Frauen-Grand-Prix: Zehn Spielerinnen, vier Partien

von Klaus Besenthal
27.03.2023 – Nach dem Chaos vom Samstag (wir hatten auf dieser Seite berichtet) und dem Abgang von Zhansaya Abdumalik hat das Grand-Prix-Turnier der Frauen in Neu Delhi am Sonntag mit der 1. Runde begonnen. Weil sich eine Stunde vor Rundenbeginn auch noch Elisabeth Pähtz vom Turnier zurückgezogen hat, waren es dann schließlich nicht mehr zwölf Teilnehmerinnen, sondern nur noch zehn - die vier Partien gespielt haben, weil man für diese 1. Runde die ursprüngliche Auslosung beibehalten hatte. Acht Spielerinnen haben also vier Partien gespielt, die alle remis ausgegangen sind, zwei waren spielfrei. | Fotos: FIDE (Turnierseite)

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FIDE Women's Grand Prix New Delhi

Der Deutsche Schachbund zeigte sich mit der Entscheidung von Elisabeth Pähtz umgehend solidarisch:

Dass dieses Turnier nach den geschilderten Vorfällen ziemlich kaputt ist, werden wohl viele Beobachter so sehen. Mit der Absage der Muzychuk-Schwestern, die nicht gegen Russinnen hatten spielen wollen, hatte es ja bereits im Vorfeld eine auch aus rein sportlicher Sicht ausgesprochen problematische Situation gegeben. Dann kamen die Probleme nach der Anreise hinzu: Die Spielerinnen wurden am Flughafen nicht abgeholt, die Zimmer im Hotel waren nicht bereit, Probleme bei der Übernahme der Kosten, organisatorische Probleme nach dem Abgang von Abdumalik (vier Weiß-, aber sechs Schwarzpartien). Auch mit den bereits absolvierten Grand-Prix-Turnieren waren die Spielerinnen nicht zufrieden. Die Männer bekämen mehr Geld, war zum Beispiel ein gravierender Kritikpunkt. Eine hektisch einberufene Videokonferenz mit FIDE-Präsident Dvorkovich und allen Spielerinnen sollte dann die Dinge klären. Das Ergebnis: Ein Entschuldigungsschreiben von Dvorkovich und darin enthalten einige vage Zusagen für Verbesserungen - und eben der Abgang von Pähtz.

Kaputt ist aber nicht nur dieses Turnier. Auch der größere Zusammenhang mit dem WM-Zyklus ist beschädigt. Beim Grand Prix werden zwei Plätze fürs Kandidatenturnier vergeben, was irgendwie irregulär erscheint, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr ganz fair sind.

Es ist aber davon auszugehen, dass diese Probleme in großen Teilen von der FIDE und ihrem Präsidenten ignoriert bzw. weggelächelt werden. Und dann bleibt es wohl jedem selbst überlassen, ob er das gut findet oder schlecht. Argumente lassen sich sicherlich für beide Seiten finden. Nicht übersehen sollte man dabei auch, dass man in Asien, wohin sich der Schwerpunkt der FIDE mehr und mehr zu verschieben scheint, möglicherweise nicht dieselbe Vorstellung von regelbasierten Abläufen hat wie in Europa. 

Bei Zhu Jiner und Aleksandra Goryachkina gab es ein interessantes Endspiel zu sehen, in dem zwei lehrreiche Fehler gemacht wurden. Weil beide jeweils einen falschen Zug spielten, wurde es am Ende ein Remis:

 

 

Schachendspiele 9 - Turm und Leichtfigur

Endspiele mit Turm und Leichtfigur gegen Turm und Leichtfigur kommen in der Praxis sehr oft vor, sogar viel häufiger als Turmendspiele. Die vier verschiedenen Materialkonstellationen Turm und Springer gegen Turm und Springer, Türme mit ungleichfarbigen und gleichfarbigen Läufern und Turm und Läufer gegen Turm und Springer werden nacheinander unter die Lupe genommen.
Videospielzeit: 7 Std. 24 min.

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Ziemlich wild ging es ab einem gewissen Zeitpunkt bei Nana Dzagnidze und Nino Batsiashvili zu. Die Stellungsbewertung schwankte dabei ein wenig:

 

 

Die beiden Georgierinnen bleiben im Turnier - allen Irritationen zum Trotz

Ergebnisse der 1. Runde

 

Tabelle

 

Partien

 

 

Turnierseite


Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.