In seinem neuen Fritz-Trainer präsentiert ChessBase-Autor Michael Prusikin ein Weißrepertoire gegen Sizilianisch nach 2…d6 und 2…Sc6. Die Wahl fiel hierbei auf die positionellen Abspiele, die jahrelang als Anti-Sizilianer und vor allem als Nebenvarianten klassifiziert wurden, sich mittlerweile aber zu alternativen Hauptvarianten entwickelt haben.
Michael Prusikin ist ein Großmeister und seit Jahren bekannter Schachtrainer. Mit einer Höchstwertung von 2571 zeugt er auch von seiner praktischen Stärke, die er in seinen Fritz-Trainer und das Training einfließen lässt. Er hat diverse Lehrwerke geschrieben, die allesamt geprägt waren von den genauen und methodischen Analysen.
Weniger Theorie. Mehr Möglichkeiten im Mittelspiel.
Sie möchten prinzipiell um Eröffnungsvorteil kämpfen, sind es aber leid, tonnenweise forcierte Varianten auswendig zu lernen, nur um am Ende festzustellen, dass sie zum Ausgleich führen, falls der Gegner seine Hausaufgaben ebenfalls erledigt hat?
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Inhalt

Diese drehen sich auf dem vorliegenden Fritz-Trainer um die beiden Abspiele Rossolimo Variante (1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5) und Moskauer Variante (1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.Lb5+) gegen die beiden Sizilianisch-Familien Sc6 und d6.
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Damit bleiben neben den Nebenvarianten noch die zwei Systeme mit 2…e6 und 2…g6 offen, die in einem Folge-Fritz-Trainer behandelt werden. Die Aufteilung der vorliegenden Systeme halte ich für sehr sinnvoll, da sie ineinander überleiten können (z.B. 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 d6 bzw. 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.Lb5+ Sc6).
Der Fritz-Trainer ist dabei sehr logisch aufgebaut und bietet fortlaufend einen Gesamtkurs zu den beiden Abspielen. Beginnend mit der Einführung und einigen Musterpartien, die den Zuschauer bereits mit Motiven und typischen Plänen wappnen sollen, geht es direkt im Anschluss daran an die Eröffnungstheorie der Rossolimo und Moskauer Variante. Hier gefällt mir vor allem, dass man die vorher besprochenen Musterpartien referenziert wiederfindet und somit Grundlagenwissen aufbauen kann. Im Anschluss an die Theorie folgen noch ergänzende Aufgaben, die zum einen das Gelernte stützen sollen (taktische und positionelle Motive), zum anderen aber auch als Gedächtnisstütze für typische Fehler dienen sollen.
Wie würden Sie hier mit Weiß spielen?
Nach den Aufgaben folgen noch zwei Kapitel, in denen man Ausspielstellungen erhält, um vorteilhafte Stellungen mitunter auch präzise verwerten zu lernen, sowie jenes zum Einstudieren des Repertoires mithilfe der Eröffnungs-App. Als Bonus findet sich noch ein Abschnitt, in dem aktuelle Großmeisterpartien zu den beiden Abspielen zu finden sind, die man sich in seine Datenbank laden kann.
Rossolimo Variante
In der Rossolimo Variante werden, neben den Nebenvarianten, die beiden Hauptsysteme 3…g6 und 3…e6 intensiv behandelt. Hierbei sind vor allem Prusikins Empfehlungen interessant.
Im Abspiel 3…g6 schlägt er neben 5.Te1 den Plan 6.Lxc6 vor. Der Zug ist nicht so beliebt, wie die Hauptvarianten 6.e5 oder 6.c3, ist aber in letzter Zeit sehr in Mode gekommen und bietet einige giftige Verzweigungen, in denen Schwarz seine Struktur und vor allem die Zugfolge gut kennen muss. Nepomniachtchi und Sjugirov sind zwei Vertreter, die dieses Abspiel häufiger gespielt haben.
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 g6 4.0-0 Lg7 5.Te1!? Sf6 6.Lxc6

Im Abspiel 3…e6 hingegen wählt er die Rochade, gefolgt von einer schnellen Öffnung des Zentrums, sobald sich der Springer nach e7 festgelegt hat. Neben Caruana hat auch Kobalia dieses Abspiel besonders häufig aufs Brett gebracht, weshalb sich das Studium der Eröffnungsvarianten der beiden Spieler lohnen sollte.
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 e6 4.0-0 Sge7 5.d4!?

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Moskauer Variante
In der Moskauer-Variante gibt es die traditionelle Dreiteilung in 3…Sd7 und 3…Ld7 4.Lxd7 Sxd7 bzw. 4…Dxd7. Ein seit Jahren sehr populärer Aufbau ist der Maróczy-Aufbau mit c2-c4, was die meisten, die die Moskauer Variante spielen, im Repertoire haben dürften. Das hat mich persönlich auch sehr gefreut, denn auf diesem Fritz-Trainer werden die Trendvarianten vorgestellt, mit denen sich ein solches bestehendes Repertoire fantastisch erweitern lässt.
Großmeister Prusikin zeigt auf diesem Videokurs Mittel und Wege auf, wie Vereinsspieler unterschiedlicher Spielstärke ihr Denken besser strukturieren können, um in scharfen Stellungen schneller und effizienter richtige Entscheidungen treffen zu können.
1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.Lb5+ Sd7 4.La4!?
Dieser Zug ist in letzter Zeit sehr hoch im Kurs und ziemlich giftig. Man will im Grunde einem schwarzen …a6 prophylaktisch entgegenwirken, indem man den Läufer bereits wegzieht. Zudem ist man, was den weiteren Verlauf anbelangt, sehr flexibel aufgestellt, da man entweder c2-c4 oder c3 und d4 spielen kann. Das Herzstück aber ist der Umstand, dass man nach dem logischen Zug 4…Sf6 den Bauern stehen lässt und kurz rochiert!

1.e4 c5 2. Sf3 d6 3.Lb5+ Ld7 4.Lxd7 Sxd7
In diesem Abspiel wählt Prusikin den Aufbau mit d3 und c4, der das Zentrum absichert und später Spiel am Königsflügel zulässt.

1.c4 c5 2.Sf3 d6 3.Lb5+ Ld7 4.Lxd7 Dxd7
Zu guter Letzt steht noch das Abspiel im Raum, in dem Schwarz mit der Dame schlägt. Hier hat sich schon seit Jahren der Zentrumsplan mit c3 und d4 bewährt.

Fazit
Auf dem Fritz-Trainer stellt Prusikin ein vollständiges Repertoire gegen die d6- und Sc6-Familien der Sizilianischen Verteidigung vor, welches mit dem Puls der Zeit geht und aktuelle Modevarianten würdigt. Das Tempo ist jedoch hoch und auch grundlegendes Wissen wird insbesondere in Abspielen wie 4.La4!? meines Erachtens vorausgesetzt, da es hier um gewisse Feinheiten geht, die im Vergleich zu anderen Abspielen erst richtig Sinn ergeben. Insgesamt jedoch eine schöne Erweiterung der bestehenden Ressourcen zur Rossolimo und Moskauer Variante, die ich jedem ans Herz legen kann.
Zum Autor:

Michael Prusikin (geb. 1978) ist Großmeister und ein bekannter Schachtrainer. Schach lernte er im Alter von 6 Jahren und faszinierte ihn fortan. Mit siebzehn Jahren wanderte er mit seiner Familie nach Deutschland aus. Schnell feierte er erste Erfolge und 1998 wurde er mit 20 Jahren Internationaler Meister, 2004 wurde er Großmeister und Im Januar 2007 erreichte Prusikin seine höchste Wertungszahl von 2571. Sein zweites Standbein war immer die Schachlehre. Zu seinen bekanntesten Schülern gehören u.a. Leon Mons, Hanna-Marie Klek und Jana Schneider.
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