Fabiano Caruana gewinnt das Tata Steel Chess Tournament

von Klaus Besenthal
25.01.2020 – Bereits eine Runde vor dem Ende hat sich Fabiano Caruana den Sieg beim Tata Steel Chess Tournament in Wijk aan Zee gesichert. Gegen Jan-Krzysztof Duda konnte Caruana heute in der 12. Runde nach starker Leistung seinen bereits sechsten Partiegewinn feiern. Weil Magnus Carlsen gegen Vladislav Artemiev nur ein Remis gelungen ist, kann der auf Platz 2 liegende Weltmeister Caruana morgen in der letzten Runde nicht mehr einholen. Im Challengers verlor der Tabellenführer David Anton Guijarro überraschend gegen den Tabellenletzten Max Warmerdam, bleibt aber mit einem halben Punkt Vorsprung weiterhin in Führung. | Fotos: Alina l'Ami

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Tata Steel Chess Tournament

Die Partien von Caruana und Carlsen bildeten heute den Mittelpunkt des Interesses

Magnus Carlsen war vor der Runde Caruanas letzter noch verbliebener Konkurrent im Kampf um den Turniersieg gewesen. Angesichts eines Rückstandes von einem vollen Punkt zwei Runden vor Schluss hätte der Weltmeister allerdings einen Sieg gegen Vladislav Artemiev benötigt, wenn er seine vagen Hoffnungen noch hätte am Leben halten wollen. Daraus wurde jedoch nichts: Artemiev bediente sich einer bestens bekannten Variante der Grünfeld-Verteidigung und ging bis zum Schluss der Partie souverän damit um. Carlsen gelangte nicht einmal in die Nähe einer Gewinnchance:

 

Vladislav Artemiev hatte sich auf seine Partie gegen den Weltmeister gut vorbereitet

Um ein solches Turnier auf Weltspitzenniveau gewinnen zu können, muss man es offenbar schaffen, das gesamte Turnier ohne Niederlage zu absolvieren - dies scheint fast schon eine "notwendige Bedingung" zu sein. Einer, der in der Lage ist, diese notwendige Bedingung zu erfüllen, ist Jan-Krzysztof Duda, und so war der Pole vor seiner heutigen Partie gegen Caruana dann auch tatsächlich noch ohne Niederlage gewesen. Das erwartbare Ergebnis wäre also ein Remis gewesen, doch mit einer strategischen Meisterleistung gewann Caruana auch diese Partie - und schaffte damit auch die "hinreichende Bedingung" für den Turniersieg, nämlich eine ausreichend große Zahl gewonnener Partien. Genau genommen war es Caruanas sechster Partiegewinn:

 

Fabiano Caruana war in diesem Jahr eindeutig der beste Spieler in Wijk aan Zee

Auch Wesley So erfüllt die notwendige Bedingung: Neben Caruana und Carlsen hat auch er noch keine Partie im Turnier verloren. Mit der hinreichenden Bedingung dagegen hapert es: Für Wesley So stehen nur zwei gewonnene Partien zu Buche. Dieser Score ist aber gut genug, um vor den "jungen Wilden" wie Firouzja oder Xiong zu stehen. Die wissen also, wo sie noch Nachholbedarf haben: Nicht unbedingt bei der Anzahl gewonnener Partien, aber sehr wohl in Sachen "Soscher Solidität". Jorden van Foreest, der heutige Gegner von Wesley So, ist da schon einen Schritt weiter: Im Vergleich zu seiner Teilnahme am 2019er-Turnier hat er die Zahl seiner Niederlagen deutlich reduziert - vor Jahresfrist war er Vorletzter, jetzt ist er in der Spitzengruppe.

 

Auf Augenhöhe mit Jorden van Foreest befindet sich Daniil Dubov: Beide Spieler haben vor der letzten Runde 6,5 Punkte auf dem Konto. Gegen Yu Yangyi war Dubov heute voll auf der Höhe: Der junge Russe erkannte nicht nur, dass seinem Gegner ein empfindlicher Fehler unterlaufen war, sondern verstand es auch, diesen mit reihenweise präzisen Angriffszügen auszunutzen.

 

Daniil Dubov ist inzwischen in der Weltspitze angekommen

Viswanathan Anand willigte gegen den Weißrussen Vladislav Kovalev frühzeitig ins Remis ein. Und das konnte man verstehen, denn nach 20 Zügen saß Anand vor einer Stellung, die ihm wohl keinen Spaß mehr machte:

 

Anish Giri kämpfte bis zum 107. Zug gegen Jeffery Xiong um den Sieg, konnte im Damenendspiel aber seinen Mehrbauern nicht in Bewegung setzen:

 

Alireza Firouzja, der Überflieger der ersten Turnierhälfte, konnte seine Serie von zuletzt drei Niederlagen mit einem Remis gegen Nikita Vitiugov beenden. Vitiugov hat, genau wie Yu Yangyi, bislang keine einzige Partie im Turnier gewonnen.

 

Alireza Firouzja: Die Anzahl der Siege stimmt bereits - in Sachen Solidität muss er noch ein wenig nachbessern

Ergebnisse der 12. Runde

 

Tabelle nach der 12. Runde

 

Partien

 

Challengers

Im Challengers-Turnier hat der zuvor souverän führende David Anton Guijarro in der 12. Runde gegen den Tabellenletzten Max Warmerdam überraschend seine erste Niederlage bezogen. Weil die beiden Verfolger Nodirbek Abdusattorov und Erwin l'Ami jeweils nur zu einem Remis kamen, blieb vor der letzten Runde aber ein Vorsprung von einem halben Punkt für den Spanier erhalten. Zu Abdusattorov und l'Ami hat sich Pavel Eljanov hinzugesellt, der gegen Surya Shekhar Ganguly den vollen Punkt einstreichen konnte. Von den vier Führenden kann jeder noch das Turnier gewinnen.

Vincent Keymer befindet sich nach einem erneuten Remis, diesmal gegen Nihal Sarin, mit 6,0/12 weiterhin im Mittelfeld der Tabelle. 

Ergebnisse der 12. Runde

 

Tabelle nach der 12. Runde

 

Partien

 

Turnierseite


Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.

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