Frauen-Weltmeisterschaft: Ju Wenjun geht in Führung

von André Schulz
09.01.2020 – Nach drei langen Kampfpartien, die aber alle remis endeten, ging Ju Wenjun im WM-Kampf gegen Aleksandra Goryachkina heute mit einem Sieg in der 4. Partie in Führung. Erst sah es so aus, als ob auch diese Partie remis enden würde, dann entschied die Weltmeisterin die Begegnung im Bauernendspiel.| Fotos: FIDE

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Der Weltmeisterschaftskampf der Frauen zwischen der Titelverteidigerin Ju Wenjun und ihrer Herausforderin Aleksanda Goryachkina ist ein zähes Ringen auf Augenhöhe. Die ersten drei Partien endeten zum Teil nach sehr langem Kampf remis. 

In der heutigen vierten Partie kehrte JuWenjun nach einem kurzen Ausflug ins Reich der Königsbauereröffnungen in Partie zwei zu ihrem Stamm-Eröffnungszug 1.d4 zurück. Ihre junge russische Gegnerin wählte eine Varianten des Angenommenen Damengambits, die sie über eine Zugumstellung erreichte. 

 

Schwarz spielte hier nicht 5...Lf5, was zum Slawischen Damengambit führt, sondern 5...e6. Nach 6. e3 c5 hat Schwarz im Vergleich zur normalen Variante des Angenommenen Damengambits ein Tempo verloren (c7-c6-c5 statt c7-c5), Weiß aber zum Zug a4 verleitet, der ein Loch auf b4 verursacht hat. Diese Idee stammt von Vladimir Alatortsev aus den 1940er Jahren, wurde dann vergessen und zu Beginn der 2000er Jahren von Spielern aus Vietnam wieder aufgegriffen. Früher hätte man das dann vielleicht "Vietnamesische Variante" genannt. Populär wurde diese Variante, nachdem Vladimir Kramnik sie 2004 in einer Partie seines WM-Kampfes gegen Peter Leko anwandte und zu einem schnellen Remis kam. Danach hatten auch andere Spitzenspieler Vertrauen in diese Idee, nicht zuletzt Magnus Carlsen. 

Ju Wenjun gegen Aleksandra Goryachkina

Nach ein paar natürlichen Entwicklungszügen wurde diese Stellung erreicht.

 

Die Hauptvariante ist hier 10.De2. Ju Wenjun löste stattdessen mit 10.d5 ihren Isolani auf, was eine gängiges Motiv in dieser Art Stellungen ist, oft aber auch die Spannung auflöst. Das war auch hier der Fall, aber Weiß behielt eine leichte Initiative übrig und erreichte ein Endspiel, in dem ihr eigener König etwas sicherer stand.

 

Stellung nach 30. Dc4

Bald danach wurden die auch die letzten beiden Leichtfiguren getauscht und die ohnehin hohe Remistendenz des Endspiels im reinen Damenendspiel scheinbar noch vergrößert. Es ist aber ein bisher Markenzeichen dieses Wettkampfes, dass die Partien bis zur letzten Patrone ausgekämpft werden und der Punkt nur dann geteilt wird, wenn dies unvermeidlich ist. So ging es auch in der 4. Wettkampfpartie dieser Frauen-Weltmeisterschaft munter weiter. 

 

Nach 44.Kf3

Weiß hatte seinen Bauern nach a6 gebracht, wodurch die Dame einen Stützpunkt auf b7 erhielt. Mit 44... Kf3 aktivierte sie nun den König. Die Partie war objektiv noch ausgeglichen, aber Schwarz war unter Druck. Ein paar Züge später war diese Stellung auf dem Brett.

 

Schwarz deckte mit 50... De7 ihren a-Bauern und nahm den Übergang ins Bauernendspiel in Kauf. Dieses ist jedoch verloren. 

[Mit 50...Ke8 konnte sie sich noch verteidigen. Falls 51. Dxa7 dann 51... Dd5 mit Dauerschach.] 

Nach 51.Dxe7 Kxe7 gewinnt 52. g4 Kd6

[52...hxg4+ 53.Kxg4 Ke6 54.f4 f5+ 55.Kg5 Kf7 56.h5 gxh5 57.Kxh5 Kf6 58.Kh6+-]

53.gxh5 gxh5 54.Ke4 Kc6 55.f4

[55.Kf5? Kb5 56.Kxf6 Kb4 57.f4 Kxb3 58.f5 c4 reicht nicht.]

55...Kb5 56.Kd5+- f5 57.Kd6 Kb6

[57...Kxa6 58.Kc6 führt zur Partie. (Nicht 58.Kxc5 Ka5 59.Kc4 Kb6 60.Kd4 a5 61.Ke5 Kb5 62.Kxf5 Kb4 63.Kg5 Kxb3 64.f5 a4 65.f6 a3 66.f7 a2 67.f8D a1D mit remis.) 58...Ka5 59.Kxc5+-]

58.Kd7 Ka5 59.Kc7 Kxa6 60.Kc6 Ka5 61.Kxc5 Ka6 62.b4 Kb7 63.Kd5 1-0

Die Schlusstellung:

 

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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