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Florin Gheorghiu wurde am 6. April 1944 in Ploiesti geboren. Zwei Tage zuvor, am 4. April 1944 war die rumänische Hauptstadt durch alliierte Bombenangiffe zu großen Teilen zerstört worden, weshalb Gheorghius Eltern, sein Vater war Rechtsanwalt, von Bukarest nach Ploiesti umgezogen waren. Die Familie kehrte viele Jahre später nach Bukarest zurück, als Florin Gheorghiu in Ploiesti am "Ion Luca Caragiale"-Gymnasium seine Schulausbildung mit dem Abitur abgeschlossen hatte.
Schach lernte Gheorghiu schon im Alter von fünf Jahren, nachdem er seinen Vater beim Schachspiel mit Freunden beobachtet hatte. Die Schwestern seines Vaters waren Künstlerinnen. Leta Mironescu war Malerin und Ruta Braiescu Opernsängerin und so fühlte sich Gheorghiu in seiner Kindheit zunächst der Malerei und der Musik verbunden und lernte Geige und Klavier spielen. Er entschied sich dann aber doch für das Schachspiel, spielte mit seinem Vater und dessen Freunden und war mit etwa sieben Jahren in der Lage, diese zu schlagen.
Mit neun Jahren begann Gheorghiu mit dem Wettkampfschach und gewann zahlreiche Jugendturniere und - titel. Als 13-Jähriger gewann er 1957 die rumänische Jugendmeisterschaft und wurde als 16-Jähriger 1960 bereits zum ersten Mal Landesmeister der Erwachsenen. Zwischen 1962 und 1987 gewann er den Titel acht weitere Male. 1963 wurde Gheorghiu als erster rumänischer Spieler Jugendweltmeister. 1961 war er als Jugendvizeweltmeister noch knapp gescheitert. Aufgrund des Titelgewinns wurde er von der FIDE zum Internationalen Meister ernannt. 1965 erhielt er dann als erster rumänischer Spieler den Titel eines Internationalen Großmeisters.
Nach dem Schulabschluss studierte Gheorghiu Sprachen und arbeitete später als Dozent für Französisch an der Universität von Bukarest. Gheorghiu beherrscht insgesamt sieben Sprachen. Französisch und Deutsch lernte er schon in der Jugendzeit, weil es in der Familie gesprochen wurde. An der Universität lernte er zudem Russisch, Englisch, Spanisch und Italienisch.
In der Zeit von 1962 bis 1990 nahm Gheorghiu für sein Land an insgesamt vierzehn Schacholympiaden teil, zumeist am ersten Brett. Bei der Schacholympiade 1966 gelang ihm im Match gegen die USA ein Aufsehen erregender Sieg über Bobby Fischer. Es war das einzige Mal, dass Fischer jemals gegen einen jüngeren Spieler eine Partie verlor.
Nachdem der Amerikaner auch bei einer Partie 1968 in Vinkovci in einem 18-stündigen Marathon Gheorghiu nicht besiegen konnte, bot er ihm einen Wettkampf an. Der rumänische Verband lehnte das Angebot jedoch ab. Und nach einer Partie gegen Botvinnik 1968 in Monte Carlo bot der Ex-Weltmeister sich als Trainer für Gheorghiu an, doch der rumänische Verband lehnte auch dieses Angebot als "zu kostspielig" ab.
Beim Flug nach Kuba, so berichtete Gheorghiu in einem Interview, wäre die Maschine, in der sich neben der rumänischen Mannschaft unter anderem auch die sowjetische Mannschaft befand, über dem Atlantik fast abgestürzt, da zwei der Motoren Feuer gefangen hatten. Mit Mühe erreichte das Flugzeug aber noch einen Zwischenstop, von wo die Teams mit einem anderen Flugzeug einen Tag später nach Havanna weiterfliegen konnten. Da auch der Rückflug nicht ohne Zwischenfälle absolviert wurde, verzichtete Gheorghiu in den nächsten Jahren auf Turniere im "Bruderland" Kuba.
Zu Gheorghius größten Erfolgen bei Einzelturnieren gehören unter anderem die Turniersiege in Belgrad 1965 (mit Matulovic), Hastings 1967/68 (mit Hort, Suetin und Stein), Orense 1973, Torremolinos 1974 (mit Torre), Nathanya 1977 (mit Dzindzichashvili, Birnboim und Liberzon), Novi Sad 1979, Biel 1982 (mit Nunn) und Bagneux 1983 (mit Farago). Dreimal in Folge konnte Gheorghiu zudem das US-Open gewinnen: 1979, 1980 (mit John Fedorowicz) und 1981 (mit Larry Christiansen).
Während seiner aktiven Karriere gewann Gheorghiu bei den verschiedenen Turnieren über 200.000 Dollar Preisgeld, die er aber gemäß den Forderungen seiner kommunistischen Regierung vollständig zuhause abgab. Das Geld wurde auf einer rumänischen Bank deponiert, später aber größtenteils vom Staat eingezogen. Angebote, seine Heimat zu verlassen und zum Beispiel in den USA zu bleiben, schlug Gheorghiu aus, da er in Rumänien glücklich verheiratet war.
Viermal erreichte Gheorghiu die Qualifikation zu Interzonenturnieren - in Petropolis 1973 (14.), in Manila 1976 (10.–13.), in Riga 1979 (5.–6.) und in Moskau 1982 (12.), verpasste dort aber stets den Sprung in die Kandidatenkämpfe.
Im Laufe seiner langen Karriere spielte Gheorghiu gegen nicht weniger als neun Weltmeister: Mihail Botvinnik, Vassili Smyslov, Mihail Tal, Tigran Petrosian, Boris Spasski, Bobby Fischer, Anatoli Karpov, Gary Kasparov und Vladimir Kramnik. In seiner besten Zeit war Gheorghiu in Rumänien so bekannt, dass er regelmäßig auf der Straße erkannt und um Autogramme gebeten wurde. Er erhielt Briefe aus dem Ausland, auf denen als Adresse einfach nur "Florin Gheorghiu, Rumänien" stand. Dies reichte der rumänischen Post, um den Brief zuzustellen.
Vielleicht hätte Gheorghiu sogar noch größere Erfolge erringen können, wenn er während seiner Partien nicht unter großer Nervosität gelitten hätte.
Florin Gheorghiu spielte in Rumänien Mannschaftskämpfe für seinen Verein CS Progresul Bukarest, später für IT Bukarest. Nach 2000 nahm er auch an Mannschaftskämpfen in der Schweiz und in Österreich teil.
In Bezug auf die Eröffnungstheorie war Gheorghiu ein Spezialist für den Igel-Aufbau und gilt als einer der Pioniere dieser Eröffnung.
Heute feiert Florin Gheorghiu seinen 75. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich.
Interview mit Florin Gheorghiu (rumänisch)...