Sousse 1967
Vom 15. Oktober bis 16. November 1967, vor ziemlich genau 50 Jahren, fand in Sousse, Tunesien, ein FIDE- Interzonenturnier statt, das durch das Verhalten von Robert James Fischer zu einem Skandalturnier wurde.
Nach dem Tode des letzten Privatweltmeisters Alexander Aljechin 1946 hatte der Weltschachbund FIDE die Organisation der Schach-Weltmeisterschaften in die Hand genommen hatte und feste Regeln für die Qualifikation des Herausforderers und den WM-Kampf festgelegt. Der Herausforderer des Weltmeisters musste dabei eine Serie von Zonenturnieren, Interzonenturnieren und Kandidatenturnieren, später Kandidatenwettkämpfen, erfolgreich durchlaufen. Sousse war das erste Interzonenturnier und überhaupt das erste offizielle FIDE-Turnier, das in Afrika gespielt wurde. Zu dieser Zeit gehörten überhaupt nur zwei Verbände aus Afrika der FIDE an, Tunesien und Südafrika, und waren aus praktischen Gründen in die westeuropäische Zone integriert.
Nach dem Skandal um das Kandidatenturnier 1962, nach dessen Ende sich Fischer öffentlich über die Remisabsprachen der Sowjetspieler Petrosian, Geller und Keres beklagte, hatte Fischer eine lange Turnierpause eingelegt. Nun nahm er mit dem Kandidaturnier in Sousse einen neuen Anlauf auf den Weltmeistertitel. Fischer kam prächtig in das Turnier, befand sich aber in permanenten Streit mit den Organisatoren um die Spielbedingungen. Fischer störte sich an allem. Das Licht war ihm zu hell, im Turniersaal war es war ihm zu laut, die Fotografen störten ihn auch. Als der US-Botschafter Francis Russell das Turnier besuchte und von Fischer ein Foto machen wollte, verbot dieser es ihm.
Nach acht Runden führte Fischer ohne Niederlage vor Larsen und Reshevsky. Während seiner Turnierpause nach 1962 war Fischer der Sekte "The Church of God", mit strengen Verhaltensregeln für ihre Mitglieder, an die sich Fischer auch bei dem Turnier in Sousse gebunden fühlte. Fischer verlangte von den Organisatoren, dass seine Samstags-Partien auf einen anderen Tag gelegt werden, weil seine Religionsgemeinschaft das Spiel am Samstag nicht erlaube. Seine Partie gegen Kortschnoj wurde deshalb verlegt, Unnötigerweise aber auch seine Partie gegen Geller. Im Ergebnis musste Fischer dann sechs Partien hintereinander ohne Ruhetag spielen. Darüber ärgerte er sich, stritt sich mit den Organisatoren und reiste ins 80 km entfernte Tunis ab, statt seine Partie gegen Gisplis zu spielen. Die Partie wurde für Fischer kampflos als verloren gewertet. Der US-Botschafter und der tunesische Schachverband bearbeiteten Fischer und erreichten schließlich, dass Fischer zum Turnier zurückkehrte. Fischer kam zur nächsten Runden fünf Minuten vor Ablauf der einstündigen Karenzzeit im Turniersaal an, also gerade noch rechtzeitig, und schlug dann trotz des Zeitnachteils Reshevsky mit Weiß auf überzeugende Weise. Reshevsky Protest gegen die merkwürdigen Spielumstände wurde abgewiesen.
In der nächsten Runde schlug Fischer auch Robert Byrne. Da aber die Diskussion um die Spielansetzungen noch nicht zu Fischers Zufriedenheit beendet war, reiste er vor seiner Partie gegen Hort ein zweites Mal ab. Die Organisatoren begannen nun erneut mit dem US-Meister zu verhandeln. Die Disskussionen, per Telefon geführt, zogen sich auch am nächsten Tag dahin, es war der 7. November 1967. Fischer sollte unter anderem unterschreiben, dass er die beiden kampflosen Niederlagen gegen Gipslis und Hort akzeptierte. Die Runde begann um 19 Uhr, ohne Fischer. Um 19.30 meldete dieser sich per Telefon und erklärte das Turnier fortsetzten zu wollen, verlangte aber, dass seine Partie gegen Larsen nachträglich so verschoben würde, dass er sie noch ohne Zeitnachteil beginnen könne. Das wurde ihm nicht zugestanden. Mit seiner dritten kampflos verlorenen Partie wurde Fischer schließlich vom Turnier ausgeschlossen.
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Die anderen Ereignisse traten etwas in den Hintergrund. Larsen, Kortschnoj, Portisch, Gligoric und Geller qualifizierten sich direkt für die Kandidatenkämpfe. Hort, Reshevksy und Stein spielten später einen Dreier-Kampf um den letzten Platz. Reshevsky remisierte alls acht Partien. Am Ende hatten alle drei Spieler vier Punkte auf dem Konto. Reshevsky wurde zum Sieger erklärt, weil er die beste Zweitwertung aus dem Turnier in Sousse auf dem Konto hatte.
Ergebnisse der 1. Runde
Ergebnisse der 2. Runde
Ergebnisse der 3. Runde
Ergebnisse der 4. Runde
Ergebnisse der 5. Runde
Ergebnisse der 6. Runde
Ergebnisse der 7. Runde
Ergebnisse der 8. Runde
Ergebnisse der 9. Runde
Ergebnisse der 10. Runde
Ergebnisse der 11. Runde
Ergebnisse der 12. Runde
Ergebnisse der 13. Runde
Ergebnisse der 14. Runde
Ergebnisse der 15. Runde
Ergebnisse der 16. Runde
Ergebnisse der 17. Runde
Ergebnisse der 18. Runde
Ergebnisse der 19. Runde
Ergebnisse der 20. Runde
Ergebnisse der 21. Runde
Ergebnisse der 22. Runde
Ergebnisse der 23. Runde
Partien von Runde 1 bis 23
Tabelle mit Fischer
Stand nach 23 Runden