ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Schach, Romantik und
Kasino in Aix-les-Bains
Die
78.Französischen Meisterschaften fanden in den vergangenen zwei Wochen Savoyen
statt. Austragungsort war die romattische Stadt Aix-les-Bains, am Ufer des
größten natürlichen Sees Frankreichs gelegen. Im Herbst 1816 hat sich der
berühmte französische Dichter
Alphonse de Lamartine (1790-1869) in dem Badeort gelebt, wo er die Frau
eines bekannten Physikers, Julie Charles, die an Tuberkulose litt. Ihre
platonische Liebe entwickelte sich am Ufer des Sees Bourget. Im Winter 1917
trafen sie sich in Paris wieder und versprachen sich, im nächsten Sommer wieder
nach Aix-les-Bains zu fahren. Doch nur Lamartine schaffte es, die Verabredung
einzuhalten, Julies Krankheit war zu weit fort geschritten. Zu seiner Trauer
starb sie im folgenden Dezember in Paris. Lamartine widmete ihr das Gedicht
Le Lac,
das drei Jahre später erstmals in dem Gedichtband "Meditations" erschien.
Genau genommen stand das alles auch auf dem Programm der 78. Ausgabe der Landesmeisterschaften: Tragödien, Leid und Meditation. 944 Spieler nahmen in sieben Turnieren teil. Natürlich war die eigentliche Einzelmeisterschaft, ein Rundenturnier mit 11 Runden das Hauptereignis: Diese Spieler waren am Start. Joël Lautier (2677), Etienne Bacrot (2645), Josif Dorfman (2607), Christian Bauer (2589), Anatoli Vaisser (2571), Andrei Sokolov (2554), Jean-Marc Degraeve (2541), Robert Fontaine (2541), Manuel Apicella (2522), Jean-Luc Chabanon (2498), Laurent Guidarelli (2392) and Almira Skripchenko (2489).
Es war keine Überraschung, dass Lautier und Bacrot am Ende vorne lagen, beide mit einem sehr guten Resultat (+5 =5 -1). Weniger erwartet werden konnte, dass auch Andrej Sokolov mit dem gleichen beeindruckenden Resultat aufwartete. Sokolov, einer der Topspieler in den frühen 80ern, gewann eine tolle Partie gegen Bacrot und in der fünften Runde verpasste er knapp den Sieg gegen Lautie nach einem kühnen Opfer im Stile Tals.
Sokolov,A (2554) – Lautier,J (2677) [B86]
Ch FRA Aix-les-Bains (5.1), 2003
1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lc4 e6 7.Lb3 Sbd7 8.Lg5 Sc5 9.f4 Le7 10.Df3 Dc7 11.0-0-0 b5 12.Lxf6 Sxb3+ 13.axb3 Lxf6
14.Sf5!? exf5 15.Sd5 Db7 16.Rhe1 0-0 17.Sxf6+ gxf6 18.Dg3+ Kh8 19.Dh4 De7 20.e5 dxe5 21.Rd3 Rg8 22.Rh3 Rg7 23.fxe5 Lb7 24.exf6 Dxe1+ 25.Dxe1 Rxg2 26.Dh4 (26.De7 was better) 26...Rg1+ 27.Kd2 Rd8+
Wie würden Sie auf das Schach reagieren. Der König kann nach e3 oder c3, auch Td3 ist möglich, aber auf keinen Fall: 28.Ke2??, denn das führt zum Remis durch ewiges Schach, Lautier gleich nachwies: 28...Rg2+ 29.Ke1 Rg1+ 30.Ke2 Rg2+ 31.Ke3 Re8+ 32.Kd3 Rd8+ 33.Ke3 Re8+ 34.Kd3 Rd8+ 35.Ke3 ½-½.
Andrei Sokolov war gut vorbereitet und die Gegenwart seiner Frau in Aix-les-Bains beflügelte ihn. Liebe am Ufer des See Bourgets inspiriert die künstlerische Seele, wie schon Lamertine zwei Jahrhunderte zuvor gezeigt hat. So endete die Meisterschaft im Gleichstand zwischen Sokolov, Bacrot und Lautier.
Viele der zahlreichen Zuschauer glaubten, Lautier werde den Stichkampf für sich entscheiden und zum ersten Mal Meister werden, doch es war Bacrot, der den anderen beiden keine Chance ließ. Der jüngste GM im Feld machte erstaunliche 3/3, darunter zwei Siegen gegen Lautier. Für Joël bedeutete das die Wiederholung des letztjährigen Ergebnisses in Val d'Isère - Grund für eingehende Meditation.
Etienne Bacrot
Etienne Bacrot gewann den Titel einmal mehr im Schnellpartien-Stichkampf. Es ist sein fünfter Meistertitel hintereinander. Und Bacrot ist als 20-jähriger immer noch Junior! Mit 5 Titeln hintereinander ist er bereits Rekordhalter in Frankreich. Vielleicht schafft er ja sogar den Weltrekord von Frank Marshall - der gewann alle US-Meisterschaften zwischen 1909 und 1936!. Aber das ist eine andere Geschichte...
Sophie Milliet
Die Meisterin von 2002 Marie Sebag nahm diesmal nicht teil und so war der Weg frei für die junge Sophie Millie (2275), die klar mit +7 =4 gewann. Außer dass sie die attraktivste Erscheinung war, war sie auch am Brett am spektakulärsten. Sie spielte immer auf Gewinn und startete mit 5/5. In Aix-les-Bains holte sie siech die zweite WGM-Norm.
Der kitschige Eingang zum Casino, wo die Open gespielt wurden.
Männer und Frauenturnier auf der Bühne
Der unglückliche zweite Sieger: Joel Lautier
Milliet vs. Millet vs Roumegous: Frauen kämpfen elegant und mit Handtasche auf
dem Tisch.
Die zukünftigen Helden.
Petrus Burghouwt und Lucien Mouillaux, zwei der 944 Spieler zeigen, dass Schach
keine Altersgrenze kennt.
Almira mit Agostino Scalfi, dem Organisator der Saint-Vincent’s Turniere im
Aosta Tal.
GM Hicham Hamdouchi analysiert mit Gregory Vanobbergh von Europe Echecsed
für die Zuschauer.
Nicht zuviel Druck für Anatoly Vaïsser und Iossif Dorfman, die ihr bestes gaben.
Bericht und Fotos: Jean-Michel Péchiné von Europe Echecs