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„Ungewöhnlicher Zeitmodus vor Bewährungsprobe“
"Challenge de la ville de Diekirch"
Am vergangenen Wochenende wurde im schönen luxemburgischen Diekirch in der „aal Seerei“ (ehemaliges Sägewerk) wieder Schnellschach gespielt.
Die "aal Seerei"
Er wacht über den Eingangsbereich
Hier geht es zum Schach
Ein neuer Sponsor
In den vergangenen Jahren war die Bedenkzeit beim Mannschaftsturnier 15 Minuten pro Partie und 25 Minuten pro Partie (ohne Inkrement, aber mit Anwendung des Appendix G der FIDE-Regel). Um den möglichen Wechsel des Zeitmodus und Partieunterbrechung zu vermeiden, wurde dieses Jahr gleich von Beginn mit 10 Sekunden Inkrement je Zug und 15 Minuten Grundbedenkzeit gespielt. In der Summe sollte es dann eine ähnliche Partielänge sein wie früher bei den 25-Minuten-Partien ohne Inkrement.
Wegen geringer Teilnehmerzahl im Vorjahr fand dieses Jahr leider kein Jugendturnier statt. Samstags nachmittags wurde daher „nur“ ein Mannschaftsturnier ausgetragen. Das Mannschaftsturnier wurde nach erstmaliger Ausrichtung im Jahre 2013 und Wiederholung im Vorjahr auch dieses Jahr wieder als luxemburgische Schnellschach-Mannschaftsmeisterschaft (4er Teams) gewertet. Während im Vorjahr lediglich sechs Teams antraten (round-robin) starteten dieses Jahr sieben Teams, davon drei aus Schifflingen, zwei aus Differdingen und je einem Team des Echternach Clubs und des Schachclubs Nordstad (Ausrichter) sowie ein „Mix-Team“ mit mehreren Jugendlichen.
Nachdem einer der Turnierfavoriten (Echternach) bereits in der ersten Runde ein Mannschafts-Remis gegen den ausrichtenden Verein Nordstad abgab, gewann das topgesetzte Team Differdingen 1 in der ersten Runde gegen das nominell schwächste Team.
Das Mannschaftsturnier
Echternach vs. Nordstad
Differdingen 1 vs Nordstad
In Runde 2 gewann Echternach glatt gegen Schifflingen 2, während im Duell der beiden nominell stärksten Teams Differdingen 1 gegen Schifflingen 1 zwar mit 3 zu 1 gewann, allerdings in der Partie an Brett 1 Lev Yankelevich gegen Marc Mertens lange Zeit eine deutlich schlechtere bzw. verlorene Stellung verteidigen musste und im Endspiel noch gewann.
Differdingen 1 gegen Schifflingen 1
Die Entscheidung über den Turniersieg fiel in der 3. Runde in der direkten Begegnung zwischen Differdingen 1 und Echternach. Nach einem 1,5 zu 1,5 Zwischenstand war die Partie an Brett 1 zwischen Lev Yankelevich mit Weiss und FM Robert Philipowski entscheidend für den Ausgang des Mannschafts-Matches. Die Partie war an Spannung kaum zu überbieten. Anhand einer Video-Aufzeichnung wurde die Partie ab dem Mittelspiel rekonstruiert und vom Berichterstatter kommentiert.
Hier zum Nachspielen:
Nachdem Echternach weiter strauchelte und Schifflingen 1 zwar weiter gewann, konnte die Mannschaft aus Differdingen trotzdem nicht mehr eingeholt werden und wurde mit 10:0 Mannschaftspunkten Sieger des Team-Events.
Anders als im Vorjahr wurden „nur“ 5 Runden nach Schweizer System gespielt, sodass immer eine Mannschaft spielfrei hatte und kampflos 2 Mannschaftspunkte und 4 Brettpunkte erhielt, was in der Abschlusstabelle zu einer ein wenig unglücklichen Reihenfolge führte, da „schwächere Teams“ mit 2 Punkten genauso belohnt wurden wie z.B. das stärkere Team aus Echternach, welches im Turnierverlauf gegen die drei nominell stärksten möglichen gegnerischen Mannschaften spielte (und Punkte abgab) und gegen die verbleibenden zwei schwächeren Mannschaften keine Punkte mehr holen konnte. Gerne hätten die Spieler (bei so wenigen Mannschaften) noch 2 schnelle Runden dran gehangen, um „jeder gegen jeden“ zu spielen. Ein Vorschlag an den Veranstalter für’s nächste Jahr, den Zeitplan bzw. den Modus gegebenenfalls ein wenig zu überdenken.
Der Samstag Abend endete dann abrupt, da die Siegerehrung erst in einigen Wochen auf Ebene des luxemburgischen Schachverbandes vorgenommen wird – daher gibt’s heute hier leider kein Mannschafts-Siegerfoto.
Hier die Abschlusstabelle und Ergebnisse der 5 Runden als PDF-Download...
Hier zum PDF-Download die Liste mit den Ergebnissen der einzelnen Spieler...
Bemerkenswert ist das Ergebnis von 5 aus 5 von Lev Yankelevich.
Sonntags fand dann an einem zwischenzeitlich sonnigen Tag in Diekirch mit 46 Teilnehmern (Vorjahr 42) die 24. Auflage der traditionellen „Challenge de la ville de Diekirch“ statt.
Traditionell wird das Event im Nord-Osten Luxemburgs als einer der jährlichen regionalen Schach-Höhepunkte als Luxemburgische Einzelmeisterschaft im Rapid-Chess mit zusätzlichen Sonderpreisen gewertet. Im Andenken an den im Jahr 2012 verstorbenen Vorsitzenden des Gastgebervereins „Nordstad“ war das Turnier erneut ebenso „Memorial Jos Jacob“.
Mit leicht mehr Teilnehmern als im Jahre 2014 war das Turnier an der Spitze mit sieben Titelträgern (Vorjahr drei) etwas besser besetzt, allerdings im mittleren Elo-Bereich zwischen 1800-2100 etwas schwächer besetzt. Anders als im Jahr 2014 spielten dieses Jahr mehrere Jugendliche mit und auch der Damenpreis konnte dieses Jahr vergeben werden. Mit WGM Elvira Berend ist Luxemburgs stärkste Schachspielerin und Schnellschachexpertin angetreten.
Als Turnierfavoriten galten neben „Rückkehrer“ GM Sebastien Feller als Setzlistenersten der Sieger von 2013 und 2014 GM Andrey Orlov sowie IM Thorsten-Michael Haub, welcher vor wenigen Wochen das Schnellschachopen im belgischen Wirtzfeld gewann.
Sebastien Feller
Andrey Orlov
Thorsten-Michael Haub
Fred Behrendt
Elvira Behrendt
Der Turniermodus wurde geändert auf 15 Minuten pro Partie zzgl. 10 Sekunden Inkrement und 7 Runden nach Schweizer System. Vereinzelt wurden die Partien auf freiwilliger Basis – trotz der kurzen Bedenkzeit – mitgeschrieben. Die „neue“ Bedenkzeit war für viele Spieler stark gewöhnungsbedürftig. Mit weniger als 2 Minuten auf der Uhr wurde dann mehr oder weniger das Ende der Partie „durchgeblitzt“, um dann festzustellen, dass beim Partieende auf dem Brett auf der Uhr auf einmal wieder 4 oder 5 Minuten Bedenkzeit zur Verfügung standen. 10 Sekunden Inkrement ist eine lange Zeit, welche von den Profis bzw. routinierten Turnierspielern an den Top-Brettern aber auch voll und „sinnvoll“ bis zum Schluss genutzt wurde. Ein Inkrement von 3 Sekunden ist wohl eher üblich bei Schnellschachevents, so auch beim nächsten luxemburger Schnellschachturnier am Samstag, den 20.09.2015, in Schifflingen. Wie bereits im letzten Jahr gab es in diesem Jahr in Diekirch keinerlei Streitfälle und das lästige Uhrenumstellen entfiel auch.
Und wie üblich, gab es in der langen Mittagspause wieder leckere italienische Küche mit mehreren Sorten Pasta und Lasagne nebst Möglichkeit zum „Nachfassen“, wenn man noch mehr Hunger hatte.
Neben dem netten Turnierumfeld, den freundlichen Gastgebern und Teilnehmern sprechen insbesondere die hervorragenden Turnierbedingungen in der „Aal Seeerei“ für das Turnier, sodass viele der Teilnehmer – u.a. der Berichterstatter – jedes Jahr gerne wiederkommen.
Die Turnierorganisation erfolgte gewohnt routiniert und souverän durch den internationalen Schiedsrichter René Recking.
Die erste Runde brachte eine kleine Überraschung, als der junge Luxemburger Pit Reiff gegen den rund 500 ELO-Punkte höher einzustufenden Boris Prizker ein Remis erreichte. Eine weitere Überraschung gelang Michael Yankelevich mit einem Sieg gegen den Luxemburger Jean-Marie Weber.
Berichterstatter gegen Großmeister
In der zweiten Runde war die Niederlage von IM Fred Berend gegen Claude Hoegener eines der überraschenden Ergebnisse, während die weiteren Titelträger alle erwartungsgemäß gewannen. Der junge Michael Yankelevich besiegte den Luxemburg-Veteran Norbert Stull mit schwarz.
Die dritte Runde brachte an Brett 1 ein erstes Duell von Titelträgern. GM Feller gewann gegen WGM Elvira Berend. Hier das Mittelspiel und spätere Leichtfiguren-Endspiel zum Nachspielen.
Feller-Behrendt
Michael Yankelevich gegen Thorsten Michael Haub
Michael Yankelevich schlägt den Luxemburger Veteranen Norbert Stull
GM Andrey Orlov gab gegen den stark aufspielenden Pascal Barzen sein erstes Remis ab und fiel in der Tabelle zurück, auch bezüglich der Feinwertung (Fortschrittswertung) und auch IM Haub gab gegen FM Marc Simonet ein Remis ab.
Die vierte Runde brachte an Brett 1 zwischen Lev Yankelevich und GM Sebastien Feller nach einer unspektakulären Theorievariante ein schnelles Remis. Die größte Überraschung war der Sieg von Pit Reiff (siehe Runde 1) gegen IM Thorsten-Michael Haub, welcher sich damit vorzeitig aus dem Titelrennen verabschieden musste.
In der fünften Runde fiel eine Vorentscheidung über den Turniersieg in der direkten Begegnung der punktgleichen GMs Sebastien Feller gegen Andrey Orlov.
Feller-Orlov
GM Feller gewann eine Qualität und erreichte eine gute Angriffsstellung, welche er wie folgt in einen Sieg verwandelte:
GM Feller – weiter an Brett 1 spielend – hatte es nun mit der 2. Hälfte des Ehepaares Berend zu tun, IM Fred Berend.
Feller-Behrend
Hier entwickelte sich eine spannende Partie und ein interessantes Endspiel mit je einem Freibauern. Leider endete die Partie mit einem einzügigen Figureneinsteller in Zeitnot etwas zu früh.
Die Verfolger GM Andrey Orlov, Lev Yankelevich und WGM Elvira Berend punkteten voll und hielten Tuchfühlung zur Tabellenspitze.
Lev Yankelevich
In der Schlussrunde spielte GM Sebastien Feller gegen Pascal Barzen nicht nur auf Remis, sondern machte mit einem Gewinn alles klar und wurde mit 6,5 aus 7 alleiniger, souveräner bzw. verdienter Turniersieger.
Beginn der 7. Runde
Hier die Schlussphase der Partie zum Nachspielen.
An Brett 2 trennten sich Lev Yankelevich und GM Andrey Orlov Remis und Elvira Berend besiegte den an diesem Tag außer Form spielenden IM Thorsten Michael Haub und belegte am Schluss Rang 3 und gewann den Damenpreis. Lev Yankelevich wurde mit 6 Punkten alleiniger Zweiter vor Elvira Berend mit 5,5 Punkten und Andrey Orlov mit 5 Punkten auf einem für ihn sicherlich enttäuschenden 4. Rang.
Gratulation an den Sieger
Zweiter Platz für Lev Yankelevich
Elvira Behrendt wurde Dritte
Andrey Orlov wurde Vierter
Anda Marechal wurde Fünfter
Sechster Platz für Fred Behrendt
Ratingpreis für Pit Reiff
Hier die Abschlusstabelle und Fortschrittstabelle als PDF-Donwnload...
Preisträger und Organisatoren
Fazit: Es war auch dieses Jahr wieder ein sehr schönes, spannendes Schach-Event über 2 Tage. Bleibt zu hoffen, dass nächstes Jahr wieder ein Kinder-/Jugendturnier ausgerichtet wird, samstags noch mehr Mannschaften mitspielen und beim Open sonntags auch wieder mehr Spieler (auch im Spielstärkebereich um 2000 ELO) mit dabei sind.
Das nächste Schnellschachturnier in Schifflingen...