Frisch rezensiert: Martin Breutigam – Ein modernes 1.d4-Repertoire Band 2 - 1.d4 und 2.c4 gegen (fast) alles!

von Christian Hoethe
25.06.2025 – „Ein modernes 1.d4-Repertoire – Band 1 und 2“ von Martin Breutigam bietet ein komplettes, praxisorientiertes Repertoire für den weißen 1.d4-Spieler – ideal für Klub- und Turnierspieler. Der Kurs überzeugt mit klaren Erklärungen, aktiven Ideen und modernen Stellungsplänen. Rezensent Christian Hoethe zeigt, warum dieses Repertoire nicht nur solide, sondern auch gefährlich für den Gegner ist.

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IM Martin Breutigam ist wieder da: Mit seinem zweibändigen „Ein modernes 1.d4-Repertoire – 1.d4 und 2.c4 gegen (fast) alles!“ Der renommierte Chessbase- und Buch-Autor liefert – analog zu seinem 1.e4-Repertoire – das perfekte Repertoire bestehend aus giftigen und gut verständlichen Konzepte gegen alle gängigen Verteidigungen nach 1.d4. 

In diesem zweibändigen Videokurs präsentiert der Internationale Meister Martin Breutigam ein komplettes, fein aufeinander abgestimmtes Repertoire für Weiß auf Basis des Zuges 1.e4.

Auch hier werden neue Ideen und clevere Konzepte angekündigt, inspiriert von den Partien der heutigen Top-Großmeister. Dazu gibt es den lange bewährten Chessbase-Standard: zahlreiche Modellpartien, interaktive Tests und ein Tool zum Ausspielen kritischer Stellungen, damit man das neu Gelernte direkt verfestigen kann.

Was ist in den zwei Bänden konkret enthalten? 

Kostenloses Videobeispiel: Überblick

IM Martin Breutigam präsentiert Ihnen in diesem ersten Band ein komplettes Repertoire rund um das Damengambit – inspiriert von Weltklassespielern wie Magnus Carlsen und Fabiano Caruana.

Band 1 beschäftigt sich mit dem Damengambit komplett, das heißt:

  • es wird das angenommene Damengambit behandelt (hier gibt es das interessante System mit 7.b3!? als Empfehlung)
    Kostenloses Videobeispiel: Angenommenes Damengambit
  • das klassische Damengambit nach 2.c4 e6 wird mit der Abtauschvariante gekontert (IM Breutigam rückt hier den Plan mit 5.Lg5 Le7 6.e3 0-0 7.Ld3 h6 8.Lh4 c6 9.Sge2 Te8 10.0-0 Sbd7 11.a4 ins Rampenlicht)
  • Semi-Tarrasch wird klassisch mit 4.cxd5 Sxd5 5.e4 Sxc3 6.bxc3 c5 7.Sf3 cxd4 8.cxd4 Lb4+ 9.Ld2 Lxd2+ 10.Dxd2 0-0 11.Lc4 hinterfragt
  • auf Slawisch folgt 3.Sc3 Sf6, e3!?

Auch gegen die Tarrasch-Verteidigung und das zuletzt auch im Turnierschach häufiger anzutreffende Schara-Henning-Gambit gibt es wohldurchdachte Konzepte, die natürlich auch schon von der Welt-Elite gespielt wurden und sich somit nachhaltig bewährt haben. Insbesondere die Entscheidung für das moderne 6.dxc5 gegen die Tarrasch-Verteidigung ist stark. Es macht Sinn, mit dieser Wahl die Dubov-Variante zu umgehen, die es dem Anziehenden sehr schwer macht, um Eröffnungsvorteil oder Initiative zu spielen. 

Was mir besonders zugesagt hat, ist, dass sich die Empfehlungen Breutigams auch in eher selten gespielten Eröffnungen als stark erweisen. Seine Empfehlungen gegen die Tschigorin- und Keres-Verteidigung sowie das Albin Gegengambit sind einfach und zugleich gut.

Auch, wenn die Österreichische Verteidigung nach 1.d4 d5, 2.c4 c5 eine Renaissance zu erleben scheint, punktet Breutigam auch in diesem seltenen Abspiel mit Cleverness: Im 7. Zug empfiehlt er zusätzlich zu seinem Repertoirezug 7.g3 gleich zwei weitere Alternativen, im zehnten Zug wird ebenfalls noch ein weiteres Alternativabspiel empfohlen! Dies gibt einen guten Einblick in die hohe Qualität der Analysen und deren praktischen Wert für die nächste Partie! 

Sie wollen mit 1.d4 auf Erfolgskurs gehen, egal was Schwarz macht? Dann liefert Ihnen dieser Videokurs das perfekte Repertoire, entwickelt von IM Martin Breutigam.

Roter Faden in Band 2 fortgeführt

Beides zieht sich zum Glück auch wie ein roter Faden weiter durch Band 2 des modernen 1. d4-Repertoires! Gegen Nimzoindisch gibt es das moderne Abspiel mit 4. e3 nebst 5. Ld2!?, wie es von Großmeister Matthias Blühbaum gern gespielt wird. Auch im Grünfeldinder gibt es nach 1.d4 Sf6, 2.c4 g6, 3.Sc3 d5 mit 4.cxd5 Sxd5, 5.Ld2!? ein ähnliches Konzept mit einer frühen Damenläuferentwicklung nach d2. Weiß trachtet danach, das typische Gegenspiel des Nachziehenden zu reduzieren und selbst frühzeitig die Initiative an sich zu reißen.

Ein weiteres Mal beeindruckt hat mich an dieser Stelle die Gründlichkeit der Analysen Breutigams. Denn auch das sehr seltene Abspiel mit 5...c5, 6.e4 Sxc3, 7.Lxc3 cxd4, 8.Lxd4 e5!? – so bereits gespielt u.a. von GMs Giri, Dubov, Maghsoodloo – entgeht nicht seinem Radar und er findet eine interessante Lösung!

Gegen Königsindisch wird das verbesserte Seirawan-System nach 5.Sf3 O-O, 6.Ld3!? empfohlen, das interessanterweise gut spielbar zu sein scheint trotz (noch!) relativ schlechter Statistik für Weiß. Unter den Verfechtern dieser Spielweise finden sich prominente Namen wie Carlsen (natürlich - was hat er noch nicht gespielt?), Giri, Nakamura, Abdussatorov, Deac und weitere. 

Ausgangspunkt der Aronian-Variante in der spanischen Partie (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5) ist der Zug 3...Sge7, der nach Carlo Cozio benannt wurde, einem italienischen Schachmeister aus dem 18. Jahrhundert.
Der armenische Topgroßmeister Levon Aronian hat ein altes Konzept mit neuen Spielideen aufgefrischt. Ausgangspunkt der Aronian-Variante in der spanischen Partie (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5) ist der Zug 3...Sge7, der nach Carlo Cozio benannt wurde, einem italienischen Schachmeister aus dem 18. Jahrhundert.

Es gibt analoge praktische Kurzkonzepte gegen Benoni-Aufbauten, Holländisch, das Budapester Gambit, den Tango und sogar der Hippopotamus wird nicht vergessen! Einzig gegen das Wolga-Gambit war es scheinbar zu verlockend, der unverhältnismäßig erfolgreichen Hauptvariante nach 1.d4 Sf6, 2.c4 c5, 3.d5 b5, 4.cxb5 a6, 5.bxa6 g6, 6.Sc3 Lxa6, 7.e4 Lxf1, 8.Kxf1 d6, 9.Sf3 Lg7, 10.g3 O-O, 11.Kg2 Sbd7, 12.a4! zu folgen und das System der erfolgreichen Kurzkonzepte aufzugeben, was jedoch nachvollziehbar erscheint. Allerdings wurde an dieser Stelle das moderne Wolga mit 5...e6!? ausgelassen, was zeigt, dass IM Martin Breutigam auch nur ein Mensch ist! ;-)

Fazit

IM Martin Breutigam präsentiert zwei hochkarätige Bände für ein ebenso schlagkräftiges wie trickreiches 1.d4-Repertoire! Mir gefielen die bisherigen ChessBase-Kurse von Breutigam bereits aufgrund seiner guten Erklärungen und pointierten Variantenauswahl. Diese Neuerscheinung verfestigt diesen Eindruck zusätzlich. Sehr zu empfehlen!   

Zum Autor:

Martin Breutigam schreibt als Journalist und Kolumnist für verschiedene Tageszeitungen, u.a. für die „Süddeutsche Zeitung“ und den „Tagesspiegel“. Der Internationale Meister hat mehrere Schachbücher veröffentlicht, z.B. „Todesküsse am Brett“, „Himmlische Züge“ und „Genies in Schwarzweiß“ (Verlag Die Werkstatt). Bei ChessBase erschienen u.a. seine Taktik-Trilogie („Kombinieren lernen“, „Muster der Meister“, „Die Techniken im Opferangriff“) sowie einige Eröffnungs-DVDs aus der Reihe „Ein modernes Repertoire“ (u.a. „Reti-Eröffnung“, „Slawische Verteidigung“, „Sizilianische Verteidigung“).

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Christian Hoethe ist Jahrgang 1975, Vater zweier Töchter und eines Sohnes, wohnt in Braunschweig und erlernte die Gangart der Figuren relativ spät mit 13 von seinem Vater. Ein Jahr später spielte in der Schach-AG seines damaligen Erdkundelehrers, mit dem er auch heute noch ab und zu eine Partie spielt. Mit 15 landete er Dank seines Mathe-Nachhilfelehrers (!) endlich in einem Verein. Er brachte es zu seinen besten Zeiten auf eine Elo-Zahl von 2247 und spielt für den SC Wolfsburg.
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