Frankreichs Beitrag zur Schachgeschichte

von André Schulz
10.03.2022 – Im letzten Jahr feierte der Französische Schachverband sein 100-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums organisierten Herbert Bastian, Prof. Frank Hoffmeister und Oliver Leconte eine Online-Konferenz mit einer Reihe von renommierten Historikern. Aus den Vorträgen ist nun ein sehr edles Buch entstanden.

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Im letzten Jahr, 2021, feierte der Französische Schachverband, die Fédération française des échecs (FFE) das 100-jähriges Bestehen. Das genau Gründungsdatum ist der 19. März 1921. Drei Jahre später war der Französische Verband auch eines der Gründungsmitglieder der FIDE, der Fédération Internationale des Échecs.

Die Geschichte des Schachs in Frankreich ist natürlich viel älter. Jeder ernsthafte Schachfreund kennt die Geschichte des berühmten Café de la Régence. Hier traf sich die geistige Elite Frankreichs, diskutierte die aktuellen politischen Vorgänge und spielte dabei Schach. Napoleon war hier ebenso zu Gast wie der amerikanische Staatsmann Benjamin Franklin.

Aus Anlass des Jubiläums haben Herbert Bastian, Prof. Frank Hoffmeister und Oliver Leconte am 20. März 2021 ein achtstündiges Online-Symposium mit Schachhistorikern und interessierten Zuhörern organsiert, auf dem verschiedene Themen aus der Geschichte des französischen Schachs vorgetragen wurden. Aus diesen Vorträgen entstand das Buch "La France et son apport dans le jeu d'échecs en Europe" (Frankreich und sein Beitrag zum Schachspiel in Europa).

Das Werk enthält auf Französisch und Englisch die überarbeiteten Vorträge der an der Konferenz beteiligten renommierten Schachhistoriker aus Spanien, Frankreich, England, Belgien, Polen, der Tschechischen Republik und Deutschland. In feines Leinen gebunden, beleuchten 304 großzügig bebilderte Seiten die reiche Geschichte des europäischen und insbesondere des französischen Schachs vom Ende des 15. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Auch das Buch wurde von Herbert Bastian (Saarbrücken), Prof. Dr. Frank Hoffmeister (Brüssel) und Jean-Olivier Leconte (Paris) editiert und herausgegeben.

Beispiel einer Fotoseite, hier mit Alexander Aljechin

Sieben der zwölf Vorträge bzw. Aufsätze sind auf Englisch, fünf auf Französisch verfasst und in der jeweiligen anderen Sprache zusammengefasst. 

Einige der Aufsätze befassen sich mit alten Manuskripten (MS Paris/DeLucia, Göttinger Manuskript, MS Allemand ) und dem 1990 wiederentdeckten Werk von Chapais: "Essais analytiques sur les Echecs – Paris 1780". Hinweise auf dieses Manuskript gab es unter anderem in Henri Delaires zweibändigem Werk "Les Echecs Modernes" (1914) und in Bilguers "Handbuch des Schachs". Tatsächlich ist das Manuskript von Chapel aber nie als Buch erschienen, sondern nur als Handschrift überliefert. Wahrscheinlich machte die Französische Revolution den geplanten Buchdruck zunichte. Hinter der Entdeckung verbirgt sich eine spannende Geschichte.

Andere Beiträge befassen sich mit dem Werk von prägenden Persönlichkeiten wie Philidor, Deschapelles, Mouret, Kieseritzky, Harrwitz, Petroff, Rosenthal, Gromer und Aljechin.

Zwei weitere Artikel befassen sich mit der Gründung der FFE und ihren ersten 25 Jahren. Alle Artikel sind auf dem aktuellen Stand der Forschung und bieten viele neue Erkenntnisse für historisch interessierte Leser. 

Das Werk genügt auch hohen wissenschaftlichen Ansprüchen und bietet einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des europäischen Schachs, das ein Zeitlang in Frankreichs Hauptstadt Paris ihr Zentrum hatte.

Erschienen ist es das Buch im Berliner Exzelsior Verlag, der neben anderen Werken besonders mit der Lasker-Trilogie seine hohen Ansprüche bei der Gestaltung von Büchern bewiesen hat. Die 270 Textseiten (plus gut 30 Seiten Index und Bibliographie) enthalten auch Partien, Studien, Diagramme und eine Vielzahl von Grafiken, Handschriften, Karten und Bildern, die das Buch auch die Leser erfreuen werden, die der französischen oder englischen Sprache nicht mächtig sind.

"La France et son apport dans le jeu d'échecs en Europe"

Exzelsior Verlag, 303 Seiten

Euro 49,90

 

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Inhalt

007 Greetings from Arkady Dvorkovich
008 Greetings from Zurab Azmaiparachvili
009 Greetings from Ullrich Krause

010 Allocution de M. Yves Marek, Président ad interim de la Fédération Francaise des Échecs
025 Partie I: L'évolution des échecs en France
027 The Chapais Manuscript - Origin, author and significance for chess theory (Bastian)
063 Alexandre Louis Honoré Lebreton-Deschapelles : mythes et réalités (Baudrier/Leconte)
079 Jacques-François Mouret - the sad end of the foremost director of the chess automaton (Van Habberney)
089 Kieseritzky, Harrwitz et Rosenthal Les premiers joueurs professionnels étrangers en France (Hoffmeister)
113 Sleeping amidst their visions ... Polish chess players in France in the second half of 19th century (Lissowski)
129 Les échecs en France avant la Fédération Française des Échecs (Leconte)
143 Les 25 premières années de la Fédération Française des Échecs 1921-1946 (Bertola)
179 A letter, a child prodigy and an impoverished millionaire (Schulz)
189 Denis Teyssou Alekhine et la France
213 Partie II: La contribution de la France au développement des échecs dans le monde
215 Chess Connections between Spain and France in Early Modern Chess Documents (Garzón)
231 Philidor and British Chess 1750 - 1850 (Eales)
255 Alexander Dmitrievich Petroff : The Northern Philidor in Europe 1863 (Fiala)

Appendix/Index
272 Crédits photos
275 Index des noms de personnes
286 Index des sujets
296 Bibliographie/Bibliography

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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