Felix Levin gewinnt Schachtürken-Cup

von Bettina Trabert
03.01.2024 – Nach einer dreijährigen Pause ist der Schachtürken-Cup in Paderborn wieder da. Unter dem Zeichen des legendären Schachtürken, der vor einigen Jahren im Heinz Nixdorf Museum nachgebaut wurde, bot das Heinz Nixdorf Museumsforum wieder ausgezeichnete Spielbedingungen. Bettina Traber berichtet.

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Im Zeichen des Schachtürken: Felix Levin gewinnt in Paderborn

„Ja, wir sind zurück!“ war auch der Homepage zu lesen. Nach drei Jahren Pause ging der Paderborner Schachtürken-Cup wieder zur gewohnten Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr über die Bühne. Eine Bühne der besonderen Art, denn das Heinz Nixdorf Museumsforum – das größte Computermuseum der Welt – bietet außergewöhnliche Räumlichkeiten.

Auch wenn man sich die Zuschauerränge noch etwas voller wünschen würde, bot die Bühne den ersten fünf Brettern ausgezeichnete Spielbedingungen mit Live-Übertragung auf Demobrettern und im Internet.

In den ringsum gelegenen Seminarräumen waren die übrigen Bretter – 100 Teilnehmer im A-Turnier und 86 im B-Turnier – untergebracht, auch hier angenehm mit reichlich Platz.

Als Elofavorit ging Ruben Gideon Köllner ins Rennen. Der 19-Jährige liegt derzeit bei 2490 Elo und hat schon eine GM-Norm in der Tasche. In Paderborn lief es für ihn nicht optimal, immerhin erreichte er noch den geteilten 3. Platz.

Auf dem Sprung zum GM: Ruben Gideon Köllner.

Der 12-jährige Hussain Besou ist schon an einigen Medienrummel gewöhnt. Er startete mit zwei Remisen, gewann danach 4 Partien und in der letzten Runde noch einmal kampflos (sein Gegner konnte wegen eines familiären Notfalls nicht kommen) und landete damit auf Platz 2. Ein toller Erfolg, auch wenn er nicht die stärksten Gegner hatte (keinen über 2200 Elo).

2. Platz für Hussain Besou.

GM Felix Levin, ursprünglich aus der Ukraine stammend, aber schon seit 25 Jahren in Deutschland lebend, scheint den Turniersieg in Paderborn abonniert zu haben – schon fünf Mal konnte er den ersten Preis mit nach Hause nehmen. Mit sehr sicherem und erfahrenem Spiel ging er auch diesmal mit fünf Siegen und zwei Remisen ins Ziel, was nach der gültigen Regel 17 Punkte bedeutete (3 Punkte für einen Sieg, 1 für Remis).

Felix Levin (links) und der Sieger des B-Opens, Kyryl Metlytskyi, zusammen mit dem „Schachtürken“, dem Namensgeber des Turniers.

Diesmal gab es noch einen großzügigen Sonderpreis des Heinz-Nixdorf-Museums, dem die Nachwuchsförderung besonders am Herzen liegt. Jeweils für den besten Nachwuchsspieler U25 gab es im A-Open 700 Euro, im B-Open 300 Euro.

Timo Kalkuhl (links) gewann den Sonderpreis im B-Open, im A-Open ging der Preis an Pascal Brunke mit einer starken Leistung im IM-Norm-Bereich.

In den Spielpausen konnte man das wirklich interessante Museum erkunden, in dem man die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Informationstechnik betrachten und teilweise auch ausprobieren kann. Die Ausstellungen reichen von der Keilschrift bis zum Computer: Unter den Exponaten sind zum Beispiel antike Schreib- und Rechenmaschinen, frühe Telefone, erste Computer (die noch riesig waren) und moderne Roboter.

Eines der Prunkstücke des Museums ist ein funktionstüchtiger Nachbau des „Schachtürken“ (das Original verbrannte 1854 in Philadelphia). Der Schachautomat des Wolfgang von Kempelen sorgte im 18. Jahrhundert für großes Aufsehen. Die meisten seiner Gegner, darunter viele Berühmtheiten der damaligen Zeit, schlug er mit leichter Hand. Viele Jahrzehnte lang rätselte man, was es mit dem ersten Schachautomaten auf sich hatte.

Das Räderwerk im Tisch unter dem Türken wurde auch damals den Zuschauern gezeigt, ist aber nur eine Illusion: In Wirklichkeit war hinter einer anderen Klappe ein Mensch verborgen, der durch eine geschickte Mechanik den Arm des Türken bedienen konnte und die gegnerischen Züge durch Magnetstifte übermittelt bekam.

Offenbar machten die fast 200 Teilnehmer der Open-Turniere den erfahrenen Organisatoren des SK Blauer Springer Paderborn noch nicht genug Trubel, denn an einem der Tage gab es zusätzlich noch ein Kinder- und Jugendturnier im Schnellschachformat, wo noch einmal rund 120 Jungs und Mädchen am Start waren. Die Kids waren mit großer Begeisterung dabei, und manche wird man sicherlich später mal in den Opens wiederfinden.

Es ist gar nicht so leicht, auf die gegnerische Grundreihe zu kommen…

Pokale sind toll! 

Alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung, und man kann sich schon auf den nächsten Schachtürkencup freuen.

Zum Schluss noch ein wegen seiner Fehler lehrreiches Endspiel:

Endstand

Rk. SNo Name FED Rtg Club/City Pts.  TB1   TB2   TB3 
1 Levin, Felix, 17 76
2 Besou, Hussain, 17 58
3 Brunke, Pascal, 16 70
4 Köllner, Ruben Gideon, 16 67
5 Wagner, Alexej, 16 66
6 Steinle, Carsten, 16 61
7 Bagrationi, Alexander, 15 64
8 Korneev, Oleg, 15 64
9 Kettler, Ilija Jonas, 15 63
10 Nagel, Bernhard, 14 56
11 Stemmler, Fabian, 14 55
12 Hintze, Helge, 13 64
13 Schmitzer, Klaus, 13 59
14 Eckardt, Joshua, 13 56
15 Hecht, Carsten, 13 54
16 Pronk, Sven, 13 52
17 Kesselmeier, Kevin, 13 51
18 Irkilmez, Yakub, 13 47
19 Möller, Maurin, 13 46
20 Bentel, Robin, 12 60

100 Teilnehmer

Turnierseite: https://www.schachtuerken-cup.de/

Ergebnisse bei Chess Results: https://chess-results.com/tnr871154.aspx?lan=1&art=1


Bettina Trabert, seit 2000 WGM, nahm an mehreren Jugendweltmeisterschaften teil und spielte an fünf Schacholympiaden und zwei Mannschaftseuropameisterschaften für Deutschland. Für die ChessBase Nachrichtenseite hat sie bereits eine Vielzahl von Turnierberichten verfasst.