FIDE Grand Prix: Vachier-Lagrave startet mit Sieg

von André Schulz
16.11.2017 – Maxime Vachier Lagrave möchte noch gerne auf den Kandidatenzug aufspringen, der im nächsten März im Berliner Gleisdreieck starten wird. Heute stellte der Franzose schon einmal die erste Weiche mit einem Sieg über Boris Gelfand. Auch Anish Giri und Ernesto Inarkiev punkteten. (Foto: Agon)

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Heute begann das letzte Grand Prix Turnier des aktuellen WM-Zyklus. Nach Sharjah, Moskau und Genf ist nun mit Palma de Mallorca und Spanien ein westeuropäisches Land der Gastgeber. 24 Spieler haben sich an der Serie beteiligt und nahmen an drei der vier Turniere teil. Das Format wurde gegenüber früheren Serien geändert. Nun spielen 18 Spieler im Schweizer System. Früher wurden Rundenturniere gespielt. Für Sieg und Platz gibt es Punkte. Die besten Zwei der Gesamtrechnung dürfen am Kandidatenturnier teilnehmen. Nachdem sechs der acht Kandidaten schon feststehen, werden die restlichen zwei hier im Grand Prix gesucht. Vor dem letzten Turnier liegen Shakhriyar Mamedyarov und Alexander Grischuk in Führung, sind hier aber in Palma de Mallorca nicht am Start und können noch von Maxime Vachier-Lagrave und/oder Teimour Radjabov eingeholt werden. Für die übrigen Spieler geht es nur noch um das Preisgeld.

Der erste Zug am Brett von Jakovenko und Aronian (Foto: Agon)

Mit Levon Aronian und Ding Liren sind zwei Spieler am Start, die bereits durch ihre Platzierung im World Cup für das Kandidatenturnier qualifiziert sind.

Ding kam aus St. Louis angereist, wo er im Schnellschach/Blitz-Wettkampf gegen Magnus Carlsen vom Weltmeister arg gerupft wurde. Heute traf er auf den Lokalmatador, den Mallorquiner Francisco Vallejo Pons. Die Partie endete nach 20 Zügen mit einem Remis, bot aber in der Eröffnung neue Aspekte. Nach 1.Sf3 d5 2.g3 Sbd7 (Idee 3...e5) 3.d4 war Vallejos 3...b5 schon ein bis dato noch nie gespielter Zug an dieser Stelle. Ding brachte nun mit 4.e4 Würze ins Spiel.

 

Überraschend schnell, nach nur 12 Zügen, hatte Teimour Radjabov die Freude an seiner Partie gegen Alexander Riazantsev verloren und bot mit seinem Zug 12.0-0 remis an. Riazantsev sah keinen Grund dies abzulehnen.

 

Null Probleme hatte Grünfeld-Experte Peter Svidler in seiner Benoni-Verteidgung gegen Evgeny Tomashevskys frühes Königsläufer-Fianchetto.

 

Nach 29 Zügen endete die Partie remis, wobei die Initiative die meiste Zeit eher bei Schwarz lag.

Auf gut erforschtem Spanischen Terrain entwickelte sich die Partie zwischen Dmitry Jakovenko und Levon Aronian. Neues gibt es nicht zu berichten und so wurde der Punkt im 27.Zug geteilt.

Genauso lange dauerte die Begegnung zwischen Ernesto Inarkiev und Li Chao, allerdings mit einer Entscheidung. Hier stand die Grünfeld-Verteidigung auf dem Brett. Li, mit Schwarz, agierte anfangs etwas passiv und wollte sich dann auf eine Weise befreien, die nicht recht funktionierte.

 

Eine interessante Eröffnung boten Pavel Eljanov und Hikaru Nakamura. Der US-Amerikaner reagierte auf Eljanovs Reti-Aufbau ähnlich wie Vallejo gegen Ding, wenn auch nicht ganz so experimentell. Aber auch erzwingt die Idee eines frühen e7-e5 den Zug d2-d4. Eine Überraschung war das für Eljanov nicht, denn Nakamura hat schon öfter auf diese Weise gespielt. Im 9. Zug wich der US-Großmeister mit 9...Lg4 von den aktuellen Vorbildern Giri-Nakamura, bzw. Ding-Giri ab. Mehr als einen Freibauern im Zentrum holte Weiß nicht heraus, doch der wurde dann rasch aufgelöst und die Partie endete im 34. Zug remis.

Zum gleichen Ergebnis führte auch die Partie zwischen Jon Ludvig Hammer und Pentala Harikrishna in der Ragozin Verteidigung. Ein Bauernopfer von Weiß führte letztlich nur zum Tausche einer Reihe von Figuren und in ein Endspiel mit Turm und Springer gegen Turm und Läufer und Bauern auf beiden Flügel. Das Endspiel wurde einige Zeit geübt. Nachdem im 45. Zug aber wirklich alle Bauern vom Brett verschwunden waren, wurde das Remis amtlich.

Reti - A Repertoire for White

Die Reti-Eröffnung eignet sich für diejenigen Spieler, die Strategie, Manöver und Pläne mögen. Mit 1.Sf3 präsentiert Bologan ein Repertoire für Weiß und zeigt Pläne für die häufigst auftretenden Varianten.

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Eine spannende Partie lieferten sich Anish Giri und Richard Rapport. Der Ungar hatte mit der Owen-Verteidgung auf Giris 1.d4 reagiert. Die Struktur erinnerte dann an die Damenindische Verteidigung, bis der stets originell spielende Ungar hier mit dem Manöver Sc6-e7-f5 einen ungewöhnlichen Weg einschlug. Giri ließ sich auch nicht lumpen und konterte mit der langen Rochade.

 

Richtig wild wurde die Partie, als Rapport im 33. Zug eine Figur gab, um mit dem Rest seiner Armee, das waren aber nur noch Dame und Springer, Matt zu setzen.

 

Ein paar Züge später sah es so aus:

 

Giris Einschätzung war völlig richtig. Etwas später musste er aber noch einen genauen Zug machen.

 

Maxime Vachier-Lagrave möchte noch gerne auf den Kandidatenzug aufspringen und stellte heute schon mal gegen Boris Gelfand die erste Weiche. Bis zum 14. Zug folgte der Franzose im Beschleunigten Drachen einer Partie Adhiban-Gelfand, gespielt beim Isle of Man Open im September, wich dann mit 14.Tfd1 ein bisschen ab und spielte die Partie vor allem weiter.

Im Kampf um den Rückgewinn eines geopferten Bauern auf d6 übersah Gelfand schließlich einen Schlag, der ihn in ein sehr schlechtes Schwerfigurenendspiel beförderte.

 

Ergebnisse

Name Pkt. Ergebnis Pkt. Name
Jakovenko Dmitry 0 ½ - ½ 0 Aronian Levon
Vachier-Lagrave Maxime 0 1 - 0 0 Gelfand Boris
Eljanov Pavel 0 ½ - ½ 0 Nakamura Hikaru
Ding Liren 0 ½ - ½ 0 Vallejo Pons Francisco
Tomashevsky Evgeny 0 ½ - ½ 0 Svidler Peter
Giri Anish 0 1 - 0 0 Rapport Richard
Inarkiev Ernesto 0 1 - 0 0 Li Chao B
Radjabov Teimour 0 ½ - ½ 0 Riazantsev Alexander
Hammer Jon Ludvig 0 ½ - ½ 0 Harikrishna P.

Partien


 

Stand nach der 1. Runde

Rg. Name Pkt.
1 Vachier-Lagrave Maxime 1,0
  Giri Anish 1,0
  Inarkiev Ernesto 1,0
4 Aronian Levon 0,5
  Nakamura Hikaru 0,5
  Ding Liren 0,5
  Svidler Peter 0,5
  Radjabov Teimour 0,5
  Harikrishna P. 0,5
  Jakovenko Dmitry 0,5
  Eljanov Pavel 0,5
  Vallejo Pons Francisco 0,5
  Tomashevsky Evgeny 0,5
  Riazantsev Alexander 0,5
  Hammer Jon Ludvig 0,5
16 Li Chao B 0,0
  Gelfand Boris 0,0
  Rapport Richard 0,0

 

Nach bisher drei Turnieren sieht die Gesamttabelle des FIDE Grand Prix  folgendermaßen aus:

  Spieler Elo 02/ 2017 Sharjah Moskau Genf Palma Total
1  Shakhriyar Mamedyarov (AZE) 2766 140 140 60   340
2  Alexander Grischuk (RUS) 2742 140 71 3/7 125   336 3/7
3  Teimour Radjabov (AZE) 2710   71 3/7 170   241 3/7
4  Ding Liren (CHN) 2760 70 170     240
5  Maxime Vachier-Lagrave (FRA) 2796 140 71 3/7     211 3/7
6  Ian Nepomniachtchi (RUS) 2749 70 3 125   198
7  Hikaru Nakamura (USA) 2785 70 71 3/7     141 3/7
8  Michael Adams (ENG) 2751 70 3 60   133
9  Peter Svidler (RUS) 2748   71 3/7 60   131 3/7
10  Anish Giri (NED) 2769   71 3/7 60   131 3/7
11  Li Chao (CHN) 2720 25   60   85
12  Dmitry Jakovenko (RUS) 2709 70   11   81
13  Hou Yifan (CHN) 2651 7 71 3/7 2 1/2   80 13/14
14  Pentala Harikrishna (IND) 2758   20 60   80
15  Alexander Riazantsev (RUS) 2671 1   60   61
16  Pavel Eljanov (UKR) 2759 25   11   36
17  Francisco Vallejo Pons (ESP) 2709 25 7     32
18  Boris Gelfand (ISR) 2720   20 11   31
19  Richárd Rapport (HUN) 2692 25   2 1/2   27 1/2
20  Evgeny Tomashevsky (RUS) 2711 3 20     23
21  Levon Aronian (ARM) 2785 7   11   18
22  Jon Ludvig Hammer (NOR) 2628 3 7     10
23  Salem Saleh (UAE) 2656 3 3 1   7
24  Ernesto Inarkiev (RUS) 2723   1 4   5

Links:

Turnierseite...

Ergebnisse bei Chess-results...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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