Der Internationale Meister Andrew Martin aus England ist sowas wie ein Urgestein der Autoren im ChessBase-Studio. Meine Bekanntschaft mit ihm machte ich dank seiner großartigen Reihe „The ABC of…“, mit der er auf gekonnte Weise komplexe Eröffnungssysteme auf ihre Ideen herunterbrechen konnte. Dieses Talent, gepaart mit Freude und Witz machen ihn zu einem großartigen Autor. Nun ist er wieder zurück und hat eine interessante Überraschungswaffe für Schwarz gegen das Londoner System parat.
Konkret geht es um die folgende Idee:
1.d4 Sf6 2.Lf4 c5 3.e3 Sd5!?
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Diese Variante wurde u.a. von zahlreichen starken Spielern wie Moiseenko und Christopher Yoo gespielt. Schwarz möchte früh die Harmonie im weißen Aufbau stören, um sich dann mit einem zeitigen Damenzug gegen b2 zu richten. Das Tempo, das der Springer dabei „gewonnen hat“, sofern Weiß nicht das Läuferpaar abtritt, soll vorteilhafte Stellungsbilder gegenüber dem regulären Bauernraub auf b2 bieten. Der Kurs folgt einer klaren Struktur und bietet neben dem Markenzeichen Martins, einer motivierenden Einstiegspartie, eine klare Auflistung der kritischen Ideen von Weiß, gepaart mit Beispielpartien für die eigenen Analysen.
Gemäß dem Prinzip der 60-Minutes-Reihe soll das Wissen dem Schüler kompakt vermittelt werden. Dieser kann dann anhand von Trainingsdatenbanken das eigene Studium fortführen.
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Die Zielgruppe ist meines Erachtens breit gesetzt. Die Variante dient denen, die eine erste Idee gegen das Londoner System suchen, als interessanter Grundstein. Es bedarf eventuell noch des Studiums einzelner Abspiele und Zugfolgen, die Weiß wählen kann, um die Idee für das eigene Repertoire komplett aufzubereiten. Besonders aber dürften jene Spieler auf ihre Kosten kommen, die ohnehin sehr scharfe Idee mit frühem …d5, …c5, …Db6 oder …c5 spielen, da Andrew Martins Idee hier kleine Nuancen bietet, die manche Weißspieler mitunter aus der Vorbereitung werfen könnte.
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Neben den Videolektionen enthält der Kurs folgendes Zusatzmaterial:
– Datenbanken mit Analysen zum praktischen Kopieren in die eigene Datenbank
– Beispielpartien

Mit „60 minutes – Outsmarting the London System“ hat Andrew Martin eine nette Idee entwickelt, die er kompakt im Stil der Reihe aufbereitet. Nach den 60 Minuten kann man direkt loslegen und die Idee in der Praxis anwenden. Die kritischen Varianten werden beleuchtet und anhand von Beispielpartien gefestigt. Insgesamt ein gelungener Beitrag zur klassischen 60-Minutes-Reihe.
Gesamtwertung: 4,5/5
Positiv:
✔ Eine giftige Überraschungswaffe
✔ Klarer Aufbau der Datenbank
✔ Kritische Analysen berücksichtigt
Negativ:
– Eventuell etwas spärlich bzgl. Textkommentaren innerhalb der einzelnen Partien
Zum Autor:

Andrew David Martin (* 18. Mai 1957 in West Ham, London) ist ein englischer Schachspieler mit dem Titel eines Internationalen Meisters. Martin ist Sieger verschiedener internationaler und nationaler Turniere. Er spielt seit Jahren in der Four Nations Chess League, aktuell (Stand: Juli 2009) für Wood Green Hilsmark Kingfisher, zuvor für den Chamberley Chess Club. Seinen Titel als Internationaler Meister erhielt Martin im Jahre 1984. Seine erste Großmeister-Norm konnte er bei der Britischen Meisterschaft in Brighton im Jahre 1997 erkämpfen. Martin war Kommentator der Schachweltmeisterschaft zwischen Kasparow und Kramnik im Jahre 2000.
Am 21. Februar 2004 erreichte Martin einen neuen Weltrekord im Simultanschach. Er spielte gleichzeitig gegen 321 Schachspieler. Sein Resultat war: 294 Siege, 26 Unentschieden und lediglich eine Verlustpartie. Martin ist bekannt als professionaler Schachlehrer und Cheftrainer des englischen Jugendteams. Er trainiert in acht Schulen (Yateley Manor, Aldro, Millfield, Sunningdale, Waverley School, St Michael’s Sandhurst, Wellington College, Salesian College). Martin ist Schachkolumnist, Schachbuchautor und Autor verschiedener Lehrvideos. Er war Verleger der Serie Trends Publications. Martin lebt in Bramley, England, ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen.
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