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Eigentlich startete die Frauenbundesliga im letzten November ihre Saison 2021-22 in der Hoffnung auf eine reguläre Durchführung. Doch daraus wurde nichts. Nach dem ersten Wochenende folgte eine durch die Pandemie erzwungene Pause.
Unterschiedliche Vorschriften für Sportveranstaltungen in den verschiedenen Bundesländern angesichts der wieder aufflammenden Pandemie hatten für Verzerrung, Verwirrung und am Ende für Verwerfungen gesorgt. In Sachsen durfte im November 2021 gar nicht gespielt werden, in Baden-Württemberg schon. Das fand die Mannschaftsleitung des Aufsteigers Kisschess, das Team sollte in Baden-Baden antreten, aber nicht angemessen und trat nicht an. Im Mailaustausch mit der Spielleitung des Schachbundes kam es von der Kisschess-Seite zu verbalen Ruppigkeiten und der DSB verhängte eine Geldstrafe. Daraufhin trat Kisschess aus Protest auch zur jetzt neu gestarteten Doppelrunde nicht an an und ist gemäß den Regeln nun wohl raus. Wer dreimal nicht antritt, wird üblicherweise aus dem Spielbetrieb genommen. Schade für die Spielerinnen, die bei Kisschess spielen, zum Beispiel die deutsche Nationalspielerin Annmarie Mütsch.
Ein ganz anderes Bild bot sich bei der Wiederaufnahme der Frauenbundesliga in Hamburg. Das Spiellokal des Hamburger SK war an einem sonnigen Frühlingstag lichtdurchflutet und man sah den meisten Spielerinnen an, dass sie sich auf die Wettkämpfe freuten.
Anzhelika Valkova, bis in die Haarspitzen motiviert
Allerdings sah man in den Gesichtern der ukrainischen Spielerinnen auch die Sorgen, die sie sich angesichts des Krieges in ihrer Heimat machten. Trotz der vielen schlechten Nachrichten freute man sich, endlich wieder beim Schach zusammenzukommen. Das galt für die Spielerinnen ebenso wie für Zuschauer und Begleiter.
Baden-Baden nahm die Aufgabe in Hamburg sehr ernst und war mit seinen drei Spitzenbrettern angereist, Mariya und Anna Muzychuk und Zhanzaya Abdumalik.
Mariya Muzychuk
Anna Muzychuk
Zhanzhaya Abdumalik
Auf den Einsatz der russischen Ex-Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk hatte man verzichtet, obwohl Kosteniuk, die in Frankreich lebt, sich schon am Anfang sehr klar und deutlich gegen den russischen Angriff auf die Ukraine ausgesprochen hat. Elisabeth Pähtz rückte an Brett vier vor.
Elisabeth Pähtz, hinten links Rebecca Doll
Mit der U16-Meisterin Rebecca Doll gaben die Baden-Badener einer Jugendspielerin aus der Region Gelegenheit Bundesligaluft zu schnuppern.
Trotz des guten Aufgebots wurde der Wettkampf gegen den Hamburger SK zu einer knappen Angelegenheit. Hamburg spielte mit der polnischen Großmeisterin Monika Socko an Brett Eins.
Monika Socko
An Brett zwei war Eline Robers vorgerückt. Die 15-jährige Niederländerin hatte jüngst mit einigen guten Erfolgen auf sich aufmerksam. Der HSK hatte seine guten Verbindungen ins niederländische Schach genutzt und das große Talent verpflichtet. Gegen Anna Muzychuk hielt sie am Samstag remis.
Eline Roebers
Sarah Papp an Brett drei war mit "Unterstützung" ihres einige Monate alten Sohnes angereist. Eines der Analysezimmer im Erdgeschoss im HSK-Haus wurde mit einem Spielteppich rasch in ein Kinderzimmer verwandelt und der Opa sorgte für die Bespaßung.
Die OSG Baden-Baden gewann das Match gegen den Hamburger SK am Ende ganz knapp mit 3,5:2,5. Entschieden wurde der Wettkampf letztlich am Brett von Zhanzhaya Abdumalik und Sarah Papp. Beide Seiten hatten in einer kompromisslosen Kampfpartie die Chance zum Gewinn. Am Ende hatte die kasachische Großmeisterin jedoch das bessere Ende für sich.
Abdumalik,Zhansaya (2491) - Papp,Sarah (2300) [C11]
Frauenbundesliga 2021–22 Germany (5.3), 19.03.2022
1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.f4 c5 6.Sf3 Sc6 7.Le3 Le7 8.Dd2 a6 9.dxc5 Sxc5 10.a3 [Die Hautptvariante ist 10.0–0–0 Da5 11.Kb1 b5 12.Se2]
10...0–0
11.0–0–0 [Nach 10.a3 kam die lange Rochade hier eher selten vor. Üblicher ist 11.Le2 b5 12.0–0; oder 11.Df2]
11...b5 12.f5 [Droht schlicht f6 mit Gewinn.]
12...exf5?! [Schwarz gibt sein Bauernzentrum auf.]
[Gegenspiel bot 12...b4 13.axb4 (13.f6 bxc3 14.Dxc3 gxf6 15.exf6 Lxf6 16.Dxc5=) 13...Sxb4 14.Lxc5 (14.f6 Da5 ist günstig für Schwarz.) 14...Lxc5 15.f6 gxf6 16.Se4 mit Verwicklungen und beiderseitigen Chancen.;
Oder auch 12...Se4 13.Sxe4 dxe4 14.Df2 Dc7]
13.Sxd5 Se4 14.De1 Ld7 15.g4 [15.Lb6!?]
15...fxg4?! [15...b4!? mit der Idee 16.axb4? (Besser 16.a4) 16...Lxb4 17.Sxb4 Da5]
16.Lb6 Dc8 17.Sd4 Lg5+ 18.Kb1
18... Sxd4? [Schwarz möchte aktiv spielen. Nach 18...f5 um den Se4 zu decken 19.exf6 Sxf6 20.Lg2 Sxd5 21.Lxd5+ Kh8 bleibt Schwarz im Spiel.]
19.Lxd4 Td8 [19...Sc5 20.Sb6+–]
20.Sb6? [Nicht 20.Dxe4? Lf5–+; Nach 20.Lb6 platzt das schwarze Konzept: 20...Lf5 (20...Te8 21.Dxe4 Lf5 22.Dg2 mit Figurengewinn.) 21.Lxd8 Lxd8 22.Lg2 Sg5 23.Se3+– Weiß hat eine Qualität gewonnen.]
20...Db7 [Dank der Drohung Sd2 hält Schwarz die Balance. 20...Dc6 21.Lg2 Lf5 22.Sxa8 Dxa8 23.De2+–]
21.Tg1 [Notwendig. 21.Sxa8? Sd2+; 21.Lg2 Lc6 22.Sxa8 Sd2+ mit Gegenspiel.]
21...Lf5 22.Sxa8 Dxa8 23.Lg2 Dc6 24.De2 Dc4 [Damit bringt Schwarz die Dame aus der Fesselung und gleicht dank des starken Läuferpaars aus.]
25.Dxc4 bxc4
26.Le3?! [Objektiv am besten war 26.Lxe4 Lxe4 27.Txg4 Lf3 28.Txg5 Lxd1 29.Lc3=]
26...Sc3+ 27.bxc3 Tb8+ 28.Ka2 Lxe3 29.Tb1? [29.Tgf1 g6 30.Ld5 h5 mit besseren Chancen für Schwarz.]
29...Tf8?! [Nach 29...Txb1 30.Txb1 h5 erhält Schwarz mit seiner Bauernmehrheit am Königsflügel ausgezeichnete Gewinnchancen. 31.Ld5 Le6 32.Lb7 a5–+]
30.Tgf1 Lxc2?! [30...Le6 mit besseren Chancen für Schwarz.]
31.Tb7 [Nun bekommt Weiß Angriff auf den Punkt f7.]
31...Td8? [Schwarz hat eine hübsche Mattidee, doch die kann mit Vorteil abgewehrt werden.]
[Nach 31...g6 32.Tf6 (32.Ld5 Lf5=; 32.Tfxf7 Txf7 33.Ld5 Le4=) 32...Lg5 33.Tfxf7 Txf7 34.Ld5 Le4 35.Lxf7+ Kf8 36.Tc7 ist die Partie noch nicht entschieden.]
32.Ld5! [Nicht 32.Tfxf7? Lb3+ 33.Kb1 (33.Txb3 cxb3+ 34.Kxb3 Kxf7–+) 33...Td1+ 34.Kb2 Lc1+ 35.Ka1 Lxa3#]
32...Lb3+ [32...Txd5 33.Tb8+ und Matt.]
33.Ka1 h5 34.Lxf7+ Kh7 35.e6 [Damit ist die Partie nun zugunsten von Weiß entschieden. Was für eine Kampfpartie!]
35...Ld2 36.e7 Lxc3+ 37.Kb1 Td2 38.Lg6+ Kh6 39.e8D 1–0
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Für eine Überraschung am Samstag sorgte das Team von TuRa Harksheide gegen den Mitfavoriten Deizisau. Katarzyna Adamowicz und Inken Köhler punkteten voll für die Norderstedter und holten mit dem Team ein 3:3.
Am Sonntag kamen die Favoritenteams aus dem Süden beide zu Siegen. Baden-Baden gewann 4:2 gegen Harksheide und Deizisau mit dem gleichen Ergebnis gegen den Hamburger SK.
Am Spielort Löberitz trat der Gastgeber mit seiner Spitzenspielerin Dana Reizniece-Ozola an.
Foto: Dana Reizniece-Ozola (Facebook)
Egal ob die lettische Großmeisterin Wirtschafts-oder Finanzministerin ihres Landes ist, oder in schwierigen Zeiten als FIDE Managing Director aktiv ist: Die Einsätze für Löberitz lässt sie sich nicht nehmen.
Reizniece-Ozola unterlag am Samstag am Spitzenbrett gegen Fiona Sieber, aber das Team gewann den Wettkampf klar mit 4,5.1,5 Lehrte musste ein Brett frei lassen. Das Match zwischen Weißblau Allianz Leipzig und Hemer entschieden die Westdeutschen für sich.
Am Sonntag gewann Hemer ebenfalls mit 4,5:1,5 gegen Löberitz und Weißblau Allianz Leipzig besiegte Lehrte mit 5:1.
Königshofen und Schwäbisch Hall empfingen nur die Rodewischer Schachmiezen, da Kischess erneut nicht antrat. So waren am Samstag die Frauen von Königshofen und am Sonntag die Frauen von Schwäbisch-Hall vergeblich angereist.
Die Rodewischer Schachmiezen verloren am Samstag gegen Schwäbisch Hall, sorgten am Sonntag aber mit einem Sieg gegen Königshofen auch noch für eine Überraschung.
In der Tabelle hat Baden-Baden die alleinige Führung übernommen.
Team Baden-Baden | Foto: Thilo Gubler
Tabelle
Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | Sp | MP | BP | BW | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | OSG Baden-Baden | + | 4 | 3½ | 4½ | 6 | 4 | 8 | 18 | 66 | |||||||
2. | Schachfreunde Deizisau | + | 3 | 4 | 5 | 6 | 4 | 7 | 18 | 63½ | |||||||
3. | TuRa Harksheide | 2 | 3 | + | 4 | 4 | 4 | 5 | 13 | 43 | |||||||
4. | SV Hemer 1932 | 2 | + | 2½ | 4 | 4½ | 4 | 4 | 13 | 44½ | |||||||
5. | Hamburger SK | 2½ | 2 | 3½ | + | 4½ | 4 | 4 | 12½ | 43 | |||||||
6. | SK Schwäbisch Hall | + | 4 | 6 | 2 | 4 | 10 | 35 | |||||||||
7. | Rodewischer Schachmiezen | 1½ | 1 | 2 | + | 4 | 4 | 2 | 8½ | 27 | |||||||
8. | SC Bad Königshofen 1957 | 2 | + | 6 | 2 | 2 | 8 | 29½ | |||||||||
9. | SV Weißblau Allianz Leipzig | 2 | + | 5 | 2 | 2 | 7 | 27 | |||||||||
10. | SG 1871 Löberitz | 1½ | + | 4½ | 2 | 2 | 6 | 19½ | |||||||||
11. | SK Lehrte | 2 | 1½ | 1 | 1½ | + | 4 | 0 | 6 | 22 | |||||||
12. | Kisschess | 0 | 0 | 0 | 0 | + | 4 | 0 | 0 | 0 |
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