Frauenweltmeisterschaft: Zehnte Partie remis

von André Schulz
19.07.2023 – Auch die zehnte Partie der Frauenweltmeisterin endete ohne Siegerin. Ju Wenjun wandelte mit ihrer Eröffnung auf den Spuren von Vincent Keymer, holte aber keinen Vorteil heraus. Am Donnerstag folgt ein Ruhetag. Freitag und Samstag werden die letzten beiden regulären Partien gespielt. | Fotos: Stev Bonhage (FIDE)

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Die Schachweltmeisterschaft der Frauen 2023 zwischen den Chinesinnen Ju Wenjun und Lei Tingjie nähert sich ihrem Ende. Das Match ist auf zwölf Partien angelegt. Bei Gleichstand kommt es zu einem Stichkampf. Ju Wenjun hat hier schon Erfahrung gesammelt, denn auch den letzten Titelkampf gewann 2020 gegen Aleksandra Goryachkina, gewann sie erst im Stechen. 

Die zehnte Partie wurde diesmal von den Ehrengästen He Yilong und Fu Xianfen mit den ersten Zügen für Weiß und Schwarz eröffnet. He Yilong ist Vorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz des Distrikts Changshou - das ist ein beratendes Organ der Politischen Partien in China. Tatsächlich gibt es in China neben der Kommunistischen Partie Chinas noch acht weitere zugelassene politische Parteien. Fu Xianfen hat sich bei der Epidemieprävention und -bekämpfung in der Provinz Hubei hervorgetan.


In der zehnten Partie des Wettkampfes um die Weltmeisterschaft machte Titelverteidigerin Ju Wenjun ein neues Fass auf und eröffnete mit 1.Sf3. Nach Lei Tingies Antwortzug 1...Sf6, nicht die ungewöhnlichste Antwort, verfiel Ju Wenjun in längeres Nachdenken. 

Eine Überraschung kann der Zug 1...Sf6 nicht gewesen sein, aber erst nach vier Minuten hatte Ju Wenjun sich überlegt, wie sie die Partie anlegen wollte und zog 2.c4. Es folgte 2...e6 und nach 3.d4 hätte Lei Tingjie vermutlich 3...d5 gespielt, mit Übergang in das Abgelehnte Damengambit. Das hat sie in diesem Wettkampf schon einige Male angewandt und darf mit den den Ergebnissen zufrieden sein.

Ju Wenjun spielte aber 3.e3 und auf 3...d5 den Zug 4.b3. Damit strebte sie das Zukertort-System an, in dem der Zug d2-d4 zunächst zurückgehalten wird, um den d-Bauern je nach Situation nach d4 oder aber nach d3 zu stellen. Vincent Keymer eröffnet ebenfalls häufig mit einem solchen Aufbau und hat damit einigen Erfolg. Auch ohne ein Fianchetto der weißfeldrigen Läufers wird diese Eröffnung wohl zum Reti-System gezählt.

Ju Wenjun bemühte sich, etwas Vorteil aus ihrer Position herauszukitzeln, doch ohne Erfolg. Zwischenzeitlich gewann die Titelverteidigerin zwar einen Bauern, den sie im Schwerfigurenendspiel aber bald wieder herausrücken musste. Am Ende der Partie entstand ein völlig ausgeglichenes Turmendspiel. 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.