Generation Cup: Carlsen mit dem besten Start

von André Schulz
19.09.2022 – Am Sonntag begann der Julius Bär Generation Cup, der besondere Brisanz dadurch erhält, das Magnus Carlsen und Hans Niemann hier beide mitspielen. Nach dem ersten Tag führt Carlsen. Niemann gehört zur Verfolgergruppe. Vincent Keymer liegt mit 50% auf Platz neun, nachdem er in der 4. Runde gegen Niemann verlor. | Foto: Anna Shtourman / FIDE

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Am Sonntag begann der Julius Bär Generation Cup, ein Online-Turnier der Meltwater Champions Chess Tour. Hier nehmen Großmeister aus mehreren Generationen teil, weshalb man dem Turnier diesen Namen gegeben hat. 

Boris Gelfand (54) und Vasyl Ivanchuk (53) vertreten die ältere Spielergeneration. Levon Aronian (40) David Navara (37), Radoslaw Wojtaszek (35), Magnus Carlsen, (31), Ivan Saric (32), Le Quang Liem (31), Baskaran Adhiban (30) und Anish Giri (28) gehören zur mittleren Generation. Jan Krzysztof Duda (24), Arjun Kumar Erigaisi (19), Hans Niemann (19), Rameshbabu Praggnanandhaa (17), Vincent Keymer (17) und Christopher Yoo (16) repräsentieren die "jungen Wilden". Die Grenzen sind natürlich etwas fließend.

Die jungen Leute sind mit dem Computer, dem computergestützten Training und dem Online-Schach groß geworden. Sie kennen gar keine Welt ohne Computer. Für Vasyl Ivanchuk und Boris Gelfand, beide noch in den 1960er Jahren geboren, liegt die Sache etwas anders. Als sie in den 1970er Schach lernten, damals noch in der Sowjetunion, war die Schachinformation und das Schachtraining noch analog. Später haben sie die ganze Entwicklung miterlebt. Als ChessBase sich als Trainingswerkzeug verbreitete, gehörten sie schon zur Weltspitze. Die ersten Online-Schachspielplattformen gab es erst Ende der 1990er Jahren. 

Wir würden sich die „Oldies“ wohl im Kreis der versierten jungen Mausspieler behaupten?

Der Julius Bär Generation Cup wird nach bekanntem Muster durchgeführt. Die 16 Teilnehmer treten zunächst in einem Rundenturnier im Modus jeder gegen jeden an. Die besten Acht rücken in die K.o.-Runden vor, wo es dann mit Minimatches weitergeht. Die Vorrunde des Turniers wird an vier Tagen absolviert, mit jeweils vier bzw. drei Schnellschachpartien pro Tag. Siege werden mit drei Punkten honoriert. Für ein Remis gibt es einen Punkt.

Besondere Brisanz bietet die Teilnahme von Magnus Carlsen und Hans Niemann. Der Weltmeister hat sich bekanntlich nach seiner Niederlage gegen Hans Niemann im Sinquefield Cup vom Turnier zurückgezogen, ohne Begründung, aber verbunden mit einem vielsagenden Videozitat in einer Twittermeldung Dies wurde dahingehend interpretiert, dass Carlsen glaubt, dass Niemann mit unlauteren Mitteln, sprich Computerhilfe spielte. Es folgte eine intensive Diskussion in den sozialen Medien mit Tweets, Podcasts, Untersuchungen und Interviews. Das direkte Aufeinandertreffen der beiden direkt involvierten Spieler wird es am Montag in Runde 6 geben.

Aus deutscher Sicht erfreulich ist die Teilnahme von Vincent Keymer. Er ist einer der besten Jugendlichen der Welt und der erste Deutsche seit Robert Hübner, der vielleicht in die Weltspitze vorstoßen kann. Bei der kürzlich beendeten polnischen Mannschaftsmeisterschaft hat er die Elomarke von 2700 überschritten und gehört nun zur Riege der „Supergroßmeister“. Mit 17 Jahren. Das Ende der Fahnenstange ist sicher noch nicht erreicht.

Vincent Keymer startete mit zwei Remis und einem Sieg gegen David Navara, verlor dann aber in der letzten Runde gegen Hans Niemann. Der US-Großmeister begann mit Siegen gegen Boris Gelfand und Christopher Yoo, verlor dann gegen Radoslaw Wojtaszek, bevor er Keymer besiegte.

Chef im Ring am ersten Tag war Magnus Carlsen. Er gewann drei Partien, spielte eine Remis und holte aus dem ersten vier Runden 10 Punkte (Dreipunkteregel). 

Die beiden Veteranen hatten unterschiedliche Turnierverläufe. Nach einer Niederlage gegen Praggnanandhaa glänzte Vasyl Ivanchuk mit drei Siegen gegen Saric, Giri und Duda.
 

Der frühere FIDE-Vizeweltmeister spielte aus seiner Heimatstadt Lviv aus und sprach am Ende des Spieltages in einem Interview über den Krieg gegen sein Heimatland:

"Ich hoffe, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet wird. Ich möchte nicht, dass Menschen, die ich kenne, getötet werden. Ich hoffe, die Menschen können logisch denken, sie müssen etwas tun, um diesen Albtraum zu beenden. Junge Menschen werden für Nichts getötet."

Für Boris Gelfand lief es im Turnier am ersten Tag nicht so gut. Er hatte gute Stellungen und gute Ideen, aber sie funktionierten nicht. Ein typisches Beispiel ist die folgende Partie:

 

 


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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.