Die Nimzowitsch-Indische Verteidigung (1.d4 Sf6, 2.c4 e6, 3.Sc3 Lb4) gilt als eine derart starke Waffe, dass Weiß-Spieler sie seit knapp 25 Jahren zu umgehen versuchen. Dies führte, insbesondere dank Weltmeister Kramnik, zu einer Flut an Katalanisch- und Damenindisch-Partien, die den Nachziehenden stark unter Druck setzten.
Es war also nur natürlich, dass sich die Schwarzspieler auf die Suche nach einer ähnlich flexiblen Verteidigung gegen 3.Sf3 begeben haben, um zu beweisen, dass "Black okay" ist.Kostenloses Videobeispiel: Introduction
Der neue Fritztrainer "Reinventing the Ragozin" des sympathischen indischen Großmeisters Surya Ganguly präsentiert ein interessantes Eröffnungsrepertoire für Schwarzspieler auf Basis der Ragozin-Zugfolge 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.Sc3 Lb4. Im Inhaltsverzeichnis findet man dabei alle wesentlichen Varianten: das moderne 5.cxd5 exd5 6.Lf4, Aufbauten mit Db3 sowie mit e3, Abspiele mit frühem Lg5 – mit oder ohne den Einschub von cxd5 sowie exd5 oder Da4+ – und natürlich das kritische 5.Da4+.
Kostenloses Videobeispiel: 5.cxd5 exd5 6.Lf4

GM Ganguly, dessen höchste Elo-Zahl bei 2676 liegt, zählt zu den erfolgreichsten indischen Schachspielern und wurde sechsmal in Folge indischer Einzelmeister (2003–2008)
Er vertrat Indien bei sechs Schacholympiaden und gewann zweimal Einzelgold bei Mannschaftsweltmeisterschaften (2010 und 2019). Ganguly war zudem Mitglied des Sekundantenteams von Viswanathan Anand bei dessen Weltmeisterschaftserfolgen gegen Kramnik, Topalov und Gelfand und wurde für seine sportlichen Leistungen mit dem Arjuna Award, einer der höchsten Sportauszeichnungen Indiens, geehrt. Kurz gesagt: kaum jemand ist kompetenter als dieser sympathische Mann, der pädagogisch tatsächlich vorbildlich instruktiv zu erklären versteht!
Anhand einer Ragozin-Schlüsselvariante möchte ich dabei einmal aufzeigen, warum mir die Herangehensweise Gangulys so besonders gefallen hat und warum selbst Ragozin-erfahrene Spieler dank dieses Fritztrainers viel Neues finden werden! Denn Großmeister Ganguly hält es mit Frank Sinatra: Er geht seinen ganz eigenen Weg. Und dieser führt zu einer besonders individualisierten Variantenauswahl!
Schauen wir uns nach 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.Sc3 Lb4 eine der kritischen Hauptvarianten an, nämlich 5.Da4+: Dies erzwingt die Antwort 5...Sc6 und macht den Angriff c7-c5 auf das weiße Zentrum für lange Zeit unmöglich. 5.Da4+ gilt als kritisches Abspiel und wird dem Anziehenden auch von einer Reihe von Eröffnungstheoretikern empfohlen.
An dieser Stelle gelten 6.e3, 6.Lg5 und 6.a3 als Hauptfortsetzungen. Sehen wir uns jetzt einmal exemplarisch den Letztgenannten an: Nach 6...Lxc3+ 7.bxc3 empfiehlt der indische Großmeister den verhältnismäßig neuen Zug 7...O-O!? und erklärt sogleich, wie er über den geläufigsten Zug 7...Se4 denkt:
"How is this position in times of Computer? Zero point zero zero.
Can we Play this? Obviously, yes, we can play this.
Are we playing this? No, we are not playing this."

Dabei lächelt er verheißungsvoll und vielversprechend in die Kamera, bevor er erklärt, warum seine Wahl auf 7…O-O fiel. Einfach herrlich!
An anderer Stelle erklärt er erneut seine von der Standard-Theorie abweichende Zugfolge und sein Bestreben, neuen Wein in alten Schläuchen zu finden, sein „System“ also, wie folgt:
"How am I finding something fresh?" – "We are checking differently. We are fine-tuning our move-order and making it unique and special in our own way."
Die knapp 5 Stunden Videolaufzeit vergehen dabei wie im Fluge! Wer besonders engagiert ist, kann die neuen Varianten problemlos über Chessbase oder die WebApp Opening in das eigene Eröffnungsrepertoire integrieren und dort speichern. Natürlich kann man das neue Repertoire auch trainieren oder daraus Schlüsselzüge finden – bei den interaktiven Tests gibt es entsprechendes Videofeedback und vertiefende Erklärungen.
Die Trainingsstunden mit GM Ganguly machen Spaß! Wie ein guter Freund aus dem Schachclub - bloss mit deutlich mehr Elo als man selbst - teilt Ganguly seine Entdeckungen und Erkenntnisse mit dem Zuschauer und vermittelt so das Gefühl, das Finden der zum großen Teil neuen Ideen ist völlig einfach und kommt so natürlich wie das Lächeln eines Babys. Sehr empfehlenswert!
Surya Shekhar Ganguly ist einer der am meisten ausgezeichneten Großmeister, die Indien hervorgebracht hat. Zu seinen größten Erfolgen zählen der Gewinn der Nationalen Meisterschaft, die er von 2003 bis 2008 sechs Mal in Folge gewann, die Asiatische Kontinentalmeisterschaft im Jahr 2009 und so bedeutende offene Turniere wie das Fujairah International Open im Jahr 2012 und das Belt and Road Open im Jahr 2019. Er vertrat Indien auch bei sechs Olympiaden und holte zweimal Einzelgold bei der Mannschaftsweltmeisterschaft, 2010 und 2019. Außerdem gehörte er zu dem Team von Sekundanten, das Vishy Anand in drei Weltmeisterschaftskämpfen zum Sieg verhalf, und zwar gegen Kramnik, Topalov und Gelfand in den Jahren 2008, 2010 und 2012.
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