FIDE: Zum 75sten Geburtstag von Robert Hübner

von Pressemitteilung
07.11.2023 – Zum gestrigen 75sten Geburtstag von Robert Hübner hat Emil Sutovsky, Großmeister und Geschäftsführer der FIDE, auf der FIDE-Webseite einen persönlichen Glückwunsch veröffentlicht und lässt einige von Robert Hübners großen Erfolgen Revue passieren. | Foto: Lennart Ootes

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Pressemitteilung der FIDE

Robert Hübner wird 75

Robert Hübner, ein legendärer deutscher Großmeister, wird 75 Jahre alt.

Er ist wohl der geheimnisvollste unter den Spitzenspielern und ist fast immer im Hintergrund geblieben. Dabei ist er ein großer Schachspieler und ein bemerkenswerter Mensch. Einige Schachfans erinnern sich noch daran, dass Hübner sich viele Male für die Kandidatenturniere qualifiziert hat, angefangen mit dem zweiten Platz in Palma de Mallorca 1970 (der junge Robert, noch nicht einmal ein GM, zeigte eine hervorragende Leistung und löste sein Ticket für die Kandidatenturniere schon eine Runde vor dem Ende, wobei er hinter dem etwas älteren Robert, nämlich Robert Fischer landete) bis hin zu Manila 1990, wo er sich sehr souverän qualifizierte und mit einer großen neuen Welle von Schachtalenten konkurrierte.

Huebner und Kortschnoi in Hoogovens 1984 Foto: Fotocollectie Anefo

Außerdem war Hübner in seiner Glanzzeit 1981 dem Titelkampf mit Karpov sehr nahe. Er schaffte es bis ins Kandidatenfinale und ging in seinem Match mit Kortschnoi in Führung. Beim Stand von 3,5-2,5 hatte der deutsche Großmeister in der siebten Partie einen Vorteil, aber Kortschnoi leistete hartnäckigen Widerstand. In Zeitnot unterlief Hübner ein grober Fehler und er verlor.

Nach diesem Rückschlag verlor er auch die nächste Begegnung, und nachdem er die neunte und zehnte Partie in schlechteren Stellungen vertagt hatte, gab er das Match auf. Das war nicht das erste Mal in seiner Schachkarriere. Bereits 1971, nach dem ersten Partieverlust, hatte Hübner das Kandidaten-Viertelfinale gegen Petrosian vorzeitig aufgegeben. Während seiner gesamten Karriere wurde Robert von einem Mangel an Selbstvertrauen heimgesucht, der in auffälligem Kontrast zu seinem starken Spiel stand.

Hübner und Petrosian in Wijk-aan-Zee 1971 Foto: Fotocollectie Anefo

1983 verlor Hübner das Kandidaten-Viertelfinale gegen Smyslov, diesmal im Roulette (Tiebreak-Partien wurden damals noch mit klassischer Zeitkontrolle gespielt, es gab keine Schnell- und Blitzpartien, geschweige denn ein Armageddon). Das Match war zunächst remis geendet. Auch die Tiebreak-Partien brachten keine Enzscheidung. So sollte der Wettkampf, der in einem Kasino gespielt wurde, per Los mit einer Roulettekugel entschieden werden. Smyslov wählte "Rot". Die Kugel landete zuerst auf der Null. Der Croupier drehte das Rad erneut, die Kugel fiel auf Rot und und Hübner schied aus den Kandidatenwettkämpfen aus. Zu dieser "Verlosung" war er erst gar nicht entschieden.

Ehrlicherwesie muss man sagen, dass der Deutsche gegen Karpov und Kasparov im Wettkampf wohl keine wirkliche Chance gehabt hätte, aber er war zu dieser Zeit auf Augenhöhe mit den anderen Spitzenspielern. Robert Hübner hätte es als Halbprofi fast ganz nach oben geschafft, obwohl er seine akademischen Forschungen nie aufgab. Als diplomierter Papyrologe und Polyglott spricht er ein Dutzend Sprachen, darunter alte und ausgestorbene.

Analysieren mit Vlastimil Hort Foto: lasker-gesellschaft.de/

Wenn es darum geht, Partien zu kommentieren, hat das niemand jemals so gründlich und tiefgründig getan wie Hübner. Er macht aus der Analyse eine wissenschaftliche Untersuchung, die manchmal mehrere Dutzend Seiten lang war.

Ein erstaunlicher Mensch. Ich hatte Gelegenheit, mich ein wenig mit Robert zu unterhalten und habe sogar eine Partie mit ihm gespielt, die mit einem Remis endete. Ehrlich gesagt, habe ich sofort seine außergewöhnliche und einzigartige Persönlichkeit gespürt. Es ist schon lange her, dass wir Robert Hübner bei Schachturnieren gesehen haben. Aber ich bin sicher, dass er sich mit anderen interessanten Themen beschäftigt.

Alles Gute zum Geburtstag, Maestro!

Emil Sutovsky, FIDE-Geschäftsführer

Originaltext in Englisch auf der FIDE-Seite...