Felix Levin gewinnt Schachtürken-Cup

von ChessBase
04.01.2017 – Felix Levin wurde glücklicher Sieger beim "Schachtürken-Cup", der zum Jahresende im Siemens-Nixdorf-Forum in Paderborn ausgetragen wurde. Levin wies am Ende die bessere Zweitwertung nach Dreipunkteregel auf. Das Losglück hatte ihm dabei die nominell leichteren Gegner gegenüber den punktgleichen Favoriten Konstantin Landa und Oleg Korneev beschert. Bericht von Gerd Densing...

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13. Paderborner Schachtürken-Cup in Paderborn

GM Felix Levin verteidigt seinen Titel in Paderborn vor dem punktgleichen GM Konstantin Landa

Traditionell fand zwischen Weihnachten und Neujahr vom 27.12. – 30.12.2015 in Paderborn der beliebte Schachtürken-Cup statt, welcher vom SK Blauer Springer Paderborn 1926 e.V. in Kooperation mit dem Heinz-Nixdorf-Museumsforum ausgerichtet und hervorragend organisiert wurde.

Die Turniermodalitäten blieben zu den Vorjahren unverändert. Gespielt wurden 7 Runden nach Schweizer-System in zwei Gruppen. In der A-Gruppe (ab 1700 DWZ/ELO) traten 95 Spieler an (Vorjahr 195). In der B-Gruppe (bis DWZ 1800) spielten 80 Spieler (Vorjahr 85). Die Bedenkzeitregelung war 90 Minuten für 40 Züge, 15 Minuten für den Rest der Partie und 30 Sek. Inkrement ab dem ersten Zug. Beibehalten wurde die 3-Punkte-Regel, welche auch dieses Jahr – in Verbindung mit der Fortschrittswertung als Zweitwertung – wieder zu einem spannenden Foto-Finish führte.

Am 28.12.2016 fanden in 4 Altersklassen mit insgesamt 126 Teilnehmern gut besetzte Kinder- und Jugendturniere statt (Schnellschach).

Heinz-Nixdorf-Museumsforum in Paderborn

Turnier-Austragungsort war wie üblich das seit vielen Jahren für Schach hervorragend geeignete Heinz-Nixdorf-Museums-Forum (HNF). Innen im großen Eingangsbereich architektonisch sehr modern, boten die hellen und gut klimatisierten Schulungs- und Seminarräume im hinteren Gebäudeteil ideale Turnierbedingungen für die beiden Gruppen. Einer der Sponsoren des Turniers war das in weiterer Nachbarschaft zum Museums-Forum gelegene Welcome-Hotel Paderborn, welches vielen Spielern, insbesondere den angereisten GMs eine gute Unterkunft bot. Als „Geheimtip“ gilt aber das im Stadtkern von Paderborn gelegene kleine gemütliche familiengeführte Galerie-Hotel, welches von mindestens 4 Schachspielern ausgewählt wurde.

Das Galerie-Hotel

Die vorderen 5 Bretter (DGT-Bretter) waren im Auditorium aufgestellt, welches mit sehr vielen Zuschauerrehen viel Platz für Zuschauer bzw. Kiebitze bot. Zu beobachten war auch häufig, dass die meisten GMs während ihren Partien zwischendurch für mehrere Minuten in den oberen Zuschauerreihen Platz nahmen und über die großen Diagramme ihre Partien sozusagen aus einer ganz anderen Perspektive verfolgten als sonst und zudem einen guten Überblick über die weiteren 4 Bretter hatten. Eine solche Präsentation der Top-Bretter mit Zuschauermöglichkeit bzw. Kino-Atmosphäre gibt es ansonsten nur bei den Top-Turnieren der Weltspitze.

Auditorium

Das Technik-Museum (weltgrößtes Computer-Museum) feierte 2016 sein 20-jähriges Jubiläum und bietet auf 6.000 m2 Ausstellungsfläche mehr als 2000 Exponate. Neben einer multimedialen Zeitreise durch 5000 Jahre Geschichte zur Informations- und Kommunikationstechnik konnte dieses Jahr die Sonderausstellung „KonsumKompass“ besichtigt werden. Weiterer Themenschwerpunkt der Sonderausstellung waren „Computerspiele“, so gab es im Erdgeschoss die Möglichkeit, Computerspiele zu spielen, was von den Kindern bei den Rundenpausen gerne genutzt wurde.

Für Schachspieler ist der Besuch des in dem Museums-Forum ausgestellte Nachbau des legendären „Schachtürken“ Pflicht. Traditionell wird das Siegerfoto immer beim Schachtürken erstellt.

Der Schachtürke!

Zum Turnier:

Das A-Open war an der Spitze Mit 7 GMs deutlich stärker besetzt als im Vorjahr. Daneben war noch ein FM und eine WFM mit dabei. Der ursprünglich angemeldete Daniel Fridman musste kurzfristig seine Teilnahme absagen, wurde aber durch seinen Vereinskollegen GM Konstantin Landa als Setzlistenersten mehr als gleichwertig ersetzt. Mit dabei waren die weiteren russischen Großmeister Oleg Korneev, Bladislav Borovikov und Eduard Andreev neben den bereits oft in Paderborn spielenden GMs Hendrik Teske (Sieger 2009 und 2013), Lev Gutman (Sieger 2004 und 2005) und Vorjahressieger Felix Levin. Besonders hervorgehoben wird, dass dieses Jahr mit Ruben Gideon Köllner ein amtierender Deutscher Meister (2016, Altersklasse U12) nebst Maskottchen bzw. Glücksbringern mit am Start war.

Deutscher Meister! Ruben Gildeon Köllner

Zum Turnierverlauf:

In den ersten Runden gab es an den vorderen Tischen keine großen Überraschungen. GM Henrik Teske, der Vorjahreszweite war gesundheitlich angeschlagen bzw. müde, spielte in Runde 3 nur Remis und verlor in Runde 4 gegen Juan De Roda Husman, nachdem er sich im Stil von Fischer 1972 im Endspiel seinen Läufer einsperren ließ.

GM Henrik Teske gegen Juan De Roda Husman im Läuferendspiel

Der Setzlistenzweite GM Oleg Korneev spielte in Runde 2 gegen Niklas van der Valk nur remis und hatte aufgrund der Fortschrittswertung somit eine ungünstige Ausgangsposition für den Turniersieg. GM Eduard Andreev schaffte es erst in der 4. Runde an die vorderen Bretter. Nach einem Remis gegen GM-Kollege Borovikov verlor er in der nächsten Runde gegen Konstantin Landa. Nach einem Remis gegen den in Paderborn sehr stark aufspielenden Juan De Roda Husman beendete GM Andreev das Turnier mit einer Niederlage in der Schlussrunde enttäuschend.

Am solidesten spielten der Setzlistenerste Konstantin Landa und Titelverteidiger Felix Levin. Das direkte Aufeinandertreffen der beiden endete in einer scharfen, unklaren Mittelspielstellung remis.

GM Konstantin Landa gegen GM Felix Levin an Tisch 1

Duell der Spitzenreiter. Diagramm/Stellung kurz vor Partieende.

Die Vorentscheidung über den Turniersieg fiel in Runde 6. GM Konstantin Landa einigte sich gegen GM Oleg Korneev bereits nach 13 Zügen frühzeitig auf Remis, während Felix Levin gegen den jungen stark aufspielenden FM Schröder lange Zeit eine schlechtere Stellung zu verteidigten hatte.



Kevin Schröder spielte das Endspiel mit seinem A-Freibauern nicht perfekt. Felix Levin fand mit nur noch gut 7 Minuten auf der Uhr für den Rest der Partie ein studienartiges Mattnetz, welches der junge FM zu spät bemerkte bzw. dann nicht mehr entkommen konnte.

Schlussstellung und Partieanalyse …

Wagner, Levin

In der Schlussrunde einigte sich Felix Levin mit Alexej Wagner bereits nach 16 Zügen remis mit der Gewissheit, zumindest geteilter erster zu sein, mit besserer Fortschrittswertung.

Konstantin Landa gewann gegen Senior GM Lev Gutman und kam auch auf 17 Punkte, genauso wie GM Oleg Korneev, welcher sich gegen GM Vladislav Borovikov durchsetzte.

GM Lev Gutman gegen GM Konstantin Landa

Den Schönheitspreis der Schlussrunde bekommt hingegen FM Kevin Schröder, welcher mit einer Qualität weniger und einem ruhigen Königszug gegen Juan De Roda Husman auf Damenfang ging und dieser danach sofort aufgab.

Juan De Roda Husman gegen FM Kevin Schröder

Damenfang im Diagramm rechts unten! Es droht f6 und die Dame hat keine Fluchtfelder.

Besonders hervorzuheben sind – wie bereits im Vorjahr – die sehr guten Resultate einiger junger Spieler in der A-Gruppe. Stellvertretend hier zu nennen sind Ruben Gideon Köllner (Platz 27 mit 4 aus 7 bzw. 11 Punkten nach 3-Punkte-Regel) sowie FM Kevin Schröder auf Platz 6 mit 5 aus 7 bzw. 15 Punkten.

Beste Dame im Feld wurde WFM Mariska De Mie mit 13 Punkten auf Platz 15, welche nach Feinwertung dann am Schluss noch vor ihrem neuen Partner Juan (Platz 20) landete.

Konstantin Landa zeigte sich ein wenig enttäuscht mit der 3-Punkte-Regel und Feinwertung. Immerhin hat er im Turnierverlauf gegen 4 GM-Kollegen gespielt, während der Turiersieger Felix Levin „nur“ gegen einen GM spielen musste bzw. durfte und ihm das Losglück 6 Amateure als vermeintlich leichtere Gegner bescherte.

Hier die Top-Platzierungen des A-Opens:

 

Nr. Teilnehmer ELO NWZ Punkte PktSum Buchh
1. Levin,Felix 2530 2523 17.0 74.0 81.0
2. Landa,Konstantin 2612 2571 17.0 72.0 84.0
3. Korneev,Oleg 2590 2560 17.0 68.0 81.0
4. Wagner,Alexej 2266 2210 16.0 70.0 80.0
5. Böhm,Jürgen 2192 2124 16.0 61.0 68.0
6. Schröder,Kevin 2289 2261 15.0 60.0 66.0
7. Gazic,Josip 2192 2174 15.0 51.0 59.0
8. Borovikov,Vladisl 2559 2524 14.0 67.0 78.0
9. Eckardt,Joshua 2165 2192 14.0 59.0 70.0
10. Teske,Henrik 2495 2490 14.0 58.0 73.0
11. Steinle,Carsten 2151 2112 14.0 56.0 66.0
12. Barzen,Pascal 2264 2276 14.0 53.0 63.0
13. Gutman,Lev 2419 2363 13.0 62.0 77.0
14. Humburg,Philipp 2257 2186 13.0 58.0 74.0
15. De Mie,Mariska 2259 2173 13.0 55.0 67.0
16. Kemper,Meinolf 2147 2069 13.0 51.0 63.0
17. Kruse,Janik 2152 2061 13.0 48.0 61.0
18. Fenner,Martin 2023 1982 13.0 44.0 51.0
19. Boyens,Birger 1974 1885 13.0 40.0 56.0
20. De Roda Husman, J 2198   12.0 61.0 76.0
21. Schmücker,Marcus 2257 2220 12.0 57.0 71.0
22. Hecht,Carsten 2240 2183 12.0 49.0 62.0
23. van der Valk,Nikl 2131 2089 12.0 48.0 76.0
24. Richter,Gerald 2100 2065 12.0 46.0 57.0
25. Andreev,Eduard 2448 2466 11.0 60.0 79.0
26. Niediek,Cedric 2006 2036 11.0 56.0 82.0
27. Köllner,Ruben Gid 2078 2029 11.0 54.0 74.0
28. Köllner,Christof 2140 2084 11.0 54.0 68.0
29. Nagel,Bernhard 2224 2163 11.0 51.0 68.0
30. Jügel,Marcel 2232 2188 11.0 46.0 63.0
31. Pollmüller,Michae 2100 2050 11.0 45.0 60.0
32. Altenbernd,Jannis 2018 1971 11.0 45.0 54.0
33. Dusbaba, Karel 2092   11.0 41.0 50.0
34. Niekrens,Stefan 2101 2023 11.0 39.0 58.0
35. Hufendiek,Ekkehar 1911 1843 11.0 39.0 58.0
36. Roefe,Detlef 1861 1866 11.0 36.0 52.0
37. Finke,Tobias 1983 1914 11.0 35.0 56.0
38. Voss,Georg 1993 1954 10.0 49.0 63.0
39. Grzeca,Pascal 1929 2012 10.0 48.0 79.0
40. Whitmire,James Da 1949 1972 10.0 43.0 73.0
41. Kalla,Christian 1993 1966 10.0 43.0 70.0
42. Kuckling,Hannah 2066 2051 10.0 43.0 67.0
43. Gelashvili,George 2140 2094 10.0 41.0 70.0
44. Irkilmez,Yakub 1978 1899 10.0 35.0 62.0
45. Riedel,David 1884 1869 10.0 28.0 49.0
 

... 95 Spieler


Die Organisation des Turniers verlief reibungslos. Der Schiedsrichter Dirk Husemann hatte keinerlei Streitfälle zu regeln und bedankte sich am Ende des Turniers für die besondere Fairness der Spieler beim Ersatz von zwei ausgefallenen elektronischen Uhren. Die Räumlichkeiten waren wieder Top, der Internetauftritt übersichtlich, lediglich einen Schach-Bücherstand vermisste man vielleicht.

Weitere Informationen zum Turnier, zum B-Open, zu den Jugendturnieren, Fotos sowie Tabellen sind auf der Turnierseite zu finden.

Turnierseite...

Eine Partieauswahl der fünf Top-Bretter findet sich hier:

 

 

Weitere Impressionen

Blick ins Kinder und Jugendturnier

Junge Schachfreunde

Sieger der A- und B-Gruppen

GM Felix Levin, der Sieger der Jahre 2015 und 2016 beim Schachtürken.

Bilder: Gerd Densing sowie Veranstalter (Siegerfotos)


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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