FIDE Worldcup Viertelfinale: Carlsen und Shankland legen vor

von André Schulz
28.07.2021 – Während die Frauen bei ihrem World Cup vor dem Halbfinale einen Ruhetage zugestanden bekamen, trugen die Männer den ersten Umgang im Viertelfinale aus. Carlsen gewann gegen Bacrot und Shankland (Foto) besiegte Karjakin. | Fotos: Anastasiia Korolkova und Eric Rosen (FIDE)

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Der Spielsaal der World Cups in Krasnaya Polyana in der Nähe von Sotschi hat sich ordentlich geleert. In der sechsten Runde sind noch acht Spieler und vier Spielerinnen in den beiden Turnieren übrig geblieben. Heute spielten nur die Männer, die Frauen durften vor ihrem Halbfinale einen Ruhetag einlegen.

Krasnaya Polyana

Mit der Teilnahme von Weltmeister Magnus Carlsen hat der FIDE World Cup an Glanz gewonnen. Magnus Carlsen bietet alles, was man von ihm erwartet. Großes Schach und auch große Emotionen. Bei seinem ersten World Cup 2017 schied er früh aus. Diesmal ist er noch dabei, aber der Wettkampf gestern gegen den 18-jährigen Andrey Esipenko war denkbar knapp. Erst in den Blitzrunden konnte sich der Weltmeister durchsetzen. Esipenko ist nach Elo (2716) der zweitbeste Jugendliche der Welt hinter Alireza Firouzja und es ist sehr wahrscheinlich, dass der junge Russe in Kürze ganz weit oben in der Weltrangliste erscheinen wird.

Mit Esipenko ist einer der starken Nachwuchsspieler ausgeschieden, aber mit M. Amin Tabatabaei ist ein anderer noch dabei. Der Iraner Tabatabaei ist 19 Jahre und stand trotz seiner Erfolge oft im Schatten von Alireza Firouzja, der nun bekanntlich in Frankreich lebt, und Juniorenweltmeister Parham Maghsoodloo. Nun steht er im Viertelfinale des World Cups und hat auf dem Weg dorthin unter anderem Yu Yangyi und Harikrishna ausgeschaltet. Im Achtelfinale gewann er gegen Haik Martirosyan. 

Auch Jan-Krzysztof Duda darf mit seinen 23 Jahren noch zur jüngeren Generation gerechnet werden. Sein Weg führte über Alexander Grischuk, den Iraner Poya Idani und Samuel Sevian.

Mit 26 Jahren ist Vidit Gujrathi etwas älter. Der einstige U14-Weltmeister und frühere Sekundant von Anish Giri. schaltete unter anderem den Aseri Vasif Durarbayli, Jeffrey Xiong und seinen Landsmann Adhiban aus.

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In ungefähr gleichem Alter ist Vladimir Fedoseev. Der russische GM kam recht gut durch die Runden, nur gegen Velimir Ivic musste er ins Stechen.

Mit etwas über 30 Jahren sind Magnus Carlsen, Sergey Karjakin und Sam Shankland schon im "besten Schachalter" - nicht mehr ganz jung, aber schon mit viel Erfahrung.

Auch Bacrot war einst Jugendweltmeister. Nun ist der Franzose, Jahrgang 1983, der Senior des Viertelfinales. Ein interessantes Feld also mit Spielern zwischen 18 und 37 Jahren.

Man spürte im Achtelfinale die zunehmende Vorsicht bei den Spielern. Sechs Matches wurden erst im Stechen entschieden. Würde sich der Trend im Viertelfinale fortsetzen?

Vidit und Jan-Krzysztof Duda beschlossen tatsächlich einigermaßen schnell und nach unspektakulärem Verlauf im Endspiel mit Damen und Leichtfiguren den Remisschluss. Und auch Vladimir Fedoseev und M. Amin Tabatabaei trennten sich bald unentschieden.

Bacrot-Carlsen

Nach zwei Stichkämpfen, der letzte auch sehr anstrengend, dachte Magnus Carlsen aber, dass es vielleicht gut wäre, diese Runde ohne Stichkampf zu überstehen und interpretierte seinen Spanier mit Schwarz sehr unternehmend.

 

14... d5 [Die Marshallidee in anderer Situation.]

15.exd5 Nxd5 16.c3 [16.Nxe5 Nxe5 17.Rxe5 Bf6 und b2 hängt.]

16...Rad8 [Nun ist es ein Gambit. 16...Bf6 17.Ne4]

17.axb5 axb5 18.Nxe5 Nxe5 19.Rxe5 Bd6 20.Re1 Nf4 21.Bxf4 Bxf4 22.Ne4 Qc7

 

[Für den Bauern hat Schwarz gutes Figurenspiel.]

23.g3 Be5 24.f4 [Weiß steht schon etwas unbequem und lockert seine Stellung. 24.Qh5!?]

24...Bd6 25.Qh5 Qc6 [Nagelt den Se4 fest und droht z.B. c4.]

26.Qh3 [26.c4!?]

26...c4 27.d4 Rde8 [27...f5 28.Nf2 Ra8 sah auch gut aus.]

28.d5 Qxd5 [Weiß hat eine hübsche Idee. "Maschineller" wäre 28...Qb6+ 29.Kf1 Bxd5]

 

29.Rad1 Rxe4 [Ein Damen"opfer".]

30.Rxd5 Rxe1+ 31.Kf2 Rfe8 32.Re5 [Die einzige Verteidigung. 32.Rd2 Bc5+ 33.Rd4 R8e2#]

32...Bxe5 [Klarer war 32...R1xe5 33.fxe5 Bc5+ 34.Kf1 Be4–+]

33.Kxe1 Bxc3+ 34.Kf1 Bc8 35.Qg2? [Nach 35.g4 Bxb2 36.Qg2 Bf6 37.Qc6 Rd8 38.g5 hätte Weiß noch Gegenspiel gehabt.]

35...Bf5?! [Droht Damengewinn. Objektiv besser war 35...Rd8!–+]

 

36.Qd5 [36.bxc3 Bd3+ 37.Kf2 Re2+–+]

36...Be6 37.Qc5 [37.Qxb5? Bh3+ 38.Kf2 Bd4+ 39.Kf3 Re3+ 40.Kf2 Re5+–+]

37...Bxb2 38.Kg2 Bd7 [Nach einigen schwarzen Ungenauigkeiten ist die Partie wieder offen.]

39.Qd5?! [39.Qc7 Be6 40.Qb6 und es geht nicht recht weiter für Schwarz im Gewinnsinne]

39...Rd8 40.Qc5? [Besser 40.g4 mit der Idee 40...Bf6 41.Kg3 g6 42.Qc5 c3 43.g5 Bg7 44.Qe7]

40...Bf6 41.Bb1 g6 42.g4 Bxg4 43.Qxb5 c3 44.f5 g5 [Der schwarze Königs´steht nun sicher und Schwarz kann zur Unterstützung des Freibauern mit dem Turm arbeiten.] 0–1

Sam Shankland hatte es mit Carlsens fast unbezwingbaren Gegner im WM-Kampf 2014 zu tun, mit Sergey Karjakin. Im Endspiel geriet Karjakin in eine passive Stellung und war dann chancenlos.

 

38...f5 [38...g5!?= 39.e5 Nf5 40.exf6 gxf4 41.gxf4 Bxf4 42.Re1+ Kf7]

39.e5 [mit einem gedeckten Freibauern. Schwarz wird in den nächsten Zügen völlig zusammengeschoben.]

39...Nf7 40.Kc4 Ke7 [40...g5 41.Nf3]

41.Nf1 [Der Springer soll nach d5.]

41...Nd8 42.Ne3 Ne6 43.a5 bxa5

 

44.b6 Bd8 [44...Bxb6? 45.Nd5+]

45.Rd1 Nd4 [Das einzige Gegenspiel für Schwarz wäre der Vorstoß des a-Bauern, doch das reicht nicht aus. 45...a4 46.Rd6 a3 47.Nd5+ Kf7 48.Rd7+ Kf8 49.Rxb7 a2 50.Ra7]

46.Nd5+ Kf7 47.Bxd4 cxd4 48.Rxd4 Rc8+

 

49.Nc7 [Das folgende Bauernendspiel ist gewonnen.]

49...Bxc7 50.Rd7+ Ke6 51.Rxc7 Rxc7+ 52.bxc7 Kd7 53.Kb5 Kxc7 54.Kxa5 Kc6 55.Kb4 Kb6 56.Kc4 Kc6 57.Kd4 b5 58.h3 1–0

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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