ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Links:
Lenin und Lotus: Artikel in der taz...
Impressionen aus Kalmückien von Caroline Poiron (Centre Iris)...
Elista – Buddha, Schach und ein schriller Provinz-König...
Sächsische Zeitung:
Wiedervereinigung ohne den
Querkopf...
Der Kongress tagt
Von André Schulz
Fotos: Frederic Friedel
Video: Nadja Woisin
Einmal im Jahr treffen sich die Delegierten der FIDE zu einer Vollversammlung, dem FIDE-Kongress. Dieser findet in jedem zweiten Jahr zeitlich und örtlich parallel zur Schacholympiade statt: Für die Kongresse zwischen den Schacholympiaden findet man andere Orte, meist solche mit Bezug zu kommenden FIDE-Anlässen. Derzeit ist Dresden Gastgeber des 76. FIDE-Kongress. Auf diese Weise bedankt man sich für den Zuschlag der Schacholympiade 2008 und präsentiert sich den FIDE-Vertretern als bereits perfekter Organisator.
Rodiguez Saá (Gouverneur von San Luis) und Alexander Prinz von
Sachsen (Repräsentant der Schaolympiade von Dresden)
Miguel Quinteros, Gisela Prinzessin von Bayern, Rodríguez Saá, Prinz Alexander
von Sachsen, Luis Lusquiro, (Cheforganisator der WM in San Luis)
Die Bilanz des derzeitigen FIDE-Präsidiums unter Kirsan Ilyumshinov, seit ca. 10
Jahren im Amt, ist durchwachsen. Schon vor seiner Wahl zum FIDE-Präsidenten war
der Kalmücke Ilymshinov als Mäzen des Schachs in Erscheinung getreten und hatte
u.a. der Kasparov-Gruppe 1994 geholfen, die Schacholympiade in Moskau zu finanzieren.
1995 wurde FIDE-Präsident Campomanes zum Rücktritt gedrängt und Ilymshinov
übernahm seine Nachfolge. Das beste Argument des neuen Kandidaten war das Geld,
das er bereit war, in das Schach zu stecken.
Ehrenpräsident Campomanes, Präsident Ilyumshinov und Vizepräsident Gelfer
Beim GM-Turnier in Las Palmas 1996 überraschte er die Schachöffentlichkeit mit
einer Reihe von umwälzenden Plänen. So stellte er die Pläne für eine neue
"Schachhauptstadt" der Welt vor, ein Komplex von Wohnungen und Häusern in der
kalmückischen Hauptstadt Elista. "Chess City" sollte zum einen als
Unterbringungsmöglichkeit für die Spieler von großen Schachveranstaltungen
dienen. Zum anderen verfolgte der kalmückische Präsident die Idee, mit diesem
Appartement-Komplex eventuell Touristen anziehen zu können.
Als die Spieler aller Nationen dann zur Schacholympiade 1998 nach Elisa kamen, war Chess City allerdings nur fast fertig. Tatsächlich fehlten nur zwei Arbeitstage, um das Zentrum - die Veranstaltungshalle - nutzen zu können. So mussten die Spieler erst einmal eine Pause einlegen, bevor sie mit ihrer Olympiade beginnen konnten. Danach diente Chess City in Elista immer dann als Notnagel, wenn kein anderer Veranstalter für die offiziellen FIDE-Meisterschaften zur Hand war oder wenn ein Veranstalter kurzfristige ausfiel, wie das bei der WM der Frauen im Jahr 2004 der Fall war, die kurzfristig von Batumi nach Elista verlegt werden musste.
Eine der größten Änderungen, die Ilyumshinov mit
Beginn seiner Amtszeit in Angriff nahm, war das Format zur Durchführung der
Weltmeisterschaften. Seit Steinitz wurden die Weltmeisterschaften mit Ausnahme
des WM-Turniers von 1948 in Form von Wettkämpfen durchgeführt. Zuletzt hatte man
einen stabilen Dreijahres-Rhytmus etabliert mit Zonenturnieren,
Interzonenturnieren, Kandidatenwettkampfe und dem WM-Kampf zum Abschluss. Die
großen Auseinandersetzungen zwischen Fischer und Spasski, Karpov und Kortschnoj
sowie Karpov und Kasparov haben dem Schach haben weltweite Aufmerksamkeit
erzeugt und der Popularität des Schachs sehr genutzt. Das System wurde nach
dem "Austritt" von Weltmeister Kasparov aus der FIDE im Jahr 1993
destabilisiert. Im folgenden beiden Jahren gab es zwar sogar noch zwei Zyklen,
denn FIDE und
Kasparovs PCA konkurrierten mit zwei unabhängigen Weltmeisterschaften. Dann ging Kasparov das Geld aus und Ilyumshinov führte das System
der K.o-Weltmeisterschaften ein.
FIDE K.o.- Weltmeisterschaften gab es 1997 in Groningen (eigentlich ein
Kandidatenturnier mit anschließendem Wettkampf zwischen dem Sieger Anand
und Titelverteidiger Karpov), 1999 in Las Vegas (Khalifman), 2000 in Neu Dehli
/Teheran (Anand), 2001/2002 in Moskau (Ponomariov) und 2004 in Libyen (Kasimzdhanov).
Mathematisch sehr Begabte können in der Zahlenreihe 1997, 1999, 2000, 2001/2002,
2004 vielleicht eine Tendenz oder ein Schema erkennen. Die meisten nicht. Finden
die Weltmeisterschaften alle zwei Jahre statt oder jährlich? Wir wissen es
nicht. Zwischendurch hat der FIDE-Präsident im Handstreichverfahren auch die
Bedenkzeit verkürzt. Aus den überall üblichen und eindeutigen 2 Stunden für 40
Zügen plus 1 Stunde für 20 wurden 90 Minuten plus irgendwelche Zeitzugaben für
jeden gemachten Zug. Die FIDE-Bedenkzeit kann nur noch von Digitaluhren
verwaltet werden - vielleicht der Zweck der Änderung - und trennt das
Profischach vom Clubschach, wo es keine Digitaluhren gibt.
Die K.o.-Weltmeisterschaften fanden praktisch keinen Niederschlag in der breiten
Presse. Schon für den Fachjournalisten ist es schwierig, den Überblick zu
behalten, unter welchen Umständen, welche 64 Spieler sich für die nächste Runde
qualifiziert haben und wie die Namen sind. Für den normalen Zeitungsjournalisten
ist das ganze Unternehmen überhaupt nicht nachvollziehbar. Das System mit vielen
Schnell- und Blitz-Stichkampfpartien öffnet dem Zufall oder Tagesglück Tür und
Tor und produziert ständig einen neuen Weltmeister, der nicht lange genug im Amt
sein wird, damit Zeitungsjournalisten sich seinen Namen merken können. Die Marke
"Schachweltmeister" wurde damit von der FIDE zerstört.
Eine weitere Aufgabe des FIDE-Präsidenten wär es gewesen, die Spaltung der
Schachweltmeisterschaften aufzuheben und die beiden Weltmeister zusammen zu
führen. Anfang 2002 gab es in Prag entsprechende Verhandlungen. In der Folgezeit
hat die FIDE es nicht fertig gebracht, ihre Teil der Aufgaben zu erfüllen. Weder
ein Wettkampf Ponomariov gegen Kasparov, noch ein Wettkampf Kazhimdzhanov gegen
Kasparov sind realisiert worden. Die Gründe für das Scheitern sind weitgehend
unbekannt oder werden vor der Öffentlichkeit verborgen. Der FIDE-Präsident
Kirsan Ilyumshinov scheint die Durchführung bzw. Finanzierung dieser Wettkämpfe
als eine Art Privatangelegenheit zu betrachten. Es drängt sich der Eindruck auf,
dass die Durchführung der FIDE-Schachveranstaltungen mit Geschäften ganz andere
Natur verbunden sind.
Beobachter fragen sich, wie nützlich es dem Ansehen des Schachs sein kann, wenn
der Präsident des Weltverbandes intensive Kontakte mit den Potentaten der Länder
Iran, Irak oder Libyen pflegt oder pflegte und welche Geschäfte dort wohl im
Hintergrund getätigt werden oder wurden.
Der größte Kritikpunkt an der Arbeit des amtierenden FIDE-Präsidiums ist
mangelnde Konstanz. So werden Pläne oder Veranstaltungen groß angekündigt, dann
wieder ohne weitere Begründung abgesagt. Was sich heute so darstellt, kann morgen
wieder ganz anders sein. Für das professionelle Schach gibt es keine Gewissheit und
keine Strukturen mehr.
Im nächsten Jahr wird während der Schacholympiade in Turin einen Wahlkongress
geben. Bisher war die Wiederwahl von Kirsan Illymshinov und seiner Mannschaft -
z.T. Leute, die schon länger an den Strippen ziehen als er selber - ein
Selbstgänger. Wenn man erst einmal weiß, wie man sich der Stimmen der
Delegierten versichert und welche Posten man möglichen Gegenkandidaten anbieten
kann, ist die Mehrheitsbeschaffung kein ernsthaftes Problem. Hier kann der
Präsident auf der erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers Campomanes aufbauen.
Die jüngsten Misserfolge haben jedoch selbst innerhalb der FIDE Kritik hervor
gerufen und es formieren sich Oppositionsgruppen. Das nächste Jahr wird zeigen,
welche Richtung die FIDE nehmen wird. Für das Breitenschach sind die Vorgänge
innerhalb der FIDE einigermaßen belanglos. Schach ist aufgrund der Arbeit der
Schachfreunde vor Ort, in den Vereinen und Landesverbänden sehr populär. In
vielen Ländern gibt es einen echten Schachboom, z.B. in den USA, aber auch
anderswo. Die Krise betrifft vor allem das Profischach und die
Weltmeisterschaften. Die FIDE muss einen Weg zur Erneuerung finden, um mit
frischen Leuten wieder das Ansehen zu gewinnen, dass sie unter den Präsidenten
Euwe und Olafsson hatte. Dann wird sie auch wieder mehr Sponsoren finden.
Eine wichtige Rolle für die Beurteilung der Arbeit des gegenwärtigen Präsidiums spielt die nächste Weltmeisterschaft, die in San Luis als doppelrundiges K.o.-Turnier - öfter mal was Neues - ausgetragen wird. Diese wird wohl mehr Presse anziehen als die K.o.-Turniere und einen Sieger und damit Weltmeister hervorbringen, der in der Weltrangliste zumindest unter den Top 20 ist. Die Weltmeisterschaft in San Luis ist daher auch eines der wichtigsten Themen des Kongress in Dresden.
Der Gouverneur von San Luis Dr. Rodriguez Saá, Florencio
Campomanes und Organisator GM Miguel Quinteros
Nigel Short zeigt den Organisatoren der WM von San Luis wie der
ChessBase-Schachserver funktioniert.
Routinemäßig werden eine Reihe von
Titeln vergeben. Deutschland bekommt mit Alexander Naumann seinen 61.
Großmeister. Zur Frauengroßmeisterin wird Gisela Fischdick ernannt. Außerdem
werden 12 deutsche Internationale Meister ernannt, darunter Rainer Buhmann.
Damit verliert Rainer Buhmann seinen Status als wohl stärkster titelloser
Spieler der Welt.
Zum Großmeister wird auch der ChessBase-Autor und 3rd Floor Glasgow Chess
Radio-Frontmann Jacob Aagaard.
Neue deutsche Titelträger:
Großmeister
Naumann, Alexander
Internationale Meister
Bastian, Herbert
Bogner, Sebastian
Buhmann, Rainer
Heinzel, Olaf
Kolbus, Dietmar
Mandel, Andreas
Niklasch, Oliver
Rau, Hannes
Von Hermann, Ulf
Weindl, Alfred
Wippermann, Till
Wisnewski, Christoph
Frauen Großmeisterin
Fischdick, Gisela
Internationaler Schiedsrichter
Unterreitmeier, Reinhold
Wiedmann, Thomas
FIDE-Schiedsrichter
Chadt-Rausch, Ralf
Martin, Andre
Möller, Matthias
Alle neuen Titelträger (FIDE)...