ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Mittlerweile ist schon gute Tradition, dass die letzte Runde der Belgischen Vereinsmeisterschaften an einem zentralen Austragungsort stattfindet und alle Mannschaften zum großen Finale zusammenkommen.
Dieses Jahr war das Finale besonders spannend, denn die Entscheidung über den Titel fiel erst in der Schlussrunde im Kampf zwischen Amay und Wirtzfeld. Wirtzfeld war Gastgeber und Amay ist die Mannschaft, für die ich spiele.
Die Tabelle vor der Schlussrunde
Alle Paarungen
Amay gegen Wirtzfeld
Wir lagen mit zwei Punkten Vorsprung in Führung, aber Wirtzfeld hatte die bessere Wertung. Bei den belgischen Mannschaftsmeisterschaften bekommt der Sieger zwei Punkte, geht der Kampf Unentschieden aus, erhält jede Mannschaft einen Punkt. Brettpunkte zählen allerdings auch und sind bei Punktgleichstand das erste Wertungskriterium. Dabei haben die Belgier ein cleveres System entwickelt, um das Unwesen kampfloser Niederlagen zu bekämpfen. Ein Sieg in einer einzelnen Partie bringt der Mannschaft drei Punkte, ein Remis bringt zwei Punkte und für eine Niederlage erhält die Mannschaft immer noch einen Brettpunkt angerechnet. Der Clou besteht darin, dass ein Spieler, der nicht zur Partie erscheint, Null Punkte bekommt. So führt ein 4-4 nicht automatisch zu einem Unentschieden im Mannschaftskampf, denn eine der beiden Mannschaften könnte ja durchaus eine Partie kampflos verloren haben. Bislang scheint dieses System perfekt zu funktionieren und keine der Mannschaften versucht Kosten zu sparen, indem sie ausländische Spieler nominiert, die dann einfach nicht antreten.
Wir haben eine phantastische Saison abgeliefert und kaum einer hat mit unserem hervorragenden Ergebnis gerechnet. Ich spiele jetzt schon seit fast zehn Jahren für Amay und habe miterlebt, wie die Mannschaft sich aus der dritten Liga in die erste Liga hochgearbeitet hat und mittlerweile Titelanwärter ist. In den letzten Jahren wurde die Mannschaft mit einer Reihe junger aufstrebender Spieler wie Giri, Khairullin, van Kampen, Bok, usw. verstärkt. Die Stimmung in der Mannschaft ist phantastisch und jeder im Team genießt es, wenn wir zu einem Kampf zusammenkommen.
Anish Giris
Je näher der Entscheidungskampf rückte, desto größer wurden die Opfer, die man den Schachgöttern bringen wollte, um sie milde zu stimmen. Aus unserer Mannschaft versprach Jean Marie Gheury die gesamte Strecke von Wirtzfeld nach Amay zu laufen (etwa 120 bis 140 km) und Victor Schleck kündigte im Fall eines Sieges an, den gesamten Weg bis zur belgischen Westküste zu Fuß zurückzulegen (ungefähr 260 km). Jean Marie ist nicht nur Schachspieler, sondern auch Langstreckenläufer und Victor Schleck hat nach dem ersten Titelgewinn der Wirtzfelder eine Wanderung nach Echternach in Luxemburg unternommen.
Sarunas Sulskis
Auf der Fahrt zum Kampf mussten wir einen Hügel überqueren, den unser Mannschaftsmitglied Ibert die Belgischen Berge nannte. “Liegen die überhaupt 1.000 Meter über dem Meeresspiegel?”, fragte ich. “Nein”, erwiderte er stolz, “800 Meter!” Allerdings verlor dieser Scherz viel von seinem Witz, als wir ungefähr zwei Kilometer vor Erreichen des Spiellokals beinahe liegen blieben.
Ganz schön groß geworden...
Auch Andrey Sumets fand die Anreise wahrscheinlich alles andere als lustig, denn sein Flug hatte sich verspätet und er schaffte es gerade noch rechtzeitig zur Partie. Nur zwei Minuten später und er hätte verloren. Mit einem Schlussspurt, den die Anhänger Wirtzfelds mit einem Seufzer der Erleichterung begleiteten, kam er gerade noch rechtzeitig ans Brett, um den ersten Zug auszuführen und die Uhr zu drücken. Doch schon bald danach endete seine Partie mit Remis, wie auch die Partien an den ersten drei Brettern. Zu diesem Zeitpunkt schien die Heimmannschaft das Heft allerdings fest in der Hand zu haben, da E. Postny gegen seinen Landsmann V. Mikhalevski schon in der Eröffnung klar besser stand.
V. Mikhalevski
Zeitnot machte die Dinge für Mikhalevski nicht besser; er übersah eine taktische Möglichkeit und musste aufgeben.
An Brett sieben hatten wir gute Chancen, den Kampf wieder ausgeglichen zu gestalten, denn dort hatte Ilja Zaragatsky eine überwältigend gute Stellung gegen Van den Doel, aber der Holländer schaffte es, die Partie zu halten und den entscheidenden halben Punkt zu retten. Am Ende gewann Wirtzfeld Kampf und Titel!
In der Schlussrunde trat Wirtzfeld mit den Großmeistern Naiditsch, Khenkin, Fridman, Postny, Istratescu, Sumets, Van den Doel und Winants an. Aber das ist nicht die beste Mannschaft, die sie aufbieten könnten. Tatsächlich waren ihre Spitzenbretter Svidler und Ivanchuk beim Kandidatenturnier in London anderweitig beschäftigt, was zeigt, wie stark Wirtzfeld ist.
Der Kampf um Platz drei zwischen Eynatten 1 und Fontaine wurde überzeugend vom mehrfachen belgischen Mannschaftsmeister Eynatten gewonnen, der damit genau wie die beiden Erstplatzierten das Recht erwarb, Belgien bei den Europäischen Vereinsmeisterschaften im Oktober in Griechenland zu vertreten.
Meister Wirtzfeld
Vizemeister Amay
Am Tabellenende kämpften zwei Mannschaften im direkten Aufeinandertreffen um den Klassenerhalt. Doch Zottegem kam gegen die Mannschaft aus Deurne nicht über ein Unentschieden hinaus und muss die Erste Liga verlassen.
Grüße an alle!
GM Dejan Bojkov
http://www.dejanbojkov.blogspot.com/
Ergebnisse:
http://www.frbe-kbsb.be/sites/manager/ICN/12-13/ind11.pdf
Rangliste: http://www.frbe-kbsb.be/sites/manager/ICN/12-13/klas11.pdf
Ein interessanter Link: http://www.grenzecho.net/SportsLoad.aspx?aid=EB0AE408-92DD-42F9-A9D9-C264788A3AA1