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Wer als Deutscher etwas zum Thema "Georgien" sagen soll, dem schießen vielleicht ziemlich schnell Begriffe wie "Kaukasus" oder "Schwarzes Meer" durch den Kopf, doch die meisten werden wohl erst einmal einen Blick auf die Landkarte werfen müssen, um es genauer sagen zu können. Georgien liegt in der Tat am Schwarzen Meer, und zwar an dessen östlicher Küste zwischen der Türkei und Russland. Als südlich des Kaukasus gelegener Staat gehört Georgien, aller europäischer Orientierung zum Trotz, geographisch zu Asien. Damit unterscheidet es sich zum Beispiel von Tschetschenien, das so mancher vielleicht automatisch als "asiatisch" verorten würde, das aber aufgrund seiner Lage am Nordhang des Kaukasus eher Europa zugerechnet werden muss. Bekannter als die geographische Lage Georgiens dürfte in Deutschland eine Persönlichkeit dieses Landes sein: Eduard Schewardnadse, kein Schachspieler, aber Außenminister der Sowjetunion unter Gorbatschow und maßgeblich an den Verhandlungen über die deutsche Einheit beteiligter Politiker. Nach dem Ende der Sowjetunion war Schewardnadse dann lange Jahre Staatspräsident von Georgien.
In diesem europäisch orientierten asiatischen Staat Georgien, genauer gesagt in der schönen Hafenstadt Batumi am Schwarzen Meer, macht zurzeit der "Grand Prix" der Frauen Station, der auch ohne Yifan Hou immer noch ein interessantes Turnier darstellt.
Wie bei allen großen Schachereignissen sorgen viele Helfer für einen reibungslosen Ablauf
Gespielt sind mittlerweile bereits vier Runden, in denen sich noch keine klare Favoritin herauskristallisiert hat - nach der dritten Runde lagen gar sechs der zwölf Damen mit je 2 aus 3 gleichauf an der Spitze des Feldes.
Gegen die Georgierin Lela Javakhishvili gelang Anna Muzychuk (Ukraine) ein schöner Sieg - in einer der schärfsten Varianten der Französischen Verteidigung hatte die Georgierin es versäumt, ihren König aus der Mitte wegzuschaffen:
Anna Muzychuk (links) und Lela Javakhishvili
Für Annas Schwester Mariya lief es bislang nicht gut. Gegen Valentina Gunina (Russland) war der König der Ukrainerin irgendwann vollkommen nackt und wurde mattgesetzt:
Mariya Muzychuk ist nach dem verlorenen WM-Kampf nicht in Bestform
Valentina Gunina - in Runde 4 verlor sie mit D gegen 2T + B
Auch Nino Batsiashvili ist Georgierin. Gegen Olga Girya (Russland) konnte sie von einem Endspielfehler ihrer Gegnerin profitieren:
Nino Batsiashvili (links), Olga Girya
Und in der vierten Runde ging es so weiter: Alle nahmen sich gegenseitig die Punkte weg. Zwölf Teilnehmerinnen, vier Runden gespielt - dass die Führende bereits 1,5 Minuspunkte hat, ist höchst ungewöhnlich. Man könnte es auch so sehen: Platz 1 und Platz 9 trennt exakt ein halber Punkt - eine Favoritin gibt es weiterhin nicht!
Fotos: Anastasiya Karlovich (FIDE)
Women Grand Prix 2015-16 (Wikipedia)...