In einem bemerkenswerten Vorgang hat die "FIDE Ethik- und Disziplinarkommission" mit einer Entscheidung am Wochenende dem Russischen Schachverband damit gedroht, die Mitgliedschaft der Russian Chess Federation (RCF) für zwei Jahre auszusetzen. Außerdem wurde FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich, wegen seines Amtes im Russischen Schachverband gerügt. Der Russische Schachverband ist traditionell eng mit der Russischen Regierung und hohen russische Politikern und Entscheidungsträgern verflochten, von denen einige Sitze im Aufsichtsrat des Russischen Schachverbandes belegen. Dazu gehören Vladimir Putins Sprecher Dmitry Peskov und der kürzlich als Verteidigungsminister abgelöste Sergey Shoigu. Peskov und Shoigu und einige andere Mitglieder wurden nach dem Beginn des Russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auf die Sanktionsliste gesetzt. Auch Vladimir Dvorkovich gehört dem Aufsichtsrat des Russischen Schachbundes an. Dvorkovich war Wirtschaftsberater der Russischen Regierung und von 2012 bis 2018 Stellvertretender Ministerpräsident und pflegt enge Kontakte zur Russischen Regierung. Bei verschiedenen offiziellen Veranstaltungen war er zusammen mit sanktionierten Personen zu sehen. Dvorkovich würde damit dem Ansehen der FIDE schaden, so die FIDE Ethikkommission in der Begründung ihrer Entscheidung.
Der Russische Schachverband wurde von der Ethik-Kommission für schuldig befunden, den Ruf des Weltschachbundes FIDE erheblich geschädigt und die Pflichten der FIDE-Charta verletzt zu haben, unter anderem dadurch, dass der Russische Schachverband Turniere in den von Russland völkerrechtswidrig besetzten Gebieten in der Ukraine durchgeführt habe.
Dem Russischen Schachverband droht nun für zwei Jahre der Ausschuss aus der FIDE, wenn er nicht innerhalb von 60 Tage die auf der Sanktionsliste stehenden Mitglieder au seinem Aufsichtskuratoriums entlässt und außerdem alle Aktivitäten auf den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine einstellt.
Bei Ausschluss aus der FIDE darf der russische Verband an keinen FIDE-Turnieren mehr teilnehmen. Spieler, Trainer und Schiedsrichter, die dem Russischen Verband angehören, sind von der Maßnahme nicht betroffen.
Drei Mitglieder der FIDE, darunter der ukrainische Großmeisters Andrey Baryshpolets, der 2018 auch für das Amt des FIDE-Präsidenten kandidiert hatte, sowie Peter Heine Nielsen, langjähriger Sekundant von Magnus Carlsen und FIDE-Kritiker, hatten schon 2023 die Klage bei der FIDE-Ethikkommission eingereicht.
Mit ihrer Entscheidung teilte die FIDE-Ethikkommission auch mit, dass der FIDE-Rat versucht habe, die Entscheidung der Ethik-Kommission zu beeinflussen.
Dvorkovich und auch der Präsident des Russischen Schachverbandes argumentierten, dass der FIDE-Ethikrat gar nicht befugt sei, diese Entscheidung zu treffen. Die Ethik-Kommission sieht das anders.
FIDE-Ethik-Kommission...