GM Daniel Fridman gewinnt Echternacher Open 2025 nach Feinwertung
Im Jahr 1994 begann die Tradition des Echternacher Schachopens in der Abteistadt im Luxemburger Nordosten. Nach zwischenzeitlicher Unterbrechung während der Corona-Pandemie wurde das Turnier im Jahr 2023 wieder aufgenommen und dieses Jahr bereits zum 29. Mal vom mehrmaligen Luxemburgischen Landesmeister am Wochenende 14.-15. Juni ausgerichtet.
Der Modus des 9rundigen Schnellschachturniers vom örtlichen Verein De Sprenger Echternach war unverändert zum Vorjahr (zahlreiche Helfer vom Verein, 2 Tage, 9 Runden, gute Verpflegung – u.a. frisch vom Grill - und immer gleicher Turniersaal in der alten Abtei – Spiegelsaal, Kreuzgänge, Nebensaal) blieb unverändert. Der bereits im Vorjahr vollzogene Wechsel der Bedenkzeit zu 40 Minuten pro Partie zzgl. 5 Sekunden Inkrement hat sich auch dieses Jahr bewährt. Zeitnotschlachten und fliegende Figuren waren im Spiegelsaal an den Top-Brettern nicht zusehen. Das für die FIDE-Schnellschah-ELO-Auswertung angemeldete Turnier wurde von Hauptschiedsrichter Olivier Jeitz souverän geleitet, ohne nennenswerte Vorfälle. Wie bereits im Vorjahr, wurden die Ergebnisse und Paarungen über „Chess-Results“ veröffentlicht und ein neu eingerichteter WhatsApp-Kanal hielt die Teilnehmer sekundenaktuell auf dem Laufenden – zum Beispiel über neu eingestellte Paarungen. Wie bereits im Jahr 2024 wurde das Turnier auch dieses als „Green Event“ geführt. Das internationale Schach-Open nutzte hierzu verschiedene kleine Einzelmaßnahmen, beispielsweise die Nutzung von Mehrweggeschirr bzw. Nutzung von Recyceltem Papier für den Aushang der Paarungen – für diejenigen, die nicht im Smartphone die Paarung via Chess-Results checken wollten.
Wie üblich – seit Beginn im Jahr 1994 – war das Teilnehmerfeld in der ältesten Stadt Luxemburgs wieder bunt gemischt aus vielen bekannten Gesichtern aus Nah und Fern. Insbesondere den Benelux-Ländern sowie dem nahegelegenen Rheinland bzw. Ruhrgebiet – wie z.B. GM Daniel Fridman als einem von mehreren früheren Siegern des Turniers. Womit wir schon bei der Teilnehmerliste sind.

Der Innenhof der Alten Abtei

Der Spiegelsaal

Die hinteren Bretter
Das Turnier war mit 320 Teilnehmern etwas weniger stark besucht als im Durchschnitt der letzten 10 oder 15 Jahre, mit oft über 350 Teilnehmern. An der Spitze war das Turnier dieses Jahr aber etwas besser besetzt als im Jahr 2024. Unter den 35 Titelträgern waren 9 GM und 12 IM. Neben dem früheren Spitzenspieler GM Loek van Wely sowie Schachlegende GM Ulf Andersson war mit GM Georg Meier als Setzlistenerster und früherem deutschen Nationalspieler ein „Rückkehrer“ am Start.

Loek van Wely

Ulf Andersson

Georg Meier
Seine letzte Turnierteilnahme in Echternach lag viele Jahre zurück. Im Jahr 2007 – damals noch als IM – spielte er das letzte Mal im Spiegelsaal in Echternach. Mit dem ehemaligem Nationalmannschaftskollegen GM Daniel Fridman, GM Andrey Sumets, GM Christian Bauer, GM Anthony Wirig und GM Thorsten-Michael Haub waren weitere starke Anwärter auf den Titel mit am Start.

Andrey Sumets

Daniel Fridman
Zum Turnierverlauf:
Die erste Runde brachte naturgemäß an den vorderen Brettern noch keine überraschenden Ergebnisse.
In Runde zwei gab IM Dieter Morawietz an Brett 13 sein erstes Remis ab, während am Nachbarbrett 14 Benjamin Smits gar gegen IM Sergey Shevchenko gewann.
In der dritten Runde gaben die starken Internationalen Meister Michael Wiedenkeller und Georg Seul an den Brettern 10 und 12 ihre ersten halben Punkte ab. FM Benoit Taddei verlor an Brett 18 gegen Michael Yankelevich während eine der stärksten Damen im Feld, IM Anastasia Avaina an Brett 20 gegen den starken Jugendspieler Nicolas Bourg vom Differdanger Verein verlor. Ebenso verlor IM Mietek Bakalarz und IM Christian Maier gab ein Remis ab. Auch die zweite starke Dame im Feld, die für KPMG Luxemburg tätige WGM Narmin Khalafova aus Aserbaidschan verlor ihre Partie gegen einen nominell schwächeren Gegner.
Die vierte Runde brachte an den vorderen Brettern erstmals zahlreiche Duelle von Titelträgern, wobei die favorisierten Spielern an den ersten 11 Brettern jeweils ihre Partien gewannen. Lediglich der stärkste Turniersenior im Feld GM Ulf Andersson nahm wegen Müdigkeit nach Information an FM Serge Brittner vom ausrichtenden Verein eine Auszeit und eine kampflose „0“ in Kauf.
In der fünften Runde mit ersten GM-Duellen kam der Setzlistenerste GM Georg Meier mit weiß gegen GM Leonid Milov an Brett eins nicht über ein Remis hinaus. Ebenso remisierte GM Christian Bauer mit Schwarz gegen GM Thorsten Michael Haub.

Christian Bauer
Dieser Videokurs beschäftigt sich mit den verschiedenen Zugfolgen, die zu den Hauptstellungen der Philidor-Verteidigung führen, sowie mit den relevanten Abweichungen von Weiß.
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Die Großmeisterkollegen Loek van Wely, Daniel Fridman und Andrey Sumets gewannen ihre Partien und setzten sich – mit der wichtigen Zweitwertung im Blick (Fortschrittswertung/Punktsummenwertung) an die Tabellenspitze. Der gut in Form spielende IM Michael Hammes (SV Koblenz/de Sprenger Echternach) erreichte gegen GM Anthony Wirig ein Remis.
Der zweite Turniertag mit der 6. Runde brachte an den vorderen Brettern drei Remisergebnisse während GM Anthony Wirig an Brett 4 gewann und so zur Tabellenspitze aufschloss. Ebenso gewann GM Ulf Andersson in Runde 5 und kam – bei voller Punktausbeute (aus gespielten Partien) dann auch auf 5 aus 6 und war im Verfolgerfeld.
In der 7. Runde musste GM Loek van Wely an Brett eins eine empfindliche Niederlage gegen den gut aufspielenden GM Anthony Wirig verschmerzen. Er übte in einer Partie mit jeweils nur noch 2 Läufern und 2 Türmen bei gleicher Bauernzahl eine Menge Druck aus. Wirig verteidigte sich zäh und gewann zunächst einen Bauern, dann einen zweiten. Nach Überführung in ein reines Turmendspiel und erzwungenem Abtausch eines Turmpaars stellte der niederländische GM in bereits hoffnungsloser Stellung mit jeweils nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr einen Turm ein.

Loek van Wely und Anthony Wirig
An Brett zwei war von GM Daniel Fridman eine Menge Präzision erforderlich, um den starken Angriff von IM Tim Grutter abzuwehren und die Partie zu gewinnen. Leichter hatte es GM Andrey Sumets, der Sieger des Echternacher Opens des Jahres 2015, an Brett 3, der gegen den starken luxemburgischen Spieler Stefan Maltezeanu zunächst eine Qualität und kurz darauf die Partie gewann. GM Georg Meier gewann am Nachbarbrett 4 gegen den ukrainischen Spieler Aleksei Aliferenko in einem Doppelturmendspiel mit Mehrbauern nach einer pointierten Schlusskombination. GM Christian Bauer gewann gegen IM Michael Hammes in einer lange geschlossenen Partie mit beiderseitigen Chancen dank struktureller positioneller Vorteile und anhaltendem Druck. Und auch GM Ulf Andersson gewann seine Partie gegen FM Benoit Taddei und hielt Kurs auf die Tabellenspitze. Die bis dahin stärkste Dame im Feld, IM Inna Agrest (Tochter des Echternacher Open Siegers 2023, GM Evgeny Agrest) verlor an Tisch 7 gegen GM Leonid Milov.
Die vorletzte 8. Runde brachte an Brett 1 zwischen GM Fridman und GM Sumets ein schnelles, kurzes „GM-Remis“ nach nur wenigen Zügen. An Brett zwei ließ Georg Meier mit Schwarz nichts unversucht, in einer lange Zeit geschlossenen Stellung gegen GM Anthony Wirig Druck aufzubauen, um den vollen Punkt einzufahren. Mit aufkommender Zeitknappheit verlor der französische GM aber in schneller Zugfolge mehrere Bauern und nach Abtausch von Damen und einigen Leicht- und Schwerfiguren sah es nach einem klaren Sieg von Georg Meier aus. Anthony Wirig schaffte es jedoch, das letzte Turmpaar zu tauschen und ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern zu erreichen und eine Blockadestellung zu erreichen, in welcher die Mehrbauern nichts mehr wert waren. Unter den Augen des Schiedsrichters und mehreren Dutzend Zügen gab der deutsche GM die Gewinnversuche auf und gab die Partie remis. Etwas unspektakulärer endete die Partie an Brett drei zwischen GM Christian Bauer und GM Lenod Milov remis. An Brett 4 kam es zum vereinsinternen Echternacher Duell zwischen IM Christopher Noe, welcher in Kürze – nach vielen Jahren als mit Abstand stärkstem deutschen IM und nun erreichter letzter GM Norm in der polnischen Liga – den lang ersehnten GM-Titel verliehen bekommt und dem sehr erfahrenen schwedischen IM Michael Wiedenkeller. Hier verpasste Noe es, zur Turnierspitze aufzuschließen, denn die Partie endete auch remis. GM Loek van Wely gewann gegen IM Tim Grutter und schloss zu den Tabellenführern auf.
Die letzte Runde 9 brachte an Brett 1 erneut ein großmeisterliches „Kurzremis“. GM Andrey Sumets mit weiß gegen GM Anthony Wirig wollte wohl kein unnötiges Risiko eingehen und Anthony Wirig war wohl auch damit zufrieden, selbst wenn er aufgrund schlechterer Zweitwertung (Fortschrittswertung) keine Aussicht mehr auf den Turniersieg hatte. An Brett zwei entstand zwischen GM Christian Bauer und GM Daniel Fridman eine Französischpartie mit 2. De2. Die Partie verlief sehr lange geschlossen. Nachdem Daniel Fridman am Damenflügel nach einer kleinen Kombination einen Bauern gewann, bot er risikolos Remis an, was Christian Bauer (mit einem halben Punkt Rückstand) annahm. Daniel Fridman wusste zu diesem Zeitpunkt, dass er gemeinsam mit GM Sumets nach dessen Kurzremis gegen Wirig die beste Fortschrittswertung und die leicht bessere „Drittwertung“ (Gegner-Eloschnitt) hatte und sicherte sich somit den Turniersieg im Jahr 2025 nach seinem früheren Echternach-Turniersieg im Jahr 2012.
An Brett 3 spielte GM Georg Meier mit Weiß gegen IM Christopher Noe. Die Partie gestaltete sich sehr lange Zeit ausgeglichen mit leichter weißer Initiative, aber Läuferpaar bei Schwarz. Nach Abtausch der Damen und Leichtfiguren sowie eines Turmpaars fand Georg Meier eine kleine Taktik – mit Zwischenschach. Die beiden Springer spielten gut zusammen. Ein Springer opferte sich für einen Bauern, der letzte Turm gab ein Zwischenschach und der zweite Springer gewann die Figur zurück. Es folgte noch ein erzwungener Turmtausch. Danach entstand ein Endspiel mit jeweils nur noch einem Springer, einem gesunden weißen Mehrbauern und etwas aktiverem König. Nach wenigen weiteren Zügen unterlief Noe eine weitere Ungenauigkeit, welche forciert zu einem weiteren Bauernverlust geführt hätte, sodass er die Partie sofort enttäuscht aufgab und Georg Meier zu den Tabellenführern aufschloss.
Wegen deutlich schlechterer Fortschrittswertung hatte er aber keine Aussicht mehr auf den Turniersieg. An Brett 4 rang GM Thorsten-Michael Haub GM Loek van Wely ein Remis ab. Als 5. Spieler mit 7,5 Punkten aus 9 gesellte sich der Kölner IM Dieter Morawietz zur geteilten Tabellenspitze nach seinem Sieg gegen GM Leonid Milov in der Schlussrunde. Neben dem Preis für Platz 5 bekam der immer gut gelaunte Kölner noch einen Sachpreis und Ehrung für seine bereits 15. Teilnahme beim Echternacher Open.
Das Turnier war wieder sehr gut organisiert. Leider war das Wetter etwas wechselhaft. Aber anders als im Jahr 2024 konnte die Siegerehrung wieder draußen auf der Treppe in der Nähe des Bierpavillions stattfinden.

Die Top 5
Neben den Hauptpreisen gab es zahlreiche Ratingpreise und auch Sachpreise für Vereine, die die meisten Teilnehmer stellten. Ebenso wurde per Losverfahren einer Hand voll Spieler das Startgeld erlassen. Den Damenpreis gewann die sehr gut in Form spielende WIM Inna Agrest mit 7 Punkten auf Rang 12 vor IM Anastasia Savina auf Rang 15 als letzte Spielerin mit 7 Punkten.

Inna Agrest war beste Frau im Feld
Bester Senior wurde IM Michael Wiedenkeller (Rang 11, 7 Punkte) vor IM Georg Seul von den Kölner Schachfreunden auf Rang 20 mit 6,5 Punkten und IM Christian Maier auf Rang 23, ebenfalls 6,5 Punkte. Beste Jugendliche wurden die in Luxemburger Vereinen spielenden Nicolas Bourg (Differdange, 6,5 Punkte, Rang 24), Noa Zaccaria (Echternach, 6,5 Punkte, Rang 30) vor Matthieu Zeihen, der über weite Strecken des Turniers an den vorderen Brettern im Spiegelsaal stark spielte bzw. auftrumpfte, allerdings in der Schlussrunde unglücklich gegen IM Anastasia Savina verlor.
Hier eine Tabelle mit den Spitzenplatzierungen bis Rang 25 (vollständige Rangliste und weitere Tabellen auf Turnierseite bzw. Chess-Results):
1 |
4 |
GM |
Fridman, Daniel |
GER |
2537 |
|
7,5 |
41,5 |
2313 |
2 |
5 |
GM |
Sumets, Andrey |
UKR |
2503 |
Echternach |
7,5 |
41,5 |
2297 |
3 |
6 |
GM |
Wirig, Anthony |
FRA |
2473 |
Differdange |
7,5 |
41 |
2306 |
4 |
1 |
GM |
Meier, Georg |
URU |
2607 |
SC Viernheim |
7,5 |
39,5 |
2272 |
5 |
13 |
IM |
Morawietz, Dieter |
GER |
2387 |
Klub Kölner SF |
7,5 |
37,5 |
2198 |
6 |
3 |
GM |
Van Wely, Loek |
NED |
2552 |
|
7 |
39,5 |
2295 |
7 |
2 |
GM |
Bauer, Christian |
FRA |
2572 |
Esch |
7 |
39 |
2316 |
8 |
9 |
GM |
Haub, Thorsten Michael |
GER |
2434 |
Echternach |
7 |
38 |
2230 |
9 |
18 |
IM |
Hammes, Michael |
GER |
2281 |
Echternach |
7 |
37,5 |
2200 |
10 |
15 |
FM |
Lenaerts, Lennert |
BEL |
2349 |
Philidor Genk |
7 |
37,5 |
2139 |
11 |
10 |
IM |
Wiedenkeller, Michael |
LUX |
2426 |
Echternach |
7 |
36,5 |
2190 |
12 |
22 |
WIM |
Agrest, Inna |
SWE |
2245 |
SC Viernheim |
7 |
36 |
2148 |
13 |
14 |
IM |
Shevchenko, Sergey |
UKR |
2354 |
|
7 |
32,5 |
1968 |
14 |
87 |
|
Van Pel, Gerben |
NED |
1972 |
En passant Bunschoten |
7 |
32 |
2060 |
15 |
23 |
IM |
Savina, Anastasia |
FRA |
2237 |
Esch |
7 |
32 |
1954 |
16 |
8 |
GM |
Milov, Leonid |
GER |
2437 |
|
6,5 |
38,5 |
2284 |
17 |
11 |
IM |
Noe, Christopher |
GER |
2424 |
Echternach |
6,5 |
38 |
2229 |
18 |
19 |
IM |
Grutter, Tim |
NED |
2261 |
SG Amersfoort |
6,5 |
37,5 |
2249 |
19 |
21 |
|
Maltezeanu, Stefan |
LUX |
2249 |
Bonnevoie |
6,5 |
36 |
2164 |
20 |
12 |
IM |
Seul, Georg |
GER |
2388 |
Klub Kölner SF |
6,5 |
36 |
2149 |
21 |
17 |
FM |
Mohammad, Samir |
SYR |
2297 |
Schifflange |
6,5 |
35,5 |
2081 |
22 |
16 |
FM |
Grimm, Sascha |
GER |
2320 |
SG Niederkassel |
6,5 |
35 |
2092 |
23 |
28 |
IM |
Maier, Christian |
GER |
2218 |
SC Untergrombach |
6,5 |
35 |
2078 |
24 |
68 |
|
Bourg, Nicolas |
LUX |
2014 |
Differdange |
6,5 |
34,5 |
2156 |
25 |
24 |
IM |
Philippe, Christophe |
FRA |
2232 |
Esch |
6,5 |
34 |
2071 |
Turnierseite: https://www.open-echternach.lu/index.php/de/
Internetseite des Schachclubs-Echternach: https://www.desprenger-echternach.lu/home
Ergebnisse, Rundenpaarungen, Startrangliste und Abschlusstabelle hier bei Chess-Results:
Schachturnier-Ergebnisserver Chess-results.com - Echternacher Open 2025
Information über die Stadt Echternach:
Echternach – Wikipedia