Gefährliches Après-Schach in Moskau

von ChessBase
16.09.2004 – Einer der Höhepunkte der russischen Schachsaison sind die Moskauer Blitzmeisterschaften, die traditionell im Freien gespielt werden. Aus Angst vor terroristischen Anschlägen wurden sie in diesem Jahr jedoch kurzfristig in ein Hotel verlegt. Anna Dergatschova war wieder dabei, traf viel Prominenz und zog im Anschluss noch zusammen mit dem Scharfschützen Morozevich durch den Moskauer Gorky-Park, wo sie auch einen Streichelzoo besuchten. Keine Angst. Es konnte nichts passieren. Der Tiger (Foto) war angeleint. Schach und Apres-Schach in Moskau...

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Die Moskauer Blitzmeisterschaft
Von Anna Dergatchova

Wahrscheinlich bin ich nicht der einzige Mensch, der seinen Geburtsort allen anderen Plätzen dieser Erde vorzieht. Aber ich hatte Glück gehabt in Moskau geboren zu sein. Und diese Stadt hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Bei jedem Urlaub dort, fühle ich mich wie neu geboren. Und natürlich, außer tausend Besuchen von Freunden und Verwandten, Buchläden und Musikgeschäften, versuche ich nachzuschauen, was es dort neues in der Schachwelt gibt.

Neuerdings erlernen in der Russischen Sozialen Universität junge Menschen den Beruf des Schachstrainers und Managers. Alle Studenten spielen selbst ziemlich stark, es gibt zwischen denen sogar Internationale Meister (und Meisterinnen), doch sie wollen keine Schachprofis werden, im Gegensatz zu dem schon lange existierenden Sportinstitut.

Die Studenten hier möchten später das königliche Spiel den Kindern beibringen.

Die Idee ein solches Fach zu öffnen, gehörte meinem ersten Schachtrainer Alexander Kostjev, der zurzeit dort Dekan ist und neben seinem Beruf sich auch in internationalen Organisationen für das Schulschach sehr engagiert. Auch meine Freundin und ehemalige Schülerin meines Vaters Tamara Minogina ist dort als Lehrerin tätig. Ich wurde vorgestellt als WIM und Schachjournalistin und habe sogar eine kleine Rede gehalten, wie toll ich deren zukünftigen Beruf finde. Und über die 5 verlorenen Jahre, die ich versehentlicher Weise in der Pädagogischen Hochschule verbracht habe, obwohl mir eigentlich ziemlich schnell klar wurde, dass ich nicht mehr als eine mittelprächtige Lehrerin für Russische Sprache und Literatur abgeben würde. Und wie sinnlos es ist, sich vom Schach zu verstecken. Ein leidenschaftlicher Spieler bleibt ein Spieler sein Leben lang.

Selbstverständlich musste ich das Blitzturnier besuchen. Leider wurde dieses Jahr wegen der vielen terroristischen Anschlägen das beliebteste Moskauer Turnier ins Präsident-Hotel verlegt. Dies geschah sehr kurzfristig. Furchtbar schade um das Turnier. Die ganze Atmosphäre ging verloren. Unter den Zuschauern befanden sich nur die Organisatoren, Journalisten und wenige eingeladene Schachspieler.


Sergey Smagin im im Präsident Hotel


Badminov und die 14-jährige IM Vera Nebolsina


Die jüngste Zuschauerin


Der älteste Zuschauer: David Bronstein (80) mit Ljudmila Belavenez


Zweimal Irina: Irina Vasilevich und Irina Zagurdjaeva


Maria Manakov sorgte kürzlich als Covergirl für Aufsehen

Ganz anders als letztes Jahr und die ganzen Jahre davor: eine Menge der Schachliebhaber, die sonst fast über das Brett hängen und sogar versuchen Ratschläge zu geben, frische Luft, Sonne, das Museon mit den Blumen und Skulpturen – nichts davon war da. Ein großer Saal mit Plakaten und Luftballons geschmückt, konnte die Schönheit der Natur nicht wirklich ersetzen.

Das Turnier selbst war wie immer stark besetzt.


Alexandrov, Grischuk, Motylev


Zvjaginzev - Motylev


Faruch Amontatov

Außer wenigen gesetzten Spielern mussten sich die Anderen im harten Kampf durch die drei Halbfinale beweisen. Doch die Tabelle und Ergebnisse habt ihr wahrscheinlich schon gesehen. Das Turnier hat Alexander Morosevich gewonnen, dem ich auch vom ganzen Herzen Glück gewünscht habe.


Sieger Alexander Morozevich nimmt die Glückwünsche von Schachlegende David Bronstein entgegen.


Grischuk (li.), hier gegen Rjasanzev


Vorjahressieger Dreev (li.), hier ebenfalls gegen Rijantsev

Alexander Grischuk wurde Zweiter. Alexey Dreev, der Gewinner des Samovares (traditionelle russische Teekanne) im letzten Jahr, hat dieses Mal keine Chance auf die vorderen Plätze.

Der einzige Konflikt bei dem Turnier war auch mit seinem Namen verbunden. Es ist schwer nachzuvollziehen, was beim Zocken abgeht, jedoch irgendwie blieben ihm in der Partie gegen GM Valerij Popov nur 2 Sekunden auf der Uhr. Alexey meinte, dass beide Uhren gleichzeitig liefen und bat um die Zeitzugabe. Nachdem er noch 30 Sekunden bekommen hat, gelang es ihm den Gegner Matt zu setzen.


Streitfall Dreev-Popov

Eine andere Überraschung war der Besuch vom Ex-Weltmeister Boris Spassky. Und wie erst später bekannt wurde, bleibt Boris Spassky dieses Mal etwas länger in Moskau.


Ex-Weltmeister Boris Spassky (re.)

Seine neue Aufgabe ist die des Redakteurs der Schachzeitung „Schachmatnaja Nedelja“ (für diese Zeitung habe ich früher sehr gern geschrieben, aber damals war diese gerade Dank der unermüdlichen Hilfe von Vladimir Barsky, Ilja Odesskij und Maxim Notkin geboren und bekannt geworden. Jedoch haben sich die Zeiten geändert, aber das ist eine andere Geschichte). 

Nach dem Turnier bin ich mit dem Alexander-Morosevich-Fan-Club anstatt zum Bankett in den Gorky-Park gegangen. Anschließend gab es einen Spaziergang durch Moskau und das Abendessen bei einem Japaner.


Morozevich und Co....


Der Gorky-Park


Anna und Tiger


Alles halb so wild: Der Tiger wird mit einem Strick gehalten


Notfalls hätte Alexander auch einschreiten können


Lecker

In Moskau ist vieles 24 Stunden lang geöffnet: Kaffees, Kasinos, Cinema, Geschäfte und sogar Friseursalons. Darüber im November mehr. Dieses Jahr wird nämlich das vermutlich stärkste Finale der russischen Meisterschaft in der Hauptstadt ausgetragen. Mit allen großen K´s. Mein persönlicher Favorit ist natürlich Garry Kasparov.



Eure Anna (rechts)

 

Endstand:

1

Morozevich
15

2.

Grischuk
14

3–5

Deviatkin, Riazantsev, Zvjaginsev
13

6

Malakhov
12

7

Popov
11

8–11

Aleksandrov, Amonatov, Dreev, Najer 
10

12–13 

Dvalishvili, Sakaev
9

14–15

Vorobiov, Saulin
8

16

Rytchagov
7

17

Motylev
6

18

Shorokhov
4

19

Nachev
3

20

Glotov
1

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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