"Challenge de la ville de Diekirch"
21. Pokal der Stadt Diekirch und Luxemburger Schnellschach-Einzelmeisterschaft
Text und Fotos: Gerd Densing
An einem wettermäßig sehr wechselhaften Sonntag fand im luxemburgischen Diekirch
mit 53 Teilnehmern am 8. Juli die 21. Auflage der traditionellen "Challenge de
la ville de Diekirch" statt, ein kleines aber feines Schnellschachopen. Begonnen
hatte das Schachwochenende in der schönen und alten Stadt Diekirch im Nord-Osten
Luxemburgs mit einem Jugendturnier in zwei Altersklassen am Samstag mit insgesamt
42 Spielerinnen und Spielern.
Vor Turnierbeginn
Nachwuchstalente
Nach dem Schnellschachturnier in Echternach vor wenigen Wochen stand erneut das
"ältere" Open in Diekirch auf dem Programm. Das vom Schachclub Nordstad in Diekirch
ausgetragene Turnier ist jedes Jahr einer der Schach-Höhepunkte im benachbarten
Luxemburg. Wie bereits im Vorjahr, galt das Turnier auch dieses Jahr gleichzeitig
als Luxemburger Einzelmeisterschaft im Schnellschach mit zusätzlichen Geld- und
Sachpreisen für die bestplatzierten Luxemburger Spieler.
Anders als im Vorjahr war GM Georg Meier aus Trier - der Seriensieger der Jahre
2007 - 2009 und Zweitplatzierte aus 2010 wieder mit am Start - "Vorbereitung auf
Dortmund?".
GM Georg Meier
Auch der "Diekirch-Veteran" IM Thorsten Michael Haub und der Überraschungssieger
des Jahres 2010, IM Svetlin Mladenov waren am Start. Erstmals waren GM Andrei
Orlov und Reisepartner IM Michael Feygin in Diekirch mit dabei.
IM Thorsten Michael Haub
IM Svetlin Mladenov
Weiterhin komplettierten der junge IM Vladimir Hamitivici und IM Pascol Vandervoort
als Diekirch-Neulinge das Feld der Internationalen Meister. Insgesamt waren 11
Titelträger unter den Teilnehmern vertreten und damit das Feld neben vielen bekannten
Luxemburger Spielern ähnlich gut besetzt wie in den Vorjahren. Bemerkenswert war,
dass mehr als die Hälfte der Spieler Wertungszahlen von mehr als 2000 aufwiesen
und das Niveau entsprechend hoch war. Der Berichterstatter war - anders als in
vergleichbaren Schnellturnieren - ganz klar im unteren Drittel der Setzliste zu
finden - konnte aber durch mehrere Erfolge gegen nominell stärkere Spieler in
der oberen Tabellenhälfte landen.
Die am weitesten angereiste Teilnehmerin - und gleichzeitig spielstärkste Frau
im Feld - war wie im Vorjahr Liana Aghabekian aus Armenien. Sie lebt seit einiger
Zeit in Luxemburg, fühlt sich offenbar dort auch sehr wohl und hat vor wenigen
Wochen geheiratet.
Liana Aghabekian
Der Turniermodus des Open blieb unverändert bei 25 Minuten Bedenkzeit pro Spieler
und Partie bei 7 Runden nach Schweizer System. Wie immer, gab es in der langen
Mittagspause wieder leckere "Spaghetti Bolognese" …
Neben dem Turnierumfeld, den netten Gastgebern und Teilnehmern sprechen insbesondere
die hervorragenden Turnierbedingungen in der "Aal Seeerei" - zu Deutsch - "im
alten Sägewerk" für das Turnier.
Das ehemalige Sägewerk ist seit einigen Jahren ein ansehnliches Veranstaltungszentrum,
welches sehr viel Platz und eine hervorragende Klimatisierung bietet, sodass es
stets angenehm kühl bzw. klimatisiert während den Partien war. Die Turnierorganisation
erfolgte routiniert und souverän durch den internationalen Schiedsrichter und
Vereinsvorstandsmitglied René Recking.
Blicke in den Turniersaal
Georg Meier war klarer Favorit für den Turniersieg. Er zeigte konstant gute Leistungen
und konnte sich mit 2 Remis und ohne Verlustpartie gegen das Tandem Orlov und
Feygin durchsetzen und aufgrund besserer Feinwertung mit 6 aus 7 vor dem punktgleichen
GM Andrei Orlov seinen 4. Titel in Diekirch gewinnen. Besonders interessant war
die Partie zwischen Svetlin Mladenov und Georg Meier, welche in einer hektischen
Zeitnotphase zwischendurch ziemlich nach Remis aussah (Möglichkeit der 3-maligen
Stellungswiederholung für Svetlin Mladenov). Der Sieger aus 2010 spielte jedoch
weiter auf Gewinn, doch ging der Plan nicht auf und Georg Meier konterte und konnte
danach einen wichtigen ganzen Punkt verbuchen.
Svetlin Mladenov gegen Georg Meier
Es folgten dann an Brett 1 in den nächsten Runden Remisergebnisse zwischen Georg
Meier und Andrei Orlov bzw. Georg Meier und Michael Feygin.
Georg Meier gegen Michael Feygin
In der Schlussrunde gewann Orlov gegen seinen Reisepartner Feygin und Georg Meier
setzte sich gegen IM Pascol Vandevoort durch. Nach einem guten Schlussspurt und
interessantem Partiegewinn gegen IM Svetlin Mladenov (2 Türme und Läufer gegen
Dame und Läufer bei einem Minusbauer) schob sich IM Thorsten Michael Haub in der
Tabelle vorbei und wurde 3. Im Gesamtklassement und einziger Spieler mit 5,5 Punkten.
Die erste Turnierüberraschung war bereits in Runde 1 zu vermelden, als die zweitstärkste
Frau im Feld, Elvira Mass, gegen IM Feygin an Brett 2 kurz vor einem überraschenden
Sieg stand, aber ein mehr oder weniger klares Bauernendspiel durch zu schnelles
Runterblitzen zum Remisergebnis verschob.
Beinahsensation in Runde 1
Elvira Mass
Bester Luxemburger Spieler - und Gewinner des entsprechenden Preises - war Philippe
Linster auf Platz 7 mit 5 Punkten aus 7 Partien. Beste Frau im Feld wurde WIM
Liana Aghabekian mit 4 Punkten auf Platz 19.
Philippe Linster
Fazit: Es war auch dieses Jahr wieder ein sehr schönes Schnellschachopen in sehr
angenehmer, freundschaftlicher und netter Atmosphäre.
Abschlusstabelle/Fortschrittstabelle
zum Download...
Siegerfoto und Preisträger
Auf den Nachbarbrettern ist mehr los...
Aufmerksamer Kiebitz bei Haub gegen Mladenov
Georg Meier gegen Fred Berend
Georg Meier und Elvira Mass