Frauenweltmeisterschaft: Lei Tingjie geht in Führung

von André Schulz
11.07.2023 – Im Wettkampf um die Weltmeisterschaft der Frauen wurde nach vier Remisen heute die erste Partie entschieden. Mit den weißen Steinen erhielt Lei Tingjie im Giuoco Piano der Italienischen Partie einigen Vorteil, den sie zum vollen Punkt verdichten konnte. Morgen wird in Shanghai die letzte Partie gespielt. Dann zieht die Weltmeisterschaft nach Chongqing um. | Fotos: Stev Bonhage (FIDE)

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Ju Wenjun und Lei Tingjie lieferten sich bisher einen Wettkampf um die Weltmeisterschaft auf Augenhöhe. Zu Anfang schien Lei Tingjie kleine Vorteile in den ersten beiden Partien zu haben. In der dritten Partien war es Ju Wenjun, die etwas in Vorteil kam. Zu einem Sieg reichte es in keiner der Partien, auch nicht in der vierten Partie am vergangenen Samstag, als Lei Tingjie mit einer weiteren Eröffnungsüberraschung aufwartete, sich im Endspiel aber gegen den Widerstand der amtierenden Weltmeisterin nicht durchsetzen konnte. Bisher bestätigt der Verlauf des Wettkampfes auch die Position der beiden Spielerinnen in der FIDE-Weltrangliste. Ju Wenjun ist dort mit 2564 Nummer zwei hinter Hou Yifan, die sich aus dem Profigeschäft mehr oder weniger zurückgezogen hat. Lei Tingjie ist mit nur zehn Elopunkten weniger die Nummer vier hinter der Russin Aleksandra Goryachkina.

Nach jeweils zwei Partien wird stets ein Ruhetag eingelegt, der letzte war am Montag. Heute führte Lei Tingjie wieder die weißen Steine und es kam erneut eine Italienische Partie aufs Brett. Die in den letzten Jahren tausendfach gespielt Variante des "Giuoco Piano" (Ruhiges Spiel) erlaubt an vielen Stellen unzählige Zugumstellungen mit einer Vielzahl von Feinheiten. Selbst Topprofis geben zu, dass sie Mühe haben, sich in allen Finessen zurecht zu finden.

My Black Secrets in the Modern Italian

Italienisch gilt als gediegener Partieanfang, bei dem wenig Figuren getauscht werden und gehaltvolle Stellungen entstehen, in denen es mehr auf Pläne ankommt als auf forcierte Varianten. So zeigt hier die Pläne aus schwarzer Sicht.

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In der Mega Database findet man inzwischen schon fast 25.000 Partien mit dieser Variante. 

Gui Jinsong, Direktor der Abteilung Breitensport der Shanghaier Sportverwaltung, und Zhou Jia, Präsident des Yueyang-Krankenhauses für traditionelle chinesische und westliche Medizin an der Shanghaier Universität, eröffneten die Partie. 

Gegen Ju Wenjuns 6...a5 entschied sich Lei Tingjie zu einem Aufbau mit Lb3 und Te1 und frühem d4, der allerdings bisher nicht so häufig gespielt wurde. In der Folge erhielt Lei Tingjie Spiel am Damenflügel, den sie mit Hilfe der Drehscheibe d5 immer weiter ausbauen konnte. Das schwarze Spiel krankte dauerhaft an einem passiven schwarzfeldrigen Läufer und weißfeldrigen Felderschwächen. Einmal in Vorteil, baute Lei Tingjie diesen immer weiter aus und sorgte schließlich für die erst entschiedene Partie in diesem Wettkampf.

Am Mittwoch wird die letzte Partie in Shanghai gespielt. Dann zeiht die Weltmeisterschaft in die Heimatstadt von Lei Tingjie, nach Chongqing, wo die zweite Hälfte des Wettkampfes und auch der Stichkampf, falls nötig, gespielt wird. Nach dem Umzug am Donnerstag, folgt am Freitag noch ein Ruhetag.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.