Für Kunstfreunde: Chess in Art

von André Schulz
09.10.2020 – Chess in Art ist ein großformatiger Prachtband für alle Schachfreunde mit Sinn für die Kunst. Das Buch lädt zu einer Zeitreise durch die Welt der Kunst ein, und zeigt auf über 300 farbenfrohen Seiten, was diese mit dem Schach verbunden ist. Und jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte.

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Schach und Kunst

Chess in Art, Schach in der Kunst, ist ein Projekt von Peter Herel Raabenstein. Der tschechische Maler und Konzeptkünstler (Redblue Dimension) hat in einer gewaltigen Fleißarbeit Darstellungen des Schachspiels in der Kunst gesammelt, zeitlich eingeordnet und eine große Auswahl nun in einem schweren Prachtband veröffentlicht.

Chess in Art Homepage...

Peter Herel Raabenstein wurde 1967 in Hradec Králové (Königgrätz) geboren und lebt heute in Prag. Eine längere Zeit, 15 Jahre lang, hielt Raabenstein sich in den Niederlanden auf und studierte dort unter anderem Malerei und Kunst an der Gerrit Rietveld Akademie. Nach seiner Rückkehr nach Tschechien gründete er in Prag die Galerie Zátiší für zeitgenössische Kunst. In seinem Projekt "Redblue Dimension" demonstriert er in vielen unterschiedlichen Darstellungen die emotionale Wirkung der Farbkombination von Rot und Blau. Der Künstler wurde dabei stark von Goethes Farbenlehre inspiriert.

 

Mit "Chess in Art" hat sich Peter Herel Raabenstein nun auch als Autor betätigt, wobei das Buch ganz auf die Wirkung der in ihm abgedruckten Bilder setzt. Text gibt es nur im Vorwort und im Prolog.

Das Buch ist eine Zeitreise und eine geografische Reise durch die Welt der Kunst, gleichzeitig eine Betrachtung der Geschichte des Schachspiels und seiner Darstellungen. Jede Seite des über 300 Seiten dicken Buches ist einem Werk gewidmet, die Bilder sind nach Epochen sortiert.

Der erste Abschnitt enthält Darstellung der Epoche von 1100 bis 1500, also Bilder aus der spätmittelalterlichen Romanik, dem Übergang zur Gotik bis zur Renaissance. Die ersten Seiten sind mit Bildern aus den Büchern des Jacobus de Cessolis (1250-1322) gefüllt. Das Schachspiel genießt offenbar eine hohe Wertschätzung und dient als Allegorie auf die Gesellschaft. Die Schachfiguren repräsentieren die Stände. Der König ist machtlos ohne den Adel, den Klerus und die Bauern.

Es folgen Illustrationen aus dem Buch der Spiele Von Alphonso X. von Kastilien (Alfons der Weise) und anderen Darstellungen des Schachspiels in verschiedenen Zusammenhängen. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts können die Künstler keine Perspektive darstellen. Das Schachspiel wird meist als quadratische Fläche abgebildet. Der spätgotische Maler Nicolo di Pietro ist der erste, der in dieser Sammlung ein perspektivische Schachbrett abbildet. Drei Gelehrte sitzen um das Brett herum. Einer hat ein Buch aufgeschlagen, offenbar ein Schachlehrbuch. Schach wird als schwieriges Spiel angesehen und als Betätigung für Gelehrte.

Im Laufe der Jahrhunderte ist das Schachspiel immer wieder ein Thema für Maler und Künstler. Heute gilt Schach als recht friedfertiges Spiel. Alle Aggressionen spielen sich auf dem Brett ab und Handgreiflichkeiten zwischen den Spielern sind eher selten.

Das war aber offenbar nicht immer so, wenn man der Darstellung von Loyset Liedet glauben darf. In seinem Bild werden Schachspieler ermordet.

 

Gewalt im Schachclub

Um 1730 malte James Northcote, Mitglied der britischen Royal Academy of Arts, ein Gemälde mit zwei Schachspielern. Northcote war sehr produktiv und besonders für seine Darstellungen von exotischen Tieren berühmt. Das Bild "The Chess Players" zeigt zwei gut situierte Schachspieler in einer schon fortgeschrittenen Situation auf dem Schachbrett. Ein junger Mann (?) schaut zu. Unter dem Tisch sitzt ein kleiner Hund. In seiner Bildbeschreibung glaubte Peter Herel Raabenstein, dass der vermeintlich junge Mann in Wirklichkeit eine Frau mit Kurzhaarschnitt und sie der eigentliche Mittelpunkt des Bildes ist. Dafür führt er eine Reihe von Beweisen an. 

So wie Bilder dieser kleinen Auswahl erzählen auch alle anderen abgedruckten Bilder und Gemälde eine Geschichte und jedes Bild regt zum Nachdenken an: Welche Geschichte wollte der Maler erzählen und welche Rolle spielt das Schachspiel in dem jeweiligen Kontext? 

Im Anhang findet der Leser zu jedem Bild und zu jedem Maler biografische Daten und ein paar Hinweise.

Chess in Art ist eine farbefrohe Reise durch die Welt der Kunst mit dem verbindendem Thema des Schachspiels, endet aber etwas abrupt. Fortsetzungsband 1900-? dringend erwünscht!

Chess in Art ist das richtige Buch für alle Liebhaber der Schachkultur.

Chess in Art, ca. 110 Euro

Chess in Art Homepage...

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Red Blue Dimension...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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