Frauen-Weltmeisterschaft: Ju geht in Führung

von André Schulz
20.01.2020 – War das die Vorentscheidung? Zwei Partien vor dem regulären Ende des Wettkampfes um die Frauenweltmeisterschaft hat Ju Wenjun erneut die Führung übernommen. Sie besiegte ihre Herausforderin mit den schwarzen Steinen in der heutigen 10. Partie. | Fotos: FIDE

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Ju Wenjun geht in Führung

Der Wettkampf um die Weltmeisterschaft zwischen der Titelverteidigerin Ju Wenjun und ihrer Herausforderin Aleksandra Goryachkina ist ein Wettkampf auf Augenhöhe. Und er ist spannend. Nach ein paar Remis zwecks gegenseitigen Abtastens hat das Match ordentlich an Fahrt gewonnen und beiden Spielerinnen gelangen Wirkungstreffer. Ju Wenjun punktete zuerst, musste dann aber den Ausgleich und sogar einen Rückstand hinnehmen. Eine schwierigen psychologische Situation, die die Weltmeisterin nervenstark meisterte. Sie glich umgehend aus und entschied heute die zehnte Partie sogar für sich.

Damit liegt die Chinesin nun ihrerseits wieder in Führung. Aleksandra Goryachkina, die bisher auch nicht den Eindruck eines Nervenbündels vermittelte, hat jetzt zwei Partien Zeit, auszugleichen und die Verlängerung zu erreichen. In der elften Partie hat sie allerdings erst einmal Schwarz.

Die heutige Partie wurde erneut mit dem Abgelehnten Damengambit gespielt. Mit der Abtauschvariante hatte die Herausforderin in der 8. Partie einen überzeugenden Sieg gelandet.

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Heute wich Ju Wenjun von ihrer Spielweise in der 8. Partie ab und wählte die Vaganjan-Variante. Schwarz lässt sich in dieser Variante seine Bauernstruktur am Königsflügel entwerten, glaubt aber eine verteidigungsfähige Stellung zu erhalten. 

 

Nach dem Rückzug des Läufers nach g6 schlägt Weiß auf f6 und verpasst Schwarz dort einen Doppelbauern.

Die Spielweise erhielt vor vier Jahren einen schweren Schlag als Magnus Carlsen mit einem neuen Konzept Vladimir Kramnik besiegte.

 

Kramnik spielte hier 12...Sb6 und kam nach 13.Sg3 Lb4 14.Kd1 Sa4 15.Sgf5 in Nachteil.

Inzwischen hat man das schwarze Spiel mit 12...f5 verbessert. So spielte auch Ju Wenjun. nach einigen Zügen entstand eine Stellung mit einer sehr ungewöhnlichen Bauernstruktur.

 

Nach 17. exf4

Das Endspiel steht gleich. Nach dem 25. Zug war dann folgende Situation entstanden:

 

Schwarz spielte 25...Ta8. Es folgte 26.b5 c5.

Goryachkina zieht 1.d4

Wie schon in den Partien zuvor lieferten sich die beiden Spielerinnen auch bei reduziertem Material einen intensiven Kampf, der schließlich zu folgender kritischer Position führte.
 

 

Nach 52. Kc3. Schwarz steht besser, aber es ist nicht klar, ob dies zum Gewinn der Partie reicht. Auf 52...Ta3+ spielte Weiß 53.Kb4? und geriet nun auf die schiefe Bahn: 

53...Tb3+ 54.Ka4 Ke4 55.Th8 Tb7 56.Tc8 Kd3 57.h5 c3 58.h6 c2 59.Ka3 Kd2 60.Td8+ Kxe3 61.Tc8 Kd2 62.Td8+ Kc1 0-1

Besser war stattdessen 53.Kb2 Tb3+ (53...Txe3 54.Txf5+ Ke4 55.Txf6 Th3=) 54.Kc2 Ke4 55.Th7 Kxe3 56.Tc7 Kd4 57.Td7+ mit Remischancen. 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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