Firouzja gewinnt Sinquefield Cup 2024

von André Schulz
29.08.2024 – Alireza Firouzja stand schon vor dem Turnierende in Saint Louis als Sieger der diesjährigen Grand Chess Tour fest, den Turniersieg beim Sinquefield Cup vor Augen. Mit einem Punkt Vorsprung hatte er die besten Chance, aber Fabiano Caruana und Praggnanandhaa machte es dem Franzosen am letzten Spieltag nicht leicht. | Fotos: Lennart Ootes (Grand Chess Tour)

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Am Dienstag, dem vorletzten Spieltag des Sinquefield Cups, hatten die meisten Spieler einen zusätzlichen inoffiziellen Ruhetag eingelegt, denn auf den Brettern passierte wenig Aufregendes und einige Partien endeten auch sehr früh mit dem Friedensschluss. Alireza Firouzja, der das Feld zu diesem Zeitpunkt schon mit einem Punkt Vorsprung anführte, wurde von Ian Nepaomniachti allerdings noch lange in einem Turmendspiel gefordert und konnte das Brett erst nach 80 Zügen verlassen. 

Schon vor der letzten Runde wurde der Franzose als Sieger der Grand Chess Tour 2024 gefeiert, denn nach Punkten war er nicht mehr einzuholen. Für den Turniersieg beim Sinquefield Cup benötigte Firouzja aber noch einen halben Punkt. Andernfalls drohte ein Stichkampf. Fabiano Caruana saß Firouzja im Nacken und konnte mit einem Sieg über Anish Giri mit dem Spitzenreiter noch gleichziehen, falls dieser gegen Praggnanandhaa stolpern würde. Im Unterschied zur Runde davor war die letzte Runde mit einigen interessanten Partien noch einmal sehr unterhaltsam.

Ein entschlossener Caruana erledigte seine Aufgabe und holte sich gegen Giri einen vollen Punkt. Mit Weiß wählte der Vize-Weltmeister von 2018 eine selten gespielte Variante, ähnlich der Katalanischen Eröffnung, aber mit einem Bauern auf d3, und sorgte so für andere Bilder. Caruana hatte mit mehr Raum das einfachere Mittelspiel, präsentierte einige pfiffige Ideen, um seinen Gegner unter Druck zu setzten und erreichte schließlich ein Leichtfigurenendspiel, das er auf sehr lehrreiche und studienartige Weise gewann.

  

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Zu diesem Zeitpunkt hatte Nodirbek Abdusattorov seine Partie gegen Ian Nepomniachtchi auch schon gewonnen. Nepomniachtchi präsentierte sich beim diesjährigen Sinquefield Cup nicht in Topform. Gegen Abdusattorov kam Nepomniachtchi mit der Grünfeld-Verteidigung, auf die der Usbeke mit einer selten gespielten ruhigen Variante reagierte. Der amtierende Vizeweltmeisterorganisierte organisierte am weißen Königsflügel einen Angriff, fand aber nicht die besten Fortsetzungen und musste schon im 27. Zug mit einer Figur weniger aufgeben.

Nodirbek Abdusattorov

  

  

Auch die Partie zwischen Maxime Vachier-Lagrave und Ding Liren fand einen Sieger. Der Chinese hatte nach seinem Titelgewinn lange pausiert und litt dann unter einer rätselhaften Formschwäche. Viele Aussetzer führten zu plötzlichen Partieverlusten. Nach und wurde der amtierende Weltmeister in der Weltrangliste nach unten durchgereicht. Zuletzt schien es aber, als hätte Ding Liren seine Krise überwunden, doch die Partie gegen Vachier-Lagrave stellt dieses Urteil wieder etwas in Frage. In einer Spanischen Partie war Ding ehrgeizig am Königsflügel mit g7-g5 vorgegangen und spielte auf Angriff. Den König ließ er in der Mitte. Vachier-Lagrave ließ sich aber nicht erschrecken und schlug den Angriff zurück. Danach übernahm der Franzose das Kommando und setzte Ding unter Druck. In die Verteidigung gedrängt unterliefen Ding eine Reihe von Ungenauigkeiten.

  

Die Art der Niederlage nahm den sensiblen Weltmeister offenbar sehr mit.

Ding verzweifelt

Nach dem Turnier in St. Louis wird Ding Liren bei der Schacholympiade in Budapest das chinesische Team anführen und muss dann in Singapur seinen Titel gegen Gukesh verteidigen. In der Live-Eloliste nimmt Ding jetzt nur noch Rang 15 ein, während Gukesh auf Platz sieben geführt ist. Der Inder wird also als Favorit in den Titelkampf gehen.

Gukesh spielte in der Schlussrunde gegen Wesley So und konnte dem US-Großmeister einen Bauern vor der Königsstellung wegnehmen. So beendete die Partie daraufhin mit einem spektakulären doppelten Figurenopfer und einem Dauerschach zum Remis.

Und auch Alireza Firouzja kam zu seinem noch benötigten halben Remispunkt. Eine Französische Verteidigung mündete in ein Endspiel, in dem Firouzja mit Weiß nie in Gefahr war zu verlieren. Mit dem Turniersieg hat der modeinteressierte Franzose auch wieder einige Elopunkte hinzugewonnen und kletterte in der Live-Eloliste wieder auf Platz fünf.

Ergebnisse

Tabelle

Partien

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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