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Er liebte das Leben, das Schach und rauchte gern Papyrosy: der russische Großmeister Evgeni Vasiukov. Die Nachricht von seinem Tod am 10.Mai traf uns verspätet, aber schmerzt dadurch nicht weniger, denn mit ihm ist ein weiterer wichtiger Zeitzeuge des sowjetischen und russischen Schachs von der Bühne abgetreten. Evgeni Vasiukov wurde 85 Jahre alt.
Zum ersten Mal las ich seinen Namen im Jahre 1962, als in Berlin ein Lasker-Turnier stattfand. Der Moskauer gewann es in großem Stil und spielte dabei eine Glanzpartie gegen Wolfgang Uhlmann.
Dabei hatte Evgeni Vasiukov das Schachspiel erst nach dem Krieg mit 15 Jahren erlernt. Als achtjähriges Kind überlebte er die Evakuierung in der Region Tula, sein Vater fiel bei den Kämpfen im Kursker Bogen.
"An meinem 20. Geburtstag (5. März 1953) starb Stalin", erzählte mir Vasiukov einmal. "Wir standen bei Eiseskälte die ganze Nacht in der langen Schlange vor dem Mausoleum auf dem Roten Platz. Neben mir mein Schul- und Schachfreund Boris Gruzman, der heute in Berlin lebt."
Beim Turnier in Leningrad 1974
Im Schach machte Evgeni Vasiukov schnell Fortschritte. Schon im Jahre 1954 wurde er Meister des Sports der UdSSR und 1961 Internationaler Großmeister. 1955 wurde er Moskauer Meister und zeigte sich dabei als hervorragender Taktiker. Später gewann er fünf Mal die Meisterschaft der UdSSR-Hauptstadt und spielte für das Moskauer Team in verschiedenen Turnieren. Vasiukov brillierte schon immer mit der Schnelligkeit seines Denkens. Seit den 1950er Jahren galt er als einer der besten Blitzspieler. Sechsmal gewann er die Moskauer Blitz-Meisterschaft. Als der 15-jährige Bobby Fischer 1958 in Moskau weilte, konnte keiner, auch Tigran Petrosian nicht, den Amerikaner im Zentralen Schachklub im Blitzspiel schlagen, aber Vasiukov! Vier Jahre später stellte Vasiukov dem Schachgenie Bobby Fischer wieder ein Bein. Als hervorragender Theoretiker und Trainer hatte er eine neue Idee in der Pirc-Ufimzew-Verteidigung entwickelt, die Viktor Kortschnoi im legendären WM-Kandidatenturnier auf der Karibikinsel Curaçao mit Erfolg gegen den Amerikaner anwendete. Wie es die Schachgeschichte wollte, trafen sich Vasiukov und Fischer vier Jahrzehnte später unter großer Geheimhaltung in Budapest wieder, als der exzentrische Amerikaner dort im Exil lebte!
Mit Spasski und Vodka
Vasiukov gewann mehr als 50 Schachwettbewerbe, 11 Mal nahmen an den Meisterschaften der UdSSR teil. Sein bestes Turnierergebnis war der Sieg in Manila im Jahre 1974 - vor Petrosian, Larsen Portisch und Gligoric.
Manila 1974
Erste Plätze erreichte er in Reykjavik, Athen, Varna, Berlin und anderen Städten.
Auch als Sekundant hat sich Vasiukov einen großen Namen gemacht. So war er zu verschiedenen Zeiten Trainer von Viktor Kortschnoi, Anatoli Karpov, Michail Tal, Efim Geller und anderen Schachkoryphäen. In seiner langen Laufbahn als Coach betreute er insgesamt zehn Nationalteams bei Schacholympiaden, darunter aus Ungarn, der Türkei und Peru. Nach dem 60.Lebensjahr wurde Vasiukovs Turnierkalender weniger intensiv, aber er spielte bis zuletzt in Seniorenturnieren. So gewann der Moskauer 1995 die Senioren-Weltmeisterschaft und mit Teams aus Moskau bzw. ganz Russland viele Male die Mannschafts-Europa- und Weltmeisterschaften.
Mit außergewöhnlicher Energie und selbstloser Liebe für das Schach, leitete Evgeni Vasiukov seit 2003 die Veteranenkommission des Russischen Schachverbandes. Dank seiner Bemühungen werden dort Dutzende Turniere pro Jahr durchgeführt, an denen Hunderte von Schachspielern teilnehmen. Darüber hinaus entwickelte Vasiukov ein System für Handicap-Turniere, das bei Amateuren und Profis sehr beliebt ist.
Großmeister Evgeni Sveshnikov erklärte: "Evgeni Andrejewitsch hat so viel für das Veteranenschach in Russland getan, dass wir uns alle vor ihm verbeugen müssen." Bei den Treffen der Großmeister Ü 75, die einige Jahre lang in Dresden stattfanden war Evgeni Vasiukov gern gesehener Stammgast (siehe unser historisches Foto). Auch Mark Taimanov und Lothar Schmid leben inzwischen nicht mehr.
Andreas-Dückstein, Burkhard-Malich, Wolfgang-Uhlmann, Mark Taimanov, Lothar-Schmid, Evgeni Vasiukow, Fridrik-Olafsson
Nicht nur als starker Großmeister und Schachorganisator, auch als Buchautor und Journalist für Schachmagazine und Zeitungen sowie als WM-Kommentator bleibt uns der Verstorbene in guter Erinnerung.
Evgeni Vasiukov mit Papyrosy
Evgeni Vasiukov wird der Schachwelt fehlen, sein Platz in der Historie aber bleibt für immer.