Freiburg.Hamburg.Berlin: Deutschmannreise

von André Schulz
16.02.2022 – Matthias Deutschmann war letzte Woche in Sachen Kultur und Schach in der Republik unterwegs. Von seiner Heimat Freiburg führte die Reise nach Hamburg ins Hansa-Theater und zu ChessBase und nnach Berlin zum Grand Prix und zur Emanuel-Lasker-Gesellschaft, wo Deutschmann für sein Engagement mit dem Lasker geehrt wurde. | Foto: Matthias Deutschmann und Thomas Weischede (Claudia Wall)

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

"Einmal Schach - immer Schach!" Es war wohl der Schachreporter Dagobert Kohlmeyer, der diesen Spruch prägte, und er ist so wahr. Früher sprach man vom Schachvirus, der einen ergriffen hatte. Derzeit spricht man aber nicht mehr so gerne von Viren. 

Matthias Deutschmann wurde 1958 in Betzdorf geboren. Der Ort liegt an der Sieg, nicht weit von der Kreisstadt Siegen entfernt. Dort fand 1970 eine Schacholympiade statt. Die besten Spieler der Welt waren angereist, darunter Weltmeister Boris Spassky und der US-Star Bobby Fischer. Das direkte Aufeinandertreffen entschied der amtierende Weltmeister gegen seinen kommenden Herausforderer damals noch für sich. Zwei Jahre später sollte der US-Großmeister den Weltmeisterschaftskampf gewinnen. In Siegen spielte Fischer das letzte Mal eine Schacholympiade mit. 

Der 12-jährige Matthias Deutschmann besuchte zusammen mit seinem Vater dieses Schach-Völkerfest und wahrscheinlich war es hier, als der ansteckende "Spirit des Schachspiels" auf ihn übersprang.

Matthias Deutschmann trainierte fleißig, spielte Jugendturniere mit und gehörte schließlich zum Jugendkader. Dann nahm seine Karriere eine ganz andere Richtung. Schon während seiner Studienzeit in Freiburg fiel Deutschmann mit seinen geistreichen, pointierten und spitzen Bemerkungen auf. Deutschmann kam unweigerlich mit dem Kabarett in Berührung und bleib dort. Vom Schach kam er aber trotzdem nicht richtig los.

Als ChessBase seinemSchachprogramm "Fritz" das Sprechen beibrachte, lieh Matthias Deutschmann der KI seine Stimme. Und bei Vorstellungen von Fritz&Fertig in Buchhandlungen spielte Matthias Deutschman im Showteil Bulletpartien auf dem Playchess-Server und kommentierte das nebenbei auch noch.

Deutschmann nahm gelegentlich auch noch an ernsthaften Mannschaftskämpfen teil, und als der Freiburger Verein Zähringen in die Bundesliga aufstieg, gab der Kabarettist dort noch einmal ein Gastspiel. Wenn die Zeit es erlaubte, übte Deutschmann sich auch in einigen Open  und wenn er dort seine Stimme erhob, um nach der Partie mit seinem Gegner zu analysieren, drehten sich die anderen Teilnehmer in der Nähe verwundert um und fragten sich: "Wieso höre ich hier mein Schachprogramm?"

Matthias Deutschmann ist natürlich auch ein beliebter Ehrengast bei Schachturnieren und Schachveranstaltungen. Im Gegensatz zu manch anderen Prominenten kann man mit Matthias Deutschmann immer auch über Schach reden. Der Kabarettist ist in Bezug auf Eröffnungen, Schachgeschichte oder aktuelles Geschehen absolut auf der Höhe der Zeit.

Bei einer Schachveranstaltung der Emmanuel-Laser-Gesellschaft in Berlin spielte Deutschmann einmal auf dem Fritz-Server gegen die auch damals schon ehemalige Weltmeisterin Susan Polgar und rückte ihrem König mit dem Blackmar-Diemer-Gambit zu Leibe. Danach plauderte er mit Edzard Reuter, ehemaliger Chef von Daimler-Benz und Sohn des einstigen Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter ("Völker der Welt, schaut auf diese Stadt") über Schach, Wirtschaft und Politik.

Matthias Deutschmann ist in Freiburg heimisch. Hier hat er in Kultur, Politik und Schach viele Freunde. Zeitweise war er auch selber im Kulturmanagement tätig. Als Matthias Deutschmann gerade an einem neuen Kabarettprogram und an seiner innovativen Wahlseite Contra-Test arbeitete, fiel ein andere Virus in die Welt und in Deutschland ein. COVID-19 brachte vieles, auch den Kulturbetrieb zum Erliegen. Auftritte waren kaum noch möglich.

Immerhin: Matthias Deutschmann fand nun wieder mehr Zeit fürs Schach. Zusammen mit Arne Kähler bestreitet er nun einmal die Woche eine Schachsendung, in der er sich zumeist mit Spielern und Persönlichkeiten der Schachgeschichte beschäftigt.

Ein paar Engagements als Kabarettist gibt es aber doch noch. Gelegentlich kann man Matthias Deutschmann im Hamburger Hansa-Theater als Conférencier sehen. Das Hansa-Theater ist ein Variéte-Theater alter Schule, mit Bauchrednern, Gummimenschen, Artisten und Jongleuren und einer richtigen Live-Musikkapelle. Einst hatten die Dompteure Siegfried und Roy hier ihre ersten Auftritte. Jetzt zähmt Matthias Deutschmann gelegentlich das Publikum mit seinen pointierten Ansagen zwischen den Auftritten der Künstler. So auch letzte Woche. Der Besuch in Hamburg gab Matthias Deutschmann Gelegenheit, seine Kontraschach-Show im ChessBase-Studio in Hamburg aufzunehmen. Die aktuelle Show wird in Kürze veröffentlicht.

Am Samstag früh ging es dann für Deutschmann auf seiner Reise weiter nach Berlin. Hier hatte ihn World Chess eingeladen, das Halbfinale des Grand Prix zu eröffnen. Schon beim Kandidatenturnier 2018 in Berlin hatte Matthias Deutschmann bei einer der Runden den symbolischen ersten Zug gemacht. 2008 war er Botschafter der Schacholympiade Dresden.

Matthias Deutschmann macht den ersten Zug beim Halbfinale im Grand Prix | Foto: World Chess

Am Samstasg-Nachmittag wurde Matthias Deutschmann von der Emanuel-Lasker-Gesellschaft in die Salongalerie "Die Möwe" eingeladen, um ihm hier den "Lasker" 2021 zu überreichen. Mit diesem Preis zeichnet die ELG Persönlichkeiten aus, die sich um das Schach verdient gemacht haben.

Matthias Deutschmann und Thomas Weischede | Foto: Claudia Wall

Derzeit wird in der Galerie eine Ausstellung mit Bildern rund ums Schach gezeigt, darunter das Bild "Kampfschach" von Wilfried Reiff. Mit dem Namen erinnert die Galerieinhaberin Claudia Wall an den 1946 gegründeten Ost-Berliner Künstlerclub "Die Möwe" gewählt.

Claudia Wall führt durch die Ausstellung | Foto: Thomas Weischede

Neben dem Vorsitzenden der Emanuel-Lasker-Gesellschaft Thomas Weischede und Galerieinhaberin Claudia Wall war auch der Gründer der Emanuel-Lasker-Gesellschaft Paul Werner Wagner bei der Preisverleihung anwesend.

Paul Werner Wagner, Matthias Deutschmann und Claudia Wall | Foto: Thomas Weischede

Paul Werner Wagner und Matthias Deutschmann | Foto: Thomas Weischede

 

Thomas Weischede schreibt in seiner Laudatio:
 

"Die ELG ist stolz, solche Persönlichkeiten auf diese Weise zu ehren und auszeichnen zu können. Mit Matthias Deutschmann hat dabei erstmals ein berühmter Künstler diese Auszeichnung erhalten. Als ehemaliger Kader- und Bundesligaspieler, als Stimme des Schachprogramms „Fritz“ und als langjähriger Kommentator des Schachgeschehens in der ganzen Welt bei ChessBase ist er eine feste Größe in der Schachwelt und wegen seiner nationalen Berühmtheit weit darüber hinaus.

Chapeau, lieber Matthias, die ELG verneigt sich vor Deinem Engagement. Gerade aus diesem Grund wurde er in 2021 zusammen mit der SG Löberitz, Björn Lengwenus und Peer Steinbrück mit dem Lasker ausgezeichnet. Zusammen mit den Viktor-Preisträgern 2021, nämlich Dana Reizniece-Ozola, Elisabeth Pähtz, Robert Hübner und Stefan Koth (stellvertretend für das Ehrenamt und die langjährige Organisation des Dortmunder Weltklasseturniers) ist es gelungen, eine Fülle von „Stars“ auszuzeichnen, die diese Ehrung mehr als verdient haben."

 

Bericht bei der Emanuel-Lasker-Gesellschaft...

Salongalerie Die Möwe... 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren