12.10.2017 – Zwei Mannschaften sind nach der 4. Runden noch bei 100%: Globus und die aserische Universitätsmannschaft Odlar Yurdu. Beide Teams kamen gestern zu ungefährdeten Siegen. Im Frauenturnier kassierte Bossa Nova die erste Niederlage und wurde an der Spitze abgelöst. (Foto: Gurkan Ergun)
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Globus und Odlar Yurdu in Führung
Nachdem die Globus-Weltauswahl am Vortage gegen das tschechische Topteam nur mit Mühe zu einem doppelten Punktgewinn gekommen war, wartete in der gestrigen vierten Runde ein eher leichterer Gegner - die mazedonische Mannschaft Gambit Asseco See. Angeführt wird die Mannschaft von Petar Arnaudov, einem bulgarischen Großmeister, allerdings mit einer Elo unter 2500. Unter der Flagge seines Heimatlandes darf Arnaudov nicht spielen, da sich der bulgarische Verband in Gestalt seines Präsidenten nach wie vor in einem verbissenen Streit mit der ECU befindet und vom Europäischen Schachverband deshalb sanktioniert wird. Immerhin dürfen die bulgarischen Schachspieler überhaupt an ECU-Veranstaltungen teilnehmen. Das Gros der Mannschaft stellen Spieler aus Mazedonien, alle zum Teil deutlich unter 2400 Elo.
Selfie mit Kramnik (Foto: Gurkan Ergun)
Der Wettkampf zwischen Globus und den Mazedoniern verlief erwartet einseitig und endete mit einem 5½:½ für Globus. Wer hat denn bei Globus das Remis abgegeben?
Antin Korobov (Foto: Gurka Ergun)
Diese "Missgeschick" unterlief Anton Korobov gegen Marjan Mitkov in dieser Situation:
Sergey Karjakin im Interview
Die zweite Mannschaft, die nach der 4. Runde noch bei 100% steht, ist das Team von Odlar Yurdu. Odlar Yurdu ist der Name einer Universität in Baku. Spitzenmann des Teams ist Arkadij Naiditsch, der bekanntlich vor nicht allzu langer Zeit vom deutschen in den aserischen Verband gewechselt ist und nun unter der aserischen Flagge antritt. So handelt es sich also um eine rein aserische Mannschaft, bestehend aus starken Großmeistern. Auch wenn die absoluten Spitzenleute wie Mamedyarov oder Radjabov fehlen, ist hier eine sehr spielstarke Truppe unterwegs.
Die niederländische Mannschaft LSG Leiden hatte einen prächtigen Start mit drei Siegen und besiegte auf ihrem Weg mit der Oslo Schakselskap einen sehr respektablen Gegner. Die Norweger spielen immerhin mit Jan Ludvig Hammer und Leif Erlend Johannsen an den ersten beiden Brettern. Odlar Yurda war gestern dann aber eine Nummer zu groß für die Leidener. Der deutsche Gastspieler Jan-Michael Sprenger an Brett 1 und Artur Pijpers an Brett zwei nahmen Arkadi Naiditsch und Rauf Mamedov zwar jeweils einen halben Punkt ab, doch an den folgenden Brettern kam der Spielstärkeunterschied voll zu Geltung und am Ende hieß es 1:5 aus Sicht der Niederländer.
Am dritten Tisch trafen die "Bronzenen Reiter" aus St. Petersburg, mit Peter Svidler am ersten Brett, auf den Vertreter Israels, den Beer Sheva Chess Club. Mit drei Spielern über 2700 - Svidler, Matlakov und Fedoseev, Rodshtein nur knapp darunter - gingen die St. Petersburger zumindest nominell als klare Favoriten in den Wettkampf, doch alle Partien endeten remis, am Ende stand es also 3:3.
Ein noch größeres Spielstärke-Ungleichgewicht ergab sich am Tisch dahinter. SHSM Legacy Square aus Moskau mit Ernesto Inarkiev am Spitzenbrett und fünf starken und bekannten Großmeistern an den nächsten Brettern traf auf die slowakische Mannschaft Sk Dunajska Streda, die keinen Spieler über 2500 in ihren Reihen hat. Zoltan Varga gelang aber trotzdem ein Sieg gegen Vadim Zvjaginsev, außerdem holten die Slowaken ein Remis. So fiel die Niederlage einigermaßen gnädig aus.
Die tschechische Mannschaft Novy Bor, vorgestern vom Topfavoriten Globus nur ganz knapp geschlagen, kam in dieser Runde zu einem eindeutigen 6:0 gegen LSK 'MAKABI' aus Litauen. Am Tisch dahinter gewann die italienische Mannschaft Obiettivo Risarcimento Padova knapp mit 3½: 2½ gegen die türkische Mannschaft Beşiktaş Jimnastik Kulübü. Die Türken leisteten überraschend starke Gegenwehr und haben mit Kubra Öztürk eine Frau in ihren Reihen. Sie holte ein Remis gegen Großmeister Sabino Brunelli.
Hinter Globus ist eigentlich die mazedonische Mannschaft von Alkaloid als Nummer zwei der Setzliste ein starker Mitfavorit, kassierte aber in Runde zwei schon eine Niederlage gegen SHSM. Die Truppe wird vom WM-Kandidaten Ding Liren angeführt und kämpft sich nun allmählich wieder nach vorne. Gestern überrollte Alkaloid die Franzosen von Aljechin Nizza mit 5:1. Dennis Wagner, einer von nur fünf deutschen Spielern bzw. Spielerinnen in diesem Wettbewerb, unterlag dabei Dmitrij Andreikin, allerdings zum Schluss etwas unglücklich:
In Runde fünf treffen nun die beiden 100%igen aufeinander: Globus und Odlar Yurdu.
Im Frauenturnier war bisher das weißrussische Team mit dem phantasievollen Namen "Bossa Nova" nach drei Siegen das Maß der Dinge, doch gestern endete der Siegeslauf.
Kashllinskaya gegen Zhukova (Foto: Gurkan Ergun)
Mit 1:3 ging das Spitzenspiel gegen das Frauenteam von SHSM Legacy Square verloren. Das russische Team hatte zuvor zweimal nur 2:2 gespielt und Punkte auf der Stercke gelassen, zeigte gegen Bossa Bova aber nun seine ganze Kraft. Entschieden wurde der Wettkampf an den Brettern dreu und vier, wo Daria Voit und Anastasia Savina gegen Elena Zaiatz und Lanita Stetsko siegten. Damit setzte sich das Moskauer Team danke besserer Zweitwertung an die Spitze des Feldes. Mit Batumi, dem Frauenteam von Odlar Yurdu und Bossa Nova kommen drei weitere Teams auf 6 Punkte. Es bleibt spannend.
Jan Michael Sprenger (nicht "Springer", und seine persönliche Homepage ist www.laeuferpaar.de) als 'Gastspieler' zu bezeichnen ist wohl nicht korrekt. Es hatte ihn, wie auch mich, als Deutschen aus beruflichen Gründen in die Niederlande verschlagen - er war ab 2008 an der Universität Tilburg (nun seit November 2017 neue Professorenstelle an der Universität Turin), spielte früher für den dortigen Verein Stukkenjagers und danach für Leiden.
Seine Berichte auf der Leidener Vereinsseite sind in - soweit ich es beurteilen kann - korrektem Niederländisch, "Gastspieler" ist er eher für Schachfreunde Berlin in der deutschen Bundesliga.
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