter anderem die Partien von Andrei Volokitin, Peter Prohaszka und Viktor Erdos kampflos zugunsten der Gegner gewertet. Die Turnierseite gibt keine Auskunft. Man kann nur spekulieren, ob einige Spieler vielleicht wegen Corona aus dem Turnier ausscheiden mussten.

In der Tabelle führt Matthias Blübaum, nun aufgrund der besseren Zweitwertung, zusammen mit Gabriel Sargissian, beide haben acht Punkte.

Stand nach 10 Runden:

Rk. Name Pts.  TB1 
1 Bluebaum Matthias 8,0 2584
2 Sargissian Gabriel 8,0 2571
3 Saric Ivan 7,5 2583
4 Santos Latasa Jaime 7,5 2530
5 Lagarde Maxime 7,5 2501
6 Gadimbayli Abdulla 7,0 2638
7 Iskandarov Misratdin 7,0 2630
8 Guseinov Gadir 7,0 2586
9 Cheparinov Ivan 7,0 2580
10 Moussard Jules 7,0 2570
11 Nisipeanu Liviu-Dieter 7,0 2565
12 Ter-Sahakyan Samvel 7,0 2563
13 Kobo Ori 7,0 2556
14 Kuzubov Yuriy 7,0 2544
15 Kramer Julian 7,0 2543
16 Martirosyan Haik M. 7,0 2533
17 Kozul Zdenko 7,0 2532
18 Indjic Aleksandar 7,0 2525
19 Durarbayli Vasif 7,0 2518
20 Bernadskiy Vitaliy 7,0 2517
21 Yilmaz Mustafa 7,0 2516
22 Ponomariov Ruslan 7,0 2516
23 Ragger Markus 7,0 2511
24 Moroni Luca Jr 7,0 2507
25 Michalik Peter 7,0 2457
26 Can Emre 6,5 2624
27 Yuffa Daniil 6,5 2601
28 Mchedlishvili Mikheil 6,5 2596
29 Safarli Eltaj 6,5 2593
30 Jobava Baadur 6,5 2575
31 Sargsyan Shant 6,5 2570
32 Lodici Lorenzo 6,5 2570
33 Areshchenko Alexander 6,5 2558
34 Tari Aryan 6,5 2549
35 Anton Guijarro David 6,5 2547
36 Svane Rasmus 6,5 2544

317 Spieler

Partien

 

Links:

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Ergebnisse bei Chess-results...

European Chess Union...

Erklärung der ECU...

Regulations...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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