FIDE World Cup: Carlsen spricht

von André Schulz
25.08.2023 – Nach vergeblichen Anläufen hat Magnus Carlsen nun auch den World Cup gewonnen. In einem längeren Interview mit Michae Rahal sprach er über den Turnierverlauf, die kritischen Momente und seine Pläne für die Zukunft: "Vielleicht möchte ich auch noch etwas Spaß haben."

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Nun hat Magnus Carlsen, nicht mehr Weltmeister, aber immer noch mit großem Abstand bester Spieler des Planeten, nach mehreren erfolgslosen Anläufen auch den World Cup gewonnen. Und das auch mit Bravour. Der Weltranglistenerste stieg mit vielen anderen Spitzenspielern in der zweiten Runde in den Wettbewerb ein und besiegte dort den Georgier Levan Pantsulaia glatt mit 2:0. In der dritten Runde gewann er mit 1,5:0,5 gegen seinen Landsmann Aryan Tari. Die vierte Runde gegen Vincent Keymer erwies sich als schwierigeste Hürde für den erfolgsverwöhnten Norweger. Carlsen verlor die erste Matchpartie und satna dauch in der zweiten für einen kurzen Moment auf Verlust. Nachdem der deutsche Spitzenspieler seine Chance nicht nutzte, gewann Carlsen diese Partie, erreichte den Stichkampf und setzte sich dort durch. Seine Verlustpartie gegen Keymer war die einzige Niederlage, die Carlsen im ganzen World Cup hinnehmen musste. 

In Runde fünf gewann Carlsen mit 2:0 gegen den einstigen FIDE-Vizeweltmeister Vasyl Ivanchuk. In Runde sechs schaltete er D. Gukesh mit 1,5:0,5 aus. Im Halbfinal traf Carlsen auf den Überrschungsmann Nijat Abasov, der auf seinem Weg ins Halbfinale Anish Giri, Peter Svidler und Vidit augeknockt hatte. Gegen Carlsen blieb der aserische Großmeister jedoch ohne Chance und erreichte mit 0,5:1,5 nur das Match um Platz drei gegen Fabiano Caruana.

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Im Finale erhielt Carlsen das indische "Wunderkind" Pragnanandhaa als Gegner. Allerdings hatte sich Carlsen inzwischen eine Lebensmittelvergiftung zugezogen und fühlte sich nicht gut. Die beiden regulären Matchpartie spielte er schlaff und ohne Ehrgeiz, ließ aber auch nichts zu. Beide Partie endeten remis.

Im Stichkampf war Carlsen dann wieder in guter Verfassung. Er gewann die erste Schnellschachpartie mit den schwarzen Steinen, indem er seinen jungen Gegner in dessen Zeitnot im Endspiel überspielte. Die Rückpartie führte Carlsen mit Weiß problemlos zum Remis.

Michail Rahal war der Pressechef der FIDE in diesem World Cup und führte viele kurze Interviews mit den Spielern kurz nach den Runden, in denen die Spieler über ihre Partien und Emotionen sprachen. Nach dem Gewinn des Turniers holte Rahal auch Magnus Carlsen vor die Kamera, diesmal für ein etwas längeres Gespräch.

Carlsen freute sich, dass er nach mehreren Anläufen nun auch den World Cup gewinnen konnte. Er sei glücklich und auch etwas erleichtert. 2017 war er schon in Runde drei gegen Bu Xiangzhi ausgeschieden. "Ich war wirklich schlecht", meinte Carlsen. 2021 hatte er gegen Jan-Krzysztof Duda das Halbfinale verloren und dann Bronze gewonnen. "Das war nicht schlecht", kommentierte Carlsen seine Leistung, obwohl er nach der Niederlage gegen Duda sehr enttäuscht gewesen war. Diesmal sei er aber angetreten, um das Turnier zu gewinnen.

Das Match gegen Vincent Keymer sei der Schlüsselmoment in diesem Turnier für Carlsen gewesen, der einzige wirklich kritische Moment. Carlsen war überrascht, das die erste Krise ihn so früh im Turnier erwischte. Er sei für einen kurzen Moment in der ersten Partie eingeschlafen und Keymer hätte seine Chance gut genutzt. "Das hätte es sein können", meinte Carlsen. Später hätte es im Halbfinale gegen Abasov auch noch einen kurzen kritischen Moment gegeben.

Seine Lebensmittelvergiftung hatte Carlsen sich schon vor dem Halbfinale zugezogen. Nachdem er des Essens im Hotel überdrüssig geworden war, hatte er außerhalb etwas zu Essen bestellt. Und eine dieser Lieferungen sei wohl nicht OK gewesen.

In der ersten Stichkampfpartie gegen Praggnanandhaa habe Carlsen sich sehr unwohl gefühlt, nachdem der Inder seine Dame zum Königsflügel gebracht hatte. Seine Stellung sei sehr zweifelhaft gewesen. Praggnanadhaas Sf5 sei aber nicht gut gewesen. "Das sind die Nerven", meinte Carlsen.

Carlsen sprach über die Unterstützung, die er während des Turniers hatte, und auf die Frage, was seine nächsten Ziele und Pläne sind, antwortete er: "Vielleicht auch etwas Spaß haben."

Beim Kandidatenturnier werde er nicht mitspielen.

Das Videointerview


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.